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Steffen Stoll

6. April 2021

Freude am Fehler – wofür wir gut sein wollen und es auch können

„Bloß keinen Fehler machen!“ Kennst du das Gefühl, das dieser Satz auslöst? „Bloß nichts falsch machen!“ oder „Wehe, wenn das noch einmal vorkommt“ oder „Das hast du schon wieder nicht geschafft“ sind Sätze, die in einem Menschen nicht nur Beklemmung und Beunruhigung auslösen
können, sondern sogar Angst. Das Selbstvertrauen schrumpft auf null, während das Herzklopfen
steigt.

Schon in der Schule werden wir durch solche Ansagen geprägt, wir werden geführt durch den beängstigenden Blick auf den Misserfolg. Bloß keine Fehler machen – das führt dazu, dass wir innerlich angetrieben werden, allerdings auf einer negativen Grundform basierend, denn die Ur-
Emotion Angst wird dadurch bedient.

Wer jeden Tag oder auch öfters in seiner Woche in einem Angst-Stress-Verhältnis lebt, wird feststellen müssen, dass das nicht nur irgendwann Krankheiten und psychische Beeinträchtigungen verursacht, sondern enorm die Leistungsfähigkeit und Produktivität eindämmt. Menschen sind so
getrieben davon, Fehler zu vermeiden – dass sie gar nicht bemerken, wie wichtig und wertvoll Fehler im Leben sind.

Ein Blick auf Fehler

Schaue dir das Wort einmal ganz genau an: FEHLER. Nehme die Buchstaben auseinander, du kannst sie gerne auf einzelne kleine Zettel schreiben:
F-E-H-L-E-R. Wenn du nun die vorhandenen Buchstaben etwas durcheinanderwirbelst und neu zusammensetzt, welcher Begriff entsteht dann ganz neu? Du kannst ein so genanntes Anagramm bilden: Aus einer bekannten Buchstabenfolge entsteht durch die Umstellung ein neues Wort. Was ist bei dir herausgekommen?

Im Begriff FEHLER steckt das Wort HELFER.

Wie wirkt das auf dich? Was löst das in dir aus? Ein Fehler kann dir bei etwas helfen, er kann dir gewissermaßen zur Hand gehen. Wenn du diesen neuen Blick auf deine Fehler gewinnst, kannst du eine veränderte Freude am Tun entwickeln – schließlich kann dir jetzt nichts mehr passieren. Wenn
du etwas falsch machst, ist das zu einer Erkenntnis gut. Du kannst dich in eine etwas distanzierte Position begeben, anstatt dich ständig um deinen Fehler zu drehen und dich dadurch verrückt zu machen. Ganz gleich, ob du dich bei etwas geirrt oder einen Fehlschlag erlebt hast, ob sich ein Mangel offenbart hat oder ein Versehen, ob du dir einen Schnitzer erlaubt hast oder einen Fehltritt, ob du dich in einem Widerspruch verheddert hast oder einen Verstoß begangen: Du kannst deinen Fehler stehen lassen, einen Schritt zur Seite gehen und dich ganz offen fragen: Was habe ich bis zu
dem Fehler denn eigentlich gut gemacht? Was hat bis zu diesem Punkt funktioniert? Fokussiere dich auf den Weg bis zum Fehlerpunkt, denn bis dahin ist dir Vieles gelungen. Und das hat mehr Gewicht und Relevanz als der Fehler an sich.

Selbstwirksamkeitsüberzeugung – schon mal gehört?

Bleib Dir treu, bei dem was Du tust!

Bei der Selbstwirksamkeit (self-efficacy beliefs) geht es im Kern um die individuelle Überzeugung einer Person, auch schwierige Situationen und Herausforderungen aus eigener Kraft erfolgreich bewältigen zu können. Geprägt wurde der Begriff vom amerikanischen Psychologen Albert Bandura
(vgl. Satow o. J). Banduras zentrale Erkenntnis lautet: Menschen beginnen meistens nur dann eine Handlung, wenn sie davon überzeugt sind, dass sie diese Handlung auch tatsächlich erfolgreich ausführen können.

Maßgeblich hängt diese Selbstwirksamkeitsüberzeugung von vier Faktoren ab – überlege selbst:

1. Frühere Erfahrungen – waren diese positiv?
2. Beobachtung anderer Personen – wie machen´s andere?
3. Verbale Selbstüberredung, also eigenes positives Zusprechen wie „Ich kann das“ oder „Ich werde das schaffen!“
4. Emotionaler Eigenzustand also positiv auf etwas eingestellt zu sein – glaub an Dich!

Diese Selbstwirksamkeitsüberzeugung ist eine der wichtigsten Herangehensweisen, um in Situationen zu bestehen. Prüfe das in Zukunft vorher für Dich!

Daraus entsteht Freude am Erfolg und genau das ist der umgekehrte Prozess zu dem, was man vorher erlebt hat – nämlich Angst vor dem Misserfolg. Wer Freude am Erfolg kennengelernt hat, der kommt zu einer anderen inneren Haltung: man sucht sich Herausforderungen und ist bereit, zu deren
Bewältigung auch mehr Leistung zu erbringen. Alles Gute dafür!

Steffen Stoll

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