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Susanne Nickel | Gunhard Keil

19. Februar 2021

Remote Leadership – Überholspur oder Sackgasse

Wenn Sie als Chef*in drei Wünsche zur Verbesserung Ihrer Online Leadership-Skills frei hätten, was würden Sie wählen? Klug wählt, wer weiß, welche Kompetenzen sich im letzten Jahr als erfolgsversprechend herauskristallisiert haben. Wir haben in unserer Unternehmensberatung Tausende von Teilnehmer virtuell inspiriert, trainiert und gecoacht und unsere Best Practice für Sie zusammengestellt, damit auch Ihr Wünsche leicht Wirklichkeit werden. Wir verraten Ihnen die Top 3, damit Sie als exzellenter Remote Leader Gas geben können und nicht in einer Sackgasse landen. Führungskräfte und Mitarbeiter diese drei Erfolgsfaktoren gemeinsam beherrschen, konnten punkten, die gesetzten Ziele erreichen und ihre Zusammenarbeit trotz der Krise ausbauen und stärken.

1) Virtuelles Erwartungsmanagement – Ist klar was Sie wollen?

„Meine Leute tun einfach nicht das, was ich von ihnen will.“ „Die Ergebnisse meines Mitarbeiters*in stimmen nicht mit meinen angestrebten Zielen überein.“

Diese Sätze haben wir die letzten Monate oft von Führungskräften in vielen online Peergroup-Coachings gehört. Wir haben darauf mit einer Frage geantwortet: Wissen Ihre Mitarbeiter genau – und zwar auch in dieser besonderen Situation im Rahmen der virtuellen Zusammenarbeit – was Sie von Ihnen wollen? ‚You don’t get what you want, if you don’t say what you want’ ist hier die Devise. Wie sieht es mit Ihrem
virtuellen Erwartungsmanagement aus? Haben Sie klar kommuniziert, was Sie in welcher Qualität wollen? Delegieren Sie richtig? Sind Ziele für alle klar gesetzt?

Klare Kommunikation

Ziele sind in jeder Form der Führung ein wichtiges Mittel, um allen Beteiligten und Beitragenden klarzumachen, worum es geht. Folgende Fragen haben sich bewährt, wenn es um die Ziele des eigenen Teams geht:

• Sind alle Ziele messbar?
• Haben Sie verbindliche Termine vereinbart?
• Ist eindeutig klar, wer wofür zuständig ist?
• Haben Sie sichergestellt, dass alle verstanden haben, worum es geht und was sie jeweils zum Teamerfolg beitragen?

Haben Sie bei Ihren Zielen den besonderen Kontext der virtuellen Zusammenarbeit berücksichtigt? Kommunikation ist schon bei Anwesenden ein großes Thema, doch ausschließlich virtuell häufen sich Missverständnisse und Fehlinterpretationen. Wenn Sie Ihre Mitarbeiter nicht persönlich antreffen und daher kaum körperliche Signale wahrnehmen, ist es noch wichtiger klar zu kommunizieren und das Verständnis abzusichern.

Daher ist unsere Empfehlung: Kamera an, damit Sie sehen – auch wenn nur eingeschränkt – wie der andere reagiert. Lassen Sie den anderen das Gesagte kurz in eigenen Worten zusammenfassen, nicht um den anderen zu schikanieren, sondern damit klar ist, dass er oder sie Sie richtig verstanden hat. Hier hilft Ihnen eine respektvolle und wohlwollende Haltung, mit welcher Sie sich um effektive Kommunikation bemühen.

2) Verloren im Homeoffice – Isolation vermeiden!

„Wie schaffe ich es in der Corona-Krise die Verbindung zu meinen Mitarbeitern nicht zu verlieren?“ „Wie kann ich den Teamgeist stärken, obwohl wir uns nicht sehen?“
„Was kann ich gegen die Isolation im Homeoffice tun?“

Solche oder ähnliche Fragen haben wir oft diskutiert, denn sich mit dem virtuellen Team zu identifizieren, fällt vielen Mitarbeitern schwer. Echte Begegnungen fehlen. Isolation im Homeoffice verstärkt diesen Faktor. Verbundenheit und Identifikation mit dem Team sind jedoch wichtige Erfolgsfaktoren für die virtuelle Zusammenarbeit. Dabei geht es ganz besonders darum, den jeweiligen Bedürfnissen
der Mitarbeiter Rechnung zu tragen. Doch wie gelingt das über die Distanz? Welche Haltung ist hierbei nützlich und hilfreich?

Versetzen wir uns in die Lage eines Kunden, der beispielsweise ein neues Auto kaufen will. Damit er sich letztlich für den Kauf entscheidet, gilt es, seine Erwartungen und auch Bedürfnisse in Erfahrung zu bringen, um sie erfüllen zu können. So soll der neue Wagen vielleicht familiengerecht ausgestattet sein mit viel Platz und einem großen Kofferraum. Wenn der Verkäufer diese Bedürfnisse bei seiner Beratung nicht in den Fokus nimmt, wird der Kunde enttäuscht sein und von Dannen ziehen. Was wir jetzt in diesem Beispiel gemacht haben, war, die Perspektive zu wechseln und die Haltung eines Kunden einzunehmen. Genau das ist
auch der Switch zum neuen Remote Leadership: Mitarbeiter sind Kunden. Führung wird damit zur echten Dienstleistung und findet auf Augenhöhe statt.

Führung als Dienstleistung

Künftig werden wir also nicht nur die E-Mails an Kunden besonders nett und zuvorkommend verfassen, sondern auch die an die eigenen Mitarbeiter, denn: Sie sind Ihre Kunden! Ohne Ihr Team werden Sie nicht erfolgreich sein!

Ein erfolgreicher Dienstleister hat stets seine Kunden im Blick. Es geht nicht um Ihre eigenen Präferenzen, sondern darum, wie Ihre Mitarbeiter behandelt werden wollen. Viele Führungskräfte denken, dass das, was für sie gut ist, auch für ihre Leute gut sei. In der Psychologie wird das auch Ich-Synton genannt. Wie wir die Dinge sehen, fühlt sich für uns ganz normal und selbstverständlich an. Doch damit ecken wir bei
einem Großteil anderer Menschen an, die eben nicht so ticken wie wir selbst.

Sind Sie eher der sachliche Typ, der sich primär an Zahlen, Daten, Fakten orientiert, dann werden Sie mit diesem Fokus bei einem eher beziehungs- und näheorientierten Mitarbeiter scheitern. Schreiben Sie gerne kurze knackige E-Mails? Vielleicht findet Frau A das super, vielleicht wäre Herrn B jedoch ein Telefonat lieber. Welche Tools, welche Art zu kommunizieren präferiert welcher Mitarbeiter? E-Mail, Chat, Telefon,
Webmeeting oder etwas ganz anderes? Wissen Sie das?

Wie können Sie die Unterschiede und Bedürfnisse Ihrer Mitarbeiter herausfinden? Es ist ganz einfach: Fragen Sie sie. Stellen Sie offene Fragen, die viel mehr als ein Ja oder Nein zulassen.
Und dann, ganz wichtig: Schweigen Sie und hören Sie genau zu, was Ihre Mitarbeiter antworten. Auch hier gilt: Kamera an, damit Sie Reaktionen und Mimik und Gestik Ihrer Mitarbeiter wahrnehmen können.

3) Vertrauen

„Ich weiß nicht, was meine Leute den ganzen Tag machen.“ „Wie kann ich meinen Mitarbeitern mehr Vertrauen?“ „Wie kann ich das Vertrauen trotz der Distanz ausbauen?“

Diese Fragen erreichten uns in Punkto Vertrauen. Doch was ist überhaupt Vertrauen? Erst einmal ist Vertrauen eine subjektive Zuschreibung, also eine besondere Qualität in der Beziehung zwischen Menschen, die dazu führt, dass man bereit ist, sich auf den anderen einzulassen und sich auf ihn zu verlassen. Vertrauen ist ein Gefühl, das wir Menschen dringend benötigen. Wir streben nach sozialer Zugehörigkeit. Diese aber fühlen wir nur in einer Beziehung oder Atmosphäre, in der wir uns anderen vertrauensvoll öffnen können.

Konstruktive Zusammenarbeit funktioniert nicht in einem Klima des Misstrauens. Ohne Vertrauen kann ein Miteinander nicht funktionieren. Egal ob in der Familie, im Freundes-, Bekannten- und Kollegenkreis, im Team und im Verhältnis zwischen Vorgesetztem und Mitarbeitern: Vertrauen ist der emotionale Nährboden, den soziale Beziehungen brauchen, um gedeihen zu können.

Vertrauen hat noch einen entscheidenden Vorteil. Es beschleunigt Kooperation. Stellen Sie sich vor, Sie müssten zu Ihrer Absicherung alles Gesprochene und Vereinbarte gegenprüfen, schriftlich festhalten und in Ordnern archivieren, egal ob in Papier oder am Computer in Bytes. Wie aufwendig wäre das! Daher gilt die Devise:

Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser

Wer mit einem Vertrauensvorschuss auf andere zugeht, wird dafür meist belohnt. Die überwiegende Mehrheit der Mitarbeiter wird das nämlich als Wertschätzung aufnehmen und sich bemühen, dem Vertrauensvorschuss gerecht zu werden. Das bedeutet mehr Motivation, mehr Engagement und bessere Ergebnisse. Vertrauensvorschuss ist eine Investition in eine Hochleistungskultur. Klar, es kann
und wird auch immer wieder welche geben, die das ausnützen, aber soll man deswegen die anderen durch einen Vertrauensvorbehalt „bestrafen“? Die Antwort ist ein klares Nein!

Als Distanz-Führungskraft haben Sie wenig oder vielleicht keine Möglichkeit, Ihren Mitarbeitern über die Schultern zu schauen. Sie haben gar keine andere Wahl, als davon auszugehen, dass jeder seinen Job macht. Setzen Sie auf die Stärkung der Eigenverantwortung Ihrer Mitarbeiter. Investieren Sie reichlich Vertrauensvorschuss in Ihr Team.

Erleben Sie am 23.02.2021 um 11 Uhr bei Speakers Excellence die Online-Impuls-Reihe mit Susanne Nickel und Gunhard Keil. Hier anmelden

Zum Thema “Führen auf Distanz” ist jetzt das Buch der beiden Top Referenten erschienen. Hier erhältlich 

 


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