Ankunft im Olympischen Dorf: ein Meilenstein, den jeder Athlet träumt zu erreichen. Für mich wurde dieser Traum endlich Wirklichkeit, als ich mein Gepäck für Seoul packte. Gesund, fit und bereit für das, was kommen mag, machte ich mich auf den Weg zu den Olympischen Spielen – einem Ereignis, das nicht nur ein Wettkampf, sondern eine Bühne für Träume und lebensverändernde Momente ist.
Der Traum wird wahr.
Die Ankunft im olympischen Dorf war wie das Betreten einer anderen Welt. Eine Welt, in der Sportler aus aller Herren Länder zusammenkommen, um ihre Fähigkeiten unter Beweis zu stellen und für ihr Land einzustehen. Für mich als Boxer war diese Erfahrung besonders prägnant, da unsere Disziplin besondere Anforderungen stellt. Schon einen Tag vor dem offiziellen Start der Spiele musste ich dort sein, denn das Wiegen – mein erster Kampf, noch bevor ich überhaupt einen Fuß in den Ring setze – stand an.
Die Bedeutung des Wiegens kann kaum überschätzt werden. Jedes Gramm zählt, und die Disziplin, mein Gewicht exakt zu halten, war eine immense Herausforderung. Sich warm zu laufen, um das Zielgewicht zu erreichen, ohne dabei zu viel zu verlieren, erforderte ein feines Gespür für den eigenen Körper und eine akribische Vorbereitung. Zu wenig wiegen ist genauso problematisch wie zu viel. Doch in der Regel lief alles glatt, Komplikationen waren die Ausnahme, nicht die Regel.
Nach dem erfolgreichen Wiegen folgte die Auslosung, die entschied, wer mein erster Gegner sein würde. Obwohl ich natürlich alle Teilnehmer der Auslosung im Ohr behielt, konzentrierte sich mein Fokus voll und ganz auf den ersten Kampf. Es ging nicht darum zu wissen, was ich kann, sondern zu zeigen, was ich kann. Ein Grundsatz, der mich durch die Spiele tragen sollte.
Im Gegensatz zu anderen Sportarten, deren Wettkämpfe oft auf die erste oder zweite Woche beschränkt sind, erlebt ein Boxer die Spiele von Anfang bis Ende – vorausgesetzt, er erreicht das Finale. Diese kontinuierliche Anwesenheit und Teilnahme ist einzigartig und prägt die Erfahrung der Olympischen Spiele tiefgehend.
Mein erster Sieg im Turnier setzte den Standard für alles, was folgen sollte. Trotz anfänglicher Schwierigkeiten fühlte ich mich in Ordnung und spürte mit jedem Kampf, wie die notwendigen Kräfte für die kommenden Herausforderungen in mir wuchsen. Die Sicherheit, die ich in mir trug, wurde mit jedem Sieg stärker. Die Anzahl der Athleten, die im Turnier verblieben, schrumpfte von Kampf zu Kampf, und mir wurde immer bewusster, dass es letztlich nur auf meine eigene Leistung ankam.
Meine Tage im olympischen Dorf waren äußerst strukturiert. Von der Waage über das Training bis hin zur Ernährung und Ruhephasen – alles war penibel geplant. Diese Disziplin und Selbstverantwortung waren unerlässlich. Niemand würde für mich die Verantwortung übernehmen. Auch wenn andere nachfragten, lag es an mir, die Kontrolle zu behalten und für alles, was ich tat – oder ließ – geradestehen zu müssen.
Von der Vorbereitung zum Triumph – Parallelen zur Geschäftswelt
Erkenntnisse auf dem Weg
1. Disziplin und Vorbereitung: Die präzise Gewichtskontrolle vor dem Wettkampf verdeutlicht die Bedeutung von Disziplin und akribischer Vorbereitung. Im Geschäftsleben entspricht dies der Notwendigkeit, Projekte und Aufgaben mit höchster Genauigkeit und Sorgfalt zu planen und durchzuführen, um die gewünschten Ergebnisse zu erzielen.
2. Fokussierung auf den Moment: Die Konzentration auf den ersten Gegner und die einzelnen Kämpfe zeigt, wie wichtig es ist, sich auf die aktuelle Aufgabe zu konzentrieren und nicht von dem, was danach kommt, ablenken zu lassen. Für Unternehmen bedeutet dies, Prioritäten zu setzen und sich auf die Bewältigung einer Herausforderung nach der anderen zu konzentrieren, statt von der Gesamtheit der Aufgaben überwältigt zu werden.
3. Eigenverantwortung: Die strukturierte Tagesplanung und die Notwendigkeit, für alle Entscheidungen und Handlungen selbst Verantwortung zu tragen, betonen die Wichtigkeit der Eigenverantwortung. Im Unternehmenskontext ist es entscheidend, dass jede Person innerhalb der Organisation ihre Rolle und ihre Verantwortlichkeiten kennt und diese eigenständig und gewissenhaft erfüllt.