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Matthias Clesle

24. Februar 2023

HR neu bewerten: So wenden Firmen den Personalblackout ab

Der Mangel an Fach- und Führungskräften ist für deutsche Unternehmen derzeit das größte Geschäftsrisiko und verursacht Kosten in Milliardenhöhe.

Aktuelle Studien gehen von 86 Milliarden Euro im Jahr aus, die Unternehmen wegen fehlenden Personals entstehen. Dennoch haben viele Firmen einen wichtigen strategischen
Hebel noch nicht umgelegt. Dieser besteht darin, Personalabteilungen von Grund neu zu bewerten. Oft sind die Verantwortlichen unterbezahlt, vielerorts fehlt es zudem an
Wertschätzung und Handlungsspielraum.

 

Der Fachkräftemangel erfordert ein Umdenken.

Laut Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) blieben allein im dritten Quartal 2022 1,82 Millionen Stellen unbesetzt. Der Arbeitsmarkt ist in vielen Branchen mittlerweile so leergefegt, dass Personalabteilungen mehr denn je zum Schlüsselfaktor für den Unternehmenserfolg geworden sind. Ist der Geschäftsbereich gut aufgestellt, werden hier die wenigen am
Markt verfügbaren Fachkräfte gewonnen, die für das Wachstum eines Unternehmens unerlässlich sind. Doch es ist längst mehr als das: Immer häufiger hängt von den
Personalverantwortlichen die Überlebensfähigkeit eines Betriebes ab.

Nur wenn die HR-Abteilung es schafft, den Personalbestand konstant zu halten und die bestehenden Mitarbeitenden weiterzuentwickeln, sehen sich Unternehmen
überhaupt noch in der Lage, ihre Aufträge abzuarbeiten.

 

Personaler meist unterbezahlt

Paradoxerweise spiegelt sich die große Bedeutung, die der Geschäftsbereich angesichts der aktuellen Krise einnimmt, in vielen Unternehmen nicht wider.

Das zeigt bereits ein Blick auf die Gehaltsstruktur. So verdient in Deutschland der Großteil der Führungskräfte im HR-Bereich circa 15 bis 25 Prozent weniger als vergleichbar
qualifizierte Mitarbeitende im Vertrieb. Auch bei den Einstiegsgehältern ist eine deutliche Diskrepanz zu erkennen. Vergleicht man etwa das Gehalt von Personalsachbearbeitenden mit dem von Mitarbeitenden im IT-Bereich, liegt dieses teils um über 25 Prozent darunter.

 

Verschenktes Potenzial

Ein Ungleichgewicht, das dazu beiträgt, dass Motivation und Performance im Human Ressource Management nicht selten weit unter dem Möglichen bleiben. Doch es ist
nicht allein die Bezahlung, die falsche Anreize setzt. Viel entscheidender ist, dass der Personalabteilung in vielen Unternehmen nicht das strategische Gewicht eingeräumt
wird, das ihr zukommen müsste: Oft verbringen hochqualifizierte HRler ihre Arbeitszeit mit dem Abarbeiten einfacher Vorgänge, wie zum Beispiel der Seminarorganisation oder dem Veröffentlichen von Stellenanzeigen.

Wirkliche Veränderungen treiben sie im Unternehmen so selten voran und ihre Stärken und Talente bleiben ungenutzt – ein Paradebeispiel für verschenktes Potenzial.

 

Paradigmenwechsel notwendig

Um ihre Überlebensfähigkeit zu sichern, müssen Unternehmen dringend eine neue Perspektive einnehmen und den Personalbereich konsequent aufwerten.

Notwendig ist ein Paradigmenwechsel. Der Abteilung muss konsequent der Stellenwert eingeräumt werden, den sie als strategischer Problemlöser de facto einnimmt.
So haben HRler nicht nur ein gutes Gespür für die Probleme und Sorgen im Unternehmen, sondern auch die Kompetenz, diese zu lösen. Statt händeringend nach
Fachkräften zu suchen, sind sie beispielsweise in der Lage, die vorhandene Belegschaft gezielt weiterzuentwickeln und Demotivationen in der Belegschaft zu eliminieren.
So kann das Fachkräfteproblem zu großen Teilen entschärft werden.

 

Umdenken auf beiden Seiten

Um das Potenzial im HR-Bereich zu heben, ist allerdings ein Umdenken auf beiden Seiten erforderlich.

Die Geschäftsführung ist dazu aufgerufen, die Personalabteilung mit mehr Gestaltungsspielraum und vor allem mehr Ressourcen auszustatten, damit
sie ihre Aufgaben im Unternehmen ergebnisorientiert bewerkstelligen kann.
Gleichzeitig sollten auch Personaler die neue Rolle des Problemlösers aktiv einfordern und durch sichtbare Ergebnisse selbst zur Aufwertung ihres Stellenwerts beitragen.
So gelingt, was viele Unternehmen derzeit erhoffen: sich auf dem stark umkämpften Arbeitsmarkt den entscheidenden strategischen Vorsprung zu sichern.

Matthias Clesle

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