Künstliche Intelligenz, Fachkräftemangel, Generation Z:
Veränderungen meistern wie echte Champions
Die einzige Konstante ist Veränderung – das merken wir gerade jetzt: Sei es die Implementierung künstlicher Intelligenz in bestehende Arbeitsabläufe, die Entwicklung kreativer Lösungen aufgrund von Fachkräftemangel oder die Frage, wie wir mit den Erwartungen jüngerer Generationen umgehen. Alles ist im Wandel. Aber: Wir können diesen Change gestalten und uns dabei viel von Spitzensportler:innen, erfolgreichen Teams und ihren Coaches abgucken.
Sie alle geben sich nicht mit dem Status Quo zufrieden, sondern begegnen neuen Herausforderungen mit einer grundlegenden Offenheit. Mehr noch: Sie arbeiten sogar dann noch an sich, wenn sie sich auf dem (bisherigen) Höhepunkt der eigenen Karriere befinden. „Ich messe meinen Erfolg nicht an den Siegen, sondern daran, ob ich jedes Jahr besser werde“, sagte einst Golf-Profi Tiger Woods.
Starte mit dem Warum – und schaffe eine Vision
Welche Faktoren sind entscheidend für eine erfolgreiche Veränderung? Top-Athlet:innen wissen, warum sie etwas tun. Das klingt simpel, aber im Berufsalltag ist vielen Mitarbeitenden oft nicht klar, wie die Vision des Unternehmens aussieht, welches Ziel die eigene Abteilung hat und wie man selbst ganz konkret mit seiner eigenen Arbeitsleistung darauf einzahlt. Dabei muss es gar nicht immer so plakativ sein wie bei Arnold Schwarzenegger, der schon als Jugendlicher Bilder von nackten, eingeölten Männern über sein Bett hing, weil er selbst irgendwann „Mister Universe“ werden wollte. Doch es hilft, das „Warum“ auf allen Unternehmensebenen klar zu definieren, transparent zu machen und in (verbindlichen!) Gesprächen mit jedem Einzelnen festzulegen, welchen Anteil er an der Zielerreichung hat. Eine starke bildhafte Vision kann dabei helfen, dieses Ziel greifbarer und emotionaler zu machen.
Außerdem braucht es einen klaren Fahrplan mit der richtigen Priorisierung. „Du brauchst Vitamin N“, sagte Marathon-Olympiasieger Eliud Kipchoge. „Und Vitamin N bedeutet, dass du lernen musst, Nein zu sagen.“ Wir sollten also alle Tätigkeiten, alle Aufgaben und Verhaltensweisen immer vor der Frage beleuchten: Bringt mich, bringt uns das unserem Ziel näher? Wo kann man Aufgaben delegieren, an welcher Stelle vielleicht sogar komplett streichen? Solche Fokus-Phasen sollten zeitlich begrenzt und von vorneherein abgesteckt sein, um die Motivation hochzuhalten. Auch Spitzensportler:innen haben immer einen bestimmten Wettkampf, einen konkreten Titel vor Augen, für den sie trainieren. Ein SMARTes Ziel (spezifisch, messbar, ambitioniert, realistisch, terminiert) hilft, den Fokus zu halten.
Der Coach kann keine Tore schießen
Doch wie genau entscheidet man nun, wie man die notwendigen Elemente umsetzen möchte? Fragt man Hockeybundestrainer André Henning, würde er sagen: Als Team. Mit den deutschem Hockeyherren ist er 2023 Weltmeister geworden und er führt diesen Erfolg u.a. darauf zurück, dass er sehr stark auf Selbstorganisation und agile Führung gesetzt hat. So haben sich z.B. Sub-Teams um Taktik, Performance und Soziales gekümmert, und viele der Spielbesprechungen wurde von Spielern gehalten, nicht vom Trainerteam. „Ich lerne von meinen Spielern genauso viel wie sie hoffentlich von mir“, sagte Henning und setzt damit auf ein sehr modernes Verständnis von Führung, das insbesondere von der jüngeren Generation im Berufsleben eingefordert wird: Mehr Eigenverantwortung, mehr Autarkie, mehr Raum für Kreativität und eigene Ideen. Gleichzeitig braucht es klare Rahmenbedingungen, Rollenzuweisungen und Regeln.
Feedback is the key
Für effektive Teamarbeit ist zudem ehrliches und konstruktives Feedback unerlässlich. Die Videoanalyse gehört mittlerweile nicht mehr nur bei Profifußballern zum Standard, sondern wird auch im Amateurbereich diverser Sportarten ausgiebig genutzt: Was war gut, wo müssen wir nochmal ansetzen? Eine klassische Bewegtbild-Analyse macht im Büro nur punktuell Sinn, wenn man sich z.B. bei einer Präsentation oder einem Vortrag filmt. Aber auch im normalen Berufsalltag können wir uns in Sachen Feedback ein Beispiel an Spitzensportler:innen nehmen. Das Schweizer Segelteam der Alinghi, das 2003 als erstes Land ohne direkten Meerzugang den America’s Cup gewann, hat Feedback zu einem entscheidenden Wettbewerbsvorteil ausgebaut – indem jedes Teammitglied den anderen Rückmeldung zur aktuellen Leistung gegeben hat. Der Feedbackgeber hat dabei rotiert, unabhängig von seiner Position im Team, und die Feedbackzyklen waren eng.
Also ganz gleich, welche Herausforderung gerade ansteht – ob KI, Fachkräftemangel oder der Umgang mit der Generation Z: Veränderung muss sein. Und Veränderung kann gelingen! Vielleicht werden wir sogar eine alles-verändernde-Innovation erschaffen, so wie es Dick Fosbury getan hat, als er bei den Olympischen Spielen 1968 in Mexico City rückwärts über die Stange sprang – und damit eine völlig neue Technik im Hochsprung etablierte.
Mehr inspirierende Geschichten und Praxistipps für den Berufsalltag gibt es in meinem aktuellen Buch „the working game“ und im Rahmen meiner Vortragsreihe.