Der ehemalige Kollege als Chef
Gratulation!
Sie haben es geschafft. Ob angestrebt oder eher überraschend, Sie sind eben zu einer Chefin/ zu einem Chef befördert oder gewählt worden.
Die Situation ist im Grunde eine gute. Sie haben ein Ziel erreicht, freuen sich. Respekt haben Sie schon vor der neuen Aufgabe. Aber der Vorteil ist, dass Sie schon längere Zeit in diesem Team, das Sie nun übernehmen, als „normaler“ Mitarbeiter drin waren. Das erleichtert einiges. Sie kennen die Abläufe, die Produkte und v.a. die Kollegen.
Oft starten solche Persönlichkeiten mit viel Vorschusslorbeeren….na ja…nicht immer. Es gibt vielleicht auch solche aus dem Team, die mit dieser Wahl aus welchem Grund auch immer, nicht ganz zufrieden sind. Entweder ist Ihnen bewusst, dass Sie fast zu viel über die Kollegen wissen oder Ihr Kollege wäre selbst gerne Teamleiter geworden.
Neben zugegebenermaßen sehr vielen positiven Aspekten einer solchen internen Beförderung, liegen hier die Hauptgefahren: entweder wird zu viel Nähe erwartet („er bleibt ja ein Kollege von uns“) oder es schlägt auf die andere Seite und sie werden unter Umständen auch aus Neidgründen sabotiert.
Selbstverständlich erwarten Sie in der neuen Führungsaufgabe zahlreichen Chancen, Gefahren, viel Positives und schwieriges. Wie jedem anderen Chef/jeder anderen Chefin auch. Als ehemaliger Kollege sind den oben genannten Aspekten aber besondere Aufmerksamkeit zu schenken.
Diesen sind Sie aber nicht machtlos ausgeliefert, sondern Sie können mit guter Kommunikation vieles im Vorfeld richtig aufgleisen.
Innere Vorbereitung
Bereiten Sie sich gut auf Ihre neue Führungsaufgabe vor. Sind Sie sich bewusst, dass Ihre neue Rolle eine andere sein wird. Sie werden mehr Verantwortung haben und auf der anderen Seite vielleicht auch weniger Freunde. Die Karte „everybody’s darling“ haben Sie mit der Annahme des neuen Jobs abgegeben. Sind Sie sich im Klaren, was Sie hier wollen und was Sie nicht wollen? Eigenen Sie sich, falls Sie das noch nicht haben, eine gesunde und positive Einstellung zu „Macht“ an. „Macht“ ist oft negativ besetzt. Sie werden solche haben. Wichtig dabei ist, dass Sie sich damit wohl fühlen und bereit sind, diese im positiven Sinn auch einzusetzen.
Kommunikation
Hier beginnt die Paradedisziplin für einen guten Start. Was Sie hier tun, können Sie später nur schwer korrigieren. Das im positiven und negativen Sinn. Wer richtig gut kommuniziert im Vorfeld und in der Anfangszeit, legt den Samen für eine blühende Zusammenarbeit. Wer es am Anfang vergeigt, wird schwere Monate vor sich haben.
Gerade als ehemaliger Kollege, ist Aufklärungsarbeit mit Ihren ehemaligen Kollegen und künftigen Mitarbeitern der zentrale Schlüsselfaktor für eine erfolgsversprechende Teamarbeit.
Erklären Sie unter Umständen bereits im Vorfeld oder zumindest in der Anfangsphase der ganzen Gruppe, ihre neue Rolle. (Siehe „Traumrolle Chef“ – Stefan Häseli). Zeigen Sie auf, dass Sie innerhalb der neuen Funktion nicht mehr nur Kollege sind, sondern auch Vorgesetzter. Diese Rolle hat Konfliktpotenzial mit der Kollegenrolle. Deklarieren Sie ganz offen, dass es Situationen geben werde, in denen Sie sich als Kollege unbeliebt machen könnten. Sie haben eine Verantwortung dem Unternehmen gegenüber und es wird mit Bestimmtheit der Tag kommen, an dem Sie Entscheide fällen oder kommunizieren werden, die irgendwie wenig kollegial wirken.
Einzelgespräche
Einzelgespräche mit allen Teammitgliedern sind wichtig. Machen Sie das möglichst früh. Nie mehr haben Sie die Chance, die Mitarbeiter so offen nach Erwartungen zu fragen und ihnen auch offen Ihre Erwartungen mitzuteilen. Das Feld ist noch nicht bestellt – jetzt säen Sie. Reden Sie über die gemeinsame Zukunft.
Falls sie Personen in Ihrem Team haben, mit denen Sie entweder eine besondere Freundschaft pflegen oder jemanden, bei dem Sie unsicher sind, in wie weit er wirklich loyal auch hinter Ihnen steht, führen Sie unbedingt Einzelgespräche vor Ihrem Dienstantritt als Chef.
Alles, was Sie jetzt nicht auf den Tisch legen, wird Sie künftig auf irgendeine unbequeme Art begleiten oder zur Grüppchenbildung führen. Erklären Sie Ihre neuen Rollen klar, wie oben bereits beschrieben. Hören Sie auch dem anderen gut zu. Nehmen Sie wahr, was er/sie meint. Finden Sie gemeinsam einen Weg, wie Sie die anspruchsvolle Situation meistern können. Rücken Sie aber nicht davon ab, dass die neue Führungssituation im Team gegeben ist. Allenfalls können Sie gewissen Spielregeln festlegen.
Wenn sich aber eine unlösbare Situation abzeichnet, dann müssen Sie handeln, bevor die Situation unerträglich wird und mehr Schaden anrichtet. Das gehört zu den unangenehmen Anfangsaufgaben, hier unter Umständen bereits klare Entscheide zu fällen. Aber glauben Sie, je länger Sie es hinaus schieben, desto schwieriger wird es.
Handlungen
Gemessen werden Sie schlussendlich an den Handlungen. Verzichten Sie darauf, sich gerade am Anfang zu stark in die Nesseln zu setzen und alles auf den Kopf stellen zu wollen. Zeigen Sie auch offen, dass Sie alle in der Vergangenheit mit Ihrem Vorgänger gute Arbeit geleistet haben. Setzen Sie Änderungen nach einer Phase des „Überblick-gewinnes“ um.
Gerade weil Sie einen guten Draht zu Ihren Mitarbeitenden haben, können Sie sie gut frühzeitig in Entscheide miteinbinden. Aber nur in dem Mass, in dem Sie Ihre Führungsrolle klar behalten.
Das Rollenverhalten
Seien Sie auch im Alltag klar, in welcher Rolle Sie sind. Wenn Sie als Kollege einmal zum Feierabendbier mitgehen sollten (unter Umständen ist es aber sinnvoll, das Ausmass der Feste etwas einzudämmen oder in der Regel nicht mehr bei den letzten zu sein, die ein privates Fest verlassen), verzichten Sie auf dienstliche Gespräche. Hier sind Sie als Kollege dabei und nicht als Chef. Es irritiert mehr als es nützt, wenn Sie diese Rollen vermischen.
Falls Sie Ihrem Team aus der Führungsrolle Entscheide mitteilen müssen, Anforderungen klar setzen, deklarieren Sie gerade in den Anfangszeit klar. Zum Beispiel: „auch wenn ich euch schon lange kenne, ich rede jetzt zu euch als euer Chef“.
Holen Sie von Mitarbeitern, die Sie gut kennen und wissen, dass Sie auch sehr offen Ihnen gegenüber kommunizieren, auch Feedback ein. Das hilft, diese neue Rolle zu justieren, bis Sie eines Tages alltäglich und gewohnt für alle Beteiligten wird.
Weitere Informationen zu Stefan Häseli und zum Thema Chef erhalten Sie hier: http://www.entertainment-excellence.de/redner/stefan-haeseli-buchen.html