- Herr de Hoop, man tut Ihnen wohl nicht Unrecht, Sie als den „Rockstar“ unter den Top100-Speakern zu bezeichnen. Auf Ihrer Bühne darf es gerne laut werden, ein funktionierendes Team ist für Sie wie ein eingespieltes Orchester. Wie sind Sie dazu gekommen, Teambuilding mit Musik zu verknüpfen?
Musik ist eine perfekte Metapher und Inspirationsquelle, um mein Thema Zusammenarbeit lebendig auf die Bühne zu bringen. Als Kind wollte ich schon „Rockstar“ werden, ich komponierte Songs und habe in verschiedenen Bands gespielt. Daneben habe ich das Vergnügen, regelmäßig mit den besten Musikern der Welt auf der Bühne zu spielen. Die Erfahrungen, die ich erst als Angestellter und später als Unternehmer und als Berater gemacht habe, was effektive Zusammenarbeit betrifft, lassen sich einfach mit Musik machen vergleichen.
Wie in einem Orchester hängt die Qualität der Musik von den einzelnen Qualitäten der Musiker ab. Musiker werden nur besser, wenn Sie ständig üben. Man kann keine Musik machen, wenn die Musiker nicht die Bereitschaft haben einander zuzuhören, sich aufeinander abzustimmen und zusammenzuspielen. Das ist in Unternehmen genauso.
- Dürfen wir uns jeden Mitarbeiter eines Unternehmens wie ein Instrument eines Orchesters vorstellen?
Absolut. Ich verwende seit 1993 die Teamrole Management Theorie von Dr. M. Belbin, um Teams und ihre Zusammenarbeit zu optimieren. Belbin hat in seiner Untersuchung acht verschiedene Charakterrollen entdeckt, die in jedem erfolgreichen Team vertreten sind. Aus meiner Sicht hat er den Rollen abstrakte Namen gegeben und darum vergleiche ich diese Teamrollen mit Musikinstrumenten. Unsere Kunden sagen, dass diese vielleicht etwas komplexe und abstrakte Theorie dadurch sehr lebendig und in der Praxis anwendbar wird. Jeder Mitarbeiter eines Unternehmens hat zwei bis drei Instrumente (Teamrollen), die er oder sie spielen kann. Während meiner Vorträge und Seminare wird jeder die Instrumente erkennen, die zu seinem eigenen Charakter passen. Auch wird klar, wie man diese Instrumente zur Virtuosität entwickeln kann.
- Welche Charaktere braucht ein Team, um dauerhaft harmonisch zu klingen?
In Prinzip alle acht Charaktere von Belbin: Von der begeisternden Trompete und der einfühlsamen Geige, über das präzise Horn, die taktangebende Trommel, den praktischen Bass, das zusammenbringende Klavier und die kreative Gitarre, bis hin zur kalkulierenden Harfe. Natürlich hängt die Zusammenstellung des Teams ab von den Zielen, die es erreichen will. Genau wie in der Musik kann ich mit einer Combo, einem Quartett oder mit einem vollbesetzten Orchester spielen. Das hängt vom Musikstück ab. Man kann sagen: Je mehr Herausforderung und Komplexität im Ziel stecken, desto wichtiger ist es, alle acht Instrumente an Bord zu haben!
- Was bedarf es, um Solisten zu einer Symphonie zu formen? Wie wichtig ist der Dirigent im Team?
Ein Team braucht klare Ziele, Sinn, Herausforderung, unterstützende Systeme und die richtigen Musiker. Das heißt, ich kann mit klassischen Musikern keinen Rock’n‘Roll spielen und Hardcore Funk lässt sich nur schwer verbinden mit Chopins Prélude in E-Moll. Damit möchte ich klar machen, dass man Mitarbeiter suchen muss, die die richtigen Werte, also denselben Musikgeschmack haben, da sich dies kaum verändern lässt. Für den Dirigent bzw. die Führungskraft ist das extrem wichtig. Er oder sie soll die Augen der Musiker zum Strahlen bringen. Wenn die Augen strahlen, dann weiß ich, dass ich die richtigen Mitarbeiter habe, die das Stück lieben, es geübt haben und es mit Selbstvertrauen auf der Bühne zeigen, um unser Publikum zu begeistern.
- Sollten wir unsere Arbeit im Allgemeinen viel musikalischer angehen?
Aber gerne. In jedem Team steckt die Musik. Musik verbindet, verbrüdert, kommuniziert, unterhält und hat damit einen großen Wert. Jedes Team kann damit einfach die Frage beantworten: Was ist unser Wert für unsere Kunden? Womit bringen wir die Augen zum Strahlen? Und wie kreieren wir Fans?