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Manfred Wenzel

14. Juni 2018

Emotionale Intelligenz siegt über Künstliche Intelligenz

Künstliche Intelligenz (KI) verknüpft Dinge miteinander, die wir bisher nicht einmal gedanklich in Verbindung brachten. Permanent lehren wir KI Systeme die Welt immer besser wie Menschen wahrzunehmen. Sie wachsen durch „Deep Learning“, unserem Gehirn ähnelnde künstliche neuronale Netze, hyperexponentiell an ihren Aufgaben und Erfahrungen. Binnen Sekunden lesen sie Terabytes von Daten und leiten daraus eigenständige Empfehlungen oder Entscheidungen ab. Analyse-Tools generieren psychosoziale Profile potenzieller Kandidaten aus dem Netz. In den USA geht die Bewerbermanagement-Software Google Hire an den Start. In naher Zukunft soll mit People Analytics ein Analyse-Tool im Personalbereich zum Einsatz kommen, das High Potentials „recruitet“ und alle HR Bereiche steuert. 2021 wird der erste Service-Computer als Apotheker Kunden beraten. Das spektakuläre Gestaltungspotential von KI lässt sich nur erahnen.

Computer brauchen Daten. Menschen brauchen Zuwendung.

Maschinen und Menschen sind auf vollkommen unterschiedliche Weise intelligent. KI-Systeme können Routineaufgaben übernehmen und manche menschlichen Fähigkeiten durch Präzision und Schnelligkeit überflügeln. Sobald es um emotionale und soziale Intelligenz, um Beziehungsebenen geht, überflügeln wir KI. Mit dem digitalen Wandel erfährt unsere bisher gültige zwischenmenschliche Kommunikations-, Beziehungs- und Wertekultur eine tiefe Transformation: Anonyme Formeln, abstrakte Zeichen und Zahlen verdrängen zunehmend Emotionen, Transparenz und persönlichen Kontakt. Per Klick bestätigen wir „Freundschaften“ oder fachliche Fähigkeiten algorithmischer Avatare. Wir stützen uns in unseren Entscheidungen zunehmend auf Algorithmen, deren Abläufe uns nicht mehr transparent sind. Computer treffen und kommunizieren ihre Entscheidungen rational, ohne für uns nachvollziehbare Erklärung. Das weiß jeder, der schon mal den Sprachassistenten seines Navis angeschrien hat. Künstliche Kommunikationskompetenz kollidiert mit unserem intuitiven Bedürfnis nach Menschlichkeit, Verständnis und Zuwendung.

Die IT-Personalberatung erlebt einen Nachfrage-Boom bei der Besetzung von Digital Leadern.

Durch die Digitalisierung nahezu aller Produktions- und Verbrauchsbereiche explodiert der Bedarf an IT-Spezialisten, wodurch die IT-Personalberatung eine enorme Nachfrage erlebt. Die Vielzahl an Fachkräften zu finden, zumal in einem nahezu leergefegten Kandidatenmarkt, überfordert viele Unternehmen. Sie wenden sich bei ihrer Suche an IT-Personalberater mit langjähriger IT-Expertise. Insbesondere wenn es gilt Digital Leader zu finden, die ein Unternehmen erfolgreich durch die digitale Transformation führen und den Wandel aktiv gestalten können. Zudem haben viele Unternehmen den Rollenwechsel im Bewerbungsprozess noch nicht verinnerlicht: Wer heute hart umkämpfte ITExperten für sich gewinnen und langfristig binden will, muss sein Unternehmen begehrenswert präsentieren und Kandidaten mit individuell sinnstiftenden Benefits begeistern.

Bei der Suche nach Spezialisten stößt Software an klare Grenzen.

Im Bewerbungsprozess übernimmt die IT-Personalberatung eine Schlüsselrolle: Sie tritt als Visitenkarte des Auftraggebers auf und bewirbt dessen Unternehmen sowie die zu besetzende Position beim potentiellen Kandidaten. Diese Vorgehensweise liefert dem Auftraggeber gut vorqualifizierte, passgenaue Kandidaten mit hoher Erfolgsquote für beide Seiten. Entscheidend für eine erfolgreiche Besetzung ist jedoch die Kernfrage: Warum passt genau dieser Experte in exakt dieses Unternehmen perfekt zu dieser Position? Die Antwort gibt die persönlich gelebte Beziehungskultur. Also die Fähigkeit des Beraters, sich tief in den Kandidaten und das Unternehmen hinein zu fühlen. Im engen vertrauensvollen Austausch die individuellen Komplexitäten beider Seiten wahrzunehmen, füreinander zu begeistern und Erwartungshaltungen zu erfüllen. Menschenkenntnis und Intuition sind dabei ebenso essentiell wie die Kompetenz, Charakterzüge und Gemütslage des Gegenübers zu erkennen, situativ zu kommunizieren und querzudenken. Erspüren ob der Kandidat ein Bewahrer oder Innovator ist, ein familiäres oder ein globales Arbeitsumfeld braucht. Schlummernde Soft Skills herauskitzeln, Zweifel und Ängste ausräumen: Von unserem menschlichen Wahrnehmungs- und Reaktionspotential kann Software bisher nur träumen.

Persönliche Wahrnehmung, empathische Kommunikation und emotionale Begeisterung bleiben die Schlüssel für zukünftigen Erfolg.

Die IT-Personalberatung nimmt ihre Auftraggeber und Kandidaten sprichwörtlich an die Hand: Von der persönlichen Erstansprache, über die intensiven Beratungsgespräche und gemeinsam erlebten Coachingprozesse, bis hin zum Abschluss des Arbeitsvertrags. Entsprechend entwickeln sich Netzwerk-Beziehungen, die meist ein Arbeitsleben lang bestehen. Solange KI nicht empathisch, wertschätzend und emotional begeistern kann, bleibt der persönliche Kontakt entscheidend, um zum
Unternehmen passende IT Führungs- und Fachkräfte zu gewinnen.

Manfred Wenzel

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