Wir treffen den agilen Coach und Top100 Trainer Arndt Schmidtmayer und die Mediationsexpertin Dagmar Ponschab in einem synergetischen Interview.
Speakers Excellence: Wieso dieses neue Konstrukt ‚Agile Mediation‘?
Arndt Schmidtmayer:
In meiner Arbeit als Transformationscoach und Mediator habe ich zusammen mit Dagmar entdeckt, dass es zwischen den Prinzipien, Tools, Vorgehensweisen und Hacks der Agilität sowie der Mediation viele Übereinstimmungen gibt, aber auch einige Unterschiede.
Dagmar Ponschab: In der Tat sehe ich es als sehr interessant, wie eine tradierte Methodik wie die Mediation viele Gemeinsamkeiten hat mit den moderneren, agilen Techniken und Werkzeuge aber auch deren grundlegenden Annahme. Beide können sich gegenseitig wirklich gut befruchten.
Speakers Excellence: Können Sie konkrete Beispiele der Gemeinsamkeiten nennen?
Dagmar Ponschab:
Es geht bereits mit der Einstellung los: ein radikaler Respekt für die Anschauungen und Ideen der Anderen, das aktive Zuhören, eine zielführende Lösungsorientierung sowie eine hohe Offenheit Veränderungen gegenüber.
Arndt Schmidtmayer:
…wie auch zum Teil im Agilen Manifest beschrieben: Interaktion der Individuen sind wichtiger als Prozesse sowie Veränderungen sind besser als der ursprüngliche Plan. Beispielsweise wird die Kreativitätsmethodik von Disney oder das Kanban-Board bereits in beiden Welten verwendet. Auch Punkte wie keine vorschnelle Be- oder Verurteilung von Ideen der Anderen sondern eher ein Aufbauen auf deren Ideen ist beiderseitig wichtig und gut.
Dagmar Ponschab:
Das Visualisieren von Interessen und Ideen auf den bunten Post-Its funktioniert in beiden Welten sehr gut.
Speakers Excellence: Bei all der Übereinstimmung ist es also eigentlich ‚eine Welt‘ und nicht zwei, also eher ein Pleonasmus bzw. alter Wein in neuen Schläuchen?
Dagmar Ponschab:
Nun ja, es gibt sicherlich einige Menschen, die diese Verknüpfung als trivial sehen würden, auch wenn es nicht DIE Agilität oder DIE Mediation gibt…
Arndt Schmidtmayer:
…genauso wie es nicht DEN einen (richtigen) Führungsstil gibt. Wir sollten uns immer situativ an den einzelnen Menschen ausrichten, z.B. mit einer konfliktreduzierenden, mediativen Agilität. Allgemein kann die eine doch etwas konservativere Welt der Mediation mit ihren 6 ziemlich strikten Phasen (inkl. Vorbesprechung) z.B. von den ähnlichen aber viel kreativeren und iterativeren 6 Phasen des Design Thinkings lernen bzw. erarbeitete Maßnahmen in der Mediation können nach dem agilen Prinzip der Wünschbarkeit, Machbarkeit und Wirtschaftlichkeit bewertet werden.
Dagmar Ponschab:
Oder das bewusste Verlangsamen in der manchmal auch prophylaktischen Mediation ist in mancher extremen Schnelligkeit der Agilität auch ggf. hilfreich, z.B. auch die Einzelgespräche mit einem externen Mediator oder Coach können sehr hilfreich sein. Und daily Stand-up Meetings sind eher in der Softwareentwicklung angebracht als in der Mediation.
Speakers Excellence: Was ist der konkrete Nutzen von Agiler Mediation bzw. mediativer Agilität?
Arndt Schmidtmayer:
Die Ergänzungsmöglichkeiten sind vielfältig: z.B. enden die meisten Mediationen (in Theorie und Praxis) mit der Vereinbarung der Maßnahmen. Ich habe jedoch festgestellt – genau wie bei digitalen Change-Programmen – dass verstanden und einverstanden noch lange nicht umgesetzt und beibehalten bedeutet. Daher sehen wir auch in der Mediation wichtige Ergänzungsmöglichkeiten aus den agilen Methoden wie Scrum mit den inhaltlichen Reviews bzw. den Retrospektiven bezüglich der zwischenmenschlichen Zusammenarbeit.
Dagmar Ponschab:
Genau, zudem sehen wir u.a. bei einer aktuellen Start-up Mediation, dass es in der schnellen VUKA-Welt immer häufiger zu durchaus schwerwiegenden Konflikten kommt, die mit der Mediation gelöst werden können. Und auch bei all den tollen New Work Ideen sollten die Individuen mit ihrer unterschiedlichen Wahrnehmung und Erfahrung stärker einbezogen werden, damit präventiv auch Ablehnung und Abwehrhaltungen vermieden werden.
Speakers Excellence: Wir sind überzeugt von der expliziteren Zusammenführung von Mediation und Agilität. Wie können Interessierte jetzt mehr erfahren und weiterkommen?
Arndt Schmidtmayer:
Wenn Sie in Ihrer Arbeit Ergänzungsmöglichkeiten und Verknüpfungen beider Welten sehen oder aber auch Unterschiede feststellen, melden Sie sich gerne, schreiben sie uns zu Ihren persönlichen Erfahrungen oder zu Ihrem spezifischen Austauschbedarf.
Dagmar Ponschab:
Und bewerten Sie sich doch einfach selber einmal mit unseren 8 pragmatischen Fragen im online Schnelltest zu agiler Mediation: www.agilemediation.ampeltool.net.
Speakers Excellence: Vielen Dank für das interessante Gespräch und viel Erfolg mit der agilen Mediation und der mediativen Agilität.