Jetzt wird nach meiner Pfeife getanzt! Mit ein paar psychologischen Kniffen können wir unsere Umgebung positiv beeinflussen – ohne andere unter Druck zu setzen.
Kollegen, Kunden und Vorgesetzte beeinflussen, ohne dass sie es merken –klingt nützlich, aber auch manipulativ. Coach Kishor Sridhar verrät, mit welchen Psychotricks man im Joballtag angeblich schneller ans Ziel kommt und sich aus fiesen Situationen rettet.
„In diesem Buch geht es darum, Ihre Mitmenschen zu beeinflussen.“ Es klingt ja vielverprechend, wie Kishor Sridhar seinen Ratgeber „Alles hört auf mein Kommando. Sich durchsetzen in 50 konkreten Alltagsfällen“ (Redline Verlag) beginnt. Der Coach und Managementberater präsentiert darin die 50 häufigsten Situationen aus Beruf und Alltag und erklärt, wie man seine Mitmenschen dazu bringt, im eigenen Interesse und nach den eigenen Vorstellungen zu handeln. Sridhar wendet dabei Verfahren und Erkenntnisse der Verhaltenspsychologie an.
Hier kommen auszugsweise einige Tipps aus dem Buch:
So nehmen Sie Ihrem Chef den Kontrollwahn
Manche Vorgesetzte gehen uns mit ihrem kontrollierenden Verhalten tierisch auf die Nerven. „Tatsächlich sagt das Maß der Kontrolle viel mehr aus über die Unsicherheit dessen, der kontrolliert, als über die Fähigkeiten desjenigen, der kontrolliert wird. Souveräne, selbstsichere Führungskräfte haben ihre Abteilung so strukturiert und so gute Mitarbeiter aufgebaut, dass sie erst gar nicht permanent kontrollieren müssen“, weiß Sridhar. Dennoch jucke es den meisten Chefs in den Fingern: Der Vorgesetzte brauche das Gefühl, er habe alles im Griff – also die Illusion, alles unter Kontrolle zu haben.
Eine mögliche Lösung:
Mit einfachen Schritten können Sie sich mehr Freiheit verschaffen und gleichzeitig Ihrem Vorgesetzten das Gefühl der scheinbaren Kontrolle lassen. Als „Allzweckwaffe“ wendet der Coach in diesem Fall die sogenannte Heldenmethode an: „Erwähnen Sie mal beiläufig, wie sehr Sie es schätzen, dass Ihr Chef seinen Mitarbeitern den notwendigen Freiraum gibt und eben kein Kontrollfanatiker ist. Loben Sie ihn für seine Weitsicht und seinen modernen Führungsstil.“ Schaden könne es nicht, auch wenn die Heldenmethode in diesem Fall nicht so wirksam sei wie sonst. „Denn das Bedürfnis nach Kontrolle ist ein sehr starkes Motiv.“
Alternative: Wenn Sie Ihrem Chef ein paar Krümel zuwerfen, mit denen er rumspielen darf, dann haben Sie Ihre Ruhe. Dafür müssen Sie ihm aber jene Dinge zuwerfen, die ihm Spaß machen!
Beispiel 1: Ihr Chef erzählt gerne Anekdoten von seinen vergangenen Erfolgen. Also bitten Sie ihn um ein konkretes Beispiel aus der Vergangenheit. Er freut sich, erzählen zu dürfen, und vergisst darüber, Ihre eigentliche Arbeit zu kontrollieren, hat aber das Gefühl, mitgewirkt zu haben.
Beispiel 2: Ihre Chefin ist stolz auf ihr gutes Rechen- und Zahlenvermögen. Zeigen Sie ihr eine Statistik, die Sie erstellt haben, und fragen Sie sie nach ihrer Meinung.
So nimmt Ihnen Ihr Chef Fehler nicht übel
Wenn Sie mit einem Fehler konfrontiert werden, dann gibt es im Wesentlichen zwei Situationen. Entweder Ihr Chef ist auf etwas gestoßen und spricht Sie direkt darauf an. Oder Sie gehen in die Offensive und weisen selbst auf ein Versäumnis hin. Wichtig: Man sollte ein Missgeschick nicht verharmlosen, sondern nur aus einer vermeintlichen Katastrophe ein greifbares und damit lösbares Problem machen.
Eine mögliche Lösung:
„Wenn er Sie vor versammelter Mannschaft anfährt, müssen Sie das Gespräch auf eine Vier-Augen-Ebene überführen, denn nur dann kann er ohne Gesichtsverlust zurückrudern, und wenn er wütend ist, müssen Sie diese Wut rausnehmen“, empfiehlt der Coach. Um einen öffentlichen Anpfiff in eine Vier-Augen-Situation zu überführen, reiche meist ein einfacher Satz:
- „Sie haben da bestimmt recht. Ich würde das aber gerne noch im Anschluss mit Ihnen persönlich besprechen, damit mir das nicht wieder passiert.“
Dieser Satz vereint gleich drei methodische Kniffe. Sie geben dem Chef vorläufig Recht. Sie nehmen sein Anliegen ernst, weswegen Sie es persönlich noch erörtern wollen, und letztlich geben Sie ihm einen Nutzen für das Vier Augen-Gespräch, nämlich damit das eben nicht wieder passiert.
Weitere Powersätze, um Ihrem wütenden Chef den Wind aus den Segeln zu nehmen:
- „Ich kann vollkommen verstehen, wie wütend Sie sind, aber könnten Sie bitte etwas langsamer reden, damit ich mir Notizen machen kann und ich den Fehler nicht wieder mache?“
- „Es tut mir sehr leid, dass Sie so wütend sind. Könnten Sie aber bitte etwas langsamer reden. Ich krieg das gar nicht so schnell mit.“
Wer ein kritisches Gespräch zu seinen Gunsten drehen will, zeigt am besten klar, dass er die Ursachen des Versäumnisses abstellen kann, also die Kontrolle über die Situation hat. „Benennen Sie also nicht nur Ursachen, sondern auch die Wege, wie Sie dafür sorgen, dass das Problem nicht wieder auftaucht“, rät Sridhar. Wer sich beim Gespräch mit dem Chef Notizen macht, signalisiert: Er nimmt die Sache ernst und macht sich Gedanken. Am besten nennt man zudem nach einer Woche konkrete Maßnahmen, wie der Fehler nicht mehr vorkommt.