Ein Interview mit Christian Lindemann:
Herr Lindemann, Sie haben sich in den letzten Jahren als internationaler Showexperte einen Namen gemacht und treten regelmäßig beim Cirque du Soleil auf. Wie haben Sie es geschafft bis ganz nach oben zu kommen?
Die erste Stufe einer Karriereleiter braucht immer Können und Leistung. Und wenn sich dies mit dem Quentchen Glück paart, dann ist man besonders dankbar ans Leben. So erging es mir mit Cirque du Soleil, dem Olymp der Showbühnen, von dem jeder Künstler träumt. Wobei mein Weg dort hin noch eine Hürde mehr zu nehmen hatte, begründet darin dass ich ein Sprach-Act bin und hier 90% Akrobaten-Acts geboten sind. Es begann damit dass man beim Kreieren einer neuen Show gezielt weltweit nach einem Taschendieb suchte, um diese Rolle in der Show bestmöglich besetzen zu können. Man fand eines meiner Videos im Web und es folgte die Einladung zum Casting, welches ich mehr verhauen als bestanden habe. Überzeugt hat am Ende mein Charakter, meine vielleicht andere, aber darum auch besondere Art. Meine These “It’s not the song, it’s the singer”, was hier einmal mehr zählte, überzeugte und gewann. Nach Ausbildungswochen und Erstellung meines Showparts im Headquarter Montreal, ging es auf Welttournee.
Sie sind Experte für Schlagfertigkeit, Souveränität und Mut. Kann jeder lernen schlagfertiger und souveräner zu werden?
Ja, auf jeden Fall sind gewisse Teile trainierbar. Beim Mut ist nicht alles lernbar, denn hier hat jeder sein eigenes Maß, was er bereit ist einzusetzen. Wichtig ist, dass sich jeder bewusst macht, dass Schlagfertigkeit weniger mit Spontanität zu tun hat, vielmehr mit Vorbereitung, die man im Moment der Anwendung nicht sieht. Wer ein Ass aus dem Ärmel schütteln will, muss vorher etwas reingesteckt haben und genau an diesem Punkt beginnt Schlagfertigkeit. Investieren Sie in die Vorbereitung, anstatt in den Ärger danach, wenn man den Moment nicht schlagfertig gemeistert hat. An erster Stelle benötige ich als Mensch eine Wirkung auf andere, welche sich aus gewissen Persönlichkeitsstärken zusammensetzt. Charakter ist die Basis jeder Schlagfertigkeit. Darum lehre ich auch in meinen Trainings, dass man sich nicht nur darauf konzentriert, was man rhetorisch an Schlagfertigkeit besitzt, sondern auch als Mensch in seiner Wirkung und Wahrnehmung.
Wo haben Sie über die Jahre Parallelen zwischen den Bühnen der Welt und der Bühne des Lebens, ob beruflich oder privat, feststellen können?
Man möchte von mir wissen, welche Stärken die Künstler beherrschen – echtes Praxiswissen, anstatt dem heute viel gebotenen theoretischen Wissen klassischer Trainer und Psychologen. Ich liefere Übersetzungsarbeit zwischen den Bühnen der Welt und den alltäglichen Bühnen des Lebens. Hier gibt es so viele Parallelen, denn nicht nur die Showbühne verlangt Mut, Souveränität, Schlagfertigkeit, Selbstvertrauen und den Umgang mit Unvorhersehbarem. Ist es nicht das was unsere Situationen im Alltag auch von uns verlangen? Müssen wir nicht auch täglich performen? Müssen wir nicht auch Kollegen und Teams für uns und unsere Produkte und Ideen begeistern? Letztlich zeigte sich schnell, dass meine auf Techniken beruhenden Stärken auch jedem anderen im beruflichen und privaten Alltag dienen können. Ich trainiere also keinen darin, wie er morgen Showkünstler wird, sondern ich trainiere die Persönlichkeitsstärken, die anderen dazu verhelfen Standing Ovations in ihrem Können zu ernten.
Welche Kompetenzen und Fähigkeiten sind für Sie ausschlaggebend, damit man erfolgreich ist?
Ich empfehle, immer daran zu arbeiten, seine Kommunikationsstärken auszubauen. Zwischen zu wissen wie etwas geht, es zu wollen und dann auch zu handeln, ist oft der unüberwindbare Spalt. Ich fordere und fördere daher die wichtigen Fähigkeiten Mut und Leidenschaft. Menschen müssen Menschen begeistern, die Kommunikation ist zentral, auch im digitalen Zeitalter muss die Kommunikation persönlich bleiben. Ich stehe auf der Bühne fremden Menschen gegenüber, die ich begeistern und führen möchte. Das geht nur mit gekonnter Kommunikation, da hilft eine E-Mail nichts und das gilt nicht nur für die Showbühnen. Die Bühnen des Lebens sind 1:1 – wie gehe ich mit Kollegen, Mitarbeitern und anderen Menschen allgemein um.
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