Die Klimakrise tritt in der Berichterstattung rund um Covid-19 in den Hintergrund – nicht jedoch ihre Brisanz. Antworten auf ihre drängenden Fragen zu finden, ist für unseren Planeten – für uns – über lebensnotwendig. Mit seiner ihm eigenen Dynamik zeigt der Klimawandel, dass alle bisherigen Konzepte null und nichtig sind. Wir brauchen neue Ideen – und zwar jetzt! Und: diese müssen nachhaltig sein.
Nachhaltigkeit ist mehr denn je das Gebot der Stunde. Die Mehrzahl der 175 Mio. Ergebnisse bei Google hat lediglich den „grünen“ Aspekt dieses Begriffs im Fokus. Wir müssen uns auf die wirkliche Bedeutung dieses Prinzips besinnen, auf das Umfassende. Darauf, dass Nachhaltigkeit auf drei Säulen steht: Neben Ökologie müssen immer auch soziale und wirtschaftliche Aspekte berücksichtigt werden. Fehlt eine dieser Säulen, kippt das System.
Die gegenwärtige Wirtschaft basiert auf Kohle, Öl oder Erdgas. Die fossil betriebene Ökonomie ist jedoch (fast) am Ende. Etwas, das die Zerstörung des Planeten verursacht hat, kann nicht als Grundlage dienen, ihn zu retten. Was wir brauchen sind wirtschaftliche Ideen weg vom Öl, hin zu einer kohlenstofffreien Gesellschaft, hin zu erneuerbaren Energien.
Kohlenstofffreies Wohnen ist längst keine Utopie mehr. Bestes Beispiel: energieautarke Gebäude. Sie versorgen sich selbst mit Wärme und Strom, ja sogar mit E-Mobilität – aus dem krisensicheren „Rohstoff“ Sonne. Das nachhaltige Plus: Der Einsatz von erneuerbaren Energien und garantiert ökologischem Reststrom ermöglicht erstmals einen CO2 freien Gebäudebetrieb. Diese am Markt einzigartigen Gebäude bleiben so auch frei von der entsprechenden Besteuerung ab 2021.
Das rundum alternative, ökologische Wohnkonzept, denkt Wirtschaftlichkeit gleich mit und wird dadurch nachhaltig: Die vollständige Selbstversorgung ermöglicht, die Betriebskosten in die Investition mit einzurechnen. Damit entstehen neuartige lukrative Geschäftsmodelle für Banken, Energieversorger und Wohnungswirtschaft: Vermieter können Pauschalmieten mit Energie-Flatrate anbieten. Die Miete enthält neben dem Entgelt für Wohnen die Kosten für Wärme, Strom und E-Mobilität (all-inclusive). Bewohnern garantieren diese energieautarken Gebäude langfristig Kostensicherheit; Investoren und Vermietern versprechen sie Anlagewerte, die dauerhaft und zukunftssicher höhere Renditen abwerfen.
Der neue High-Low-Tech-Ansatz der energieautarken Gebäude setzt auf effektive, innovative vor allem minimale Technik. Damit entfällt die in herkömmlichen Gebäuden „hochgerüstete Heiztechnologie“ – und die daraus resultierende aufwändige Wartung. Stellt sich bei herkömmlichen Gebäuden die Frage, ob in Zukunft überhaupt noch jemand die anfallenden Reparatur- und Wartungsarbeiten umsetzen kann (Stichwort: Fachkräftemangel) – vor allem jedoch: zu welchem Preis?; können Eigentümer energieautarker, enttechnisierter Gebäude sich sowohl diese Sorgen als auch Kosten ersparen.
Ökologie, Ökonomie und Soziales vereinen diese nachhaltigen Häuser unter einem Dach. Ihr Fundament steht auf einer neuen, umfassenden Denkweise, die ein breites Spektrum an Blickwinkeln mit einbezieht. Dies ist der Paradigmenwechsel, der laut Jeremy Rifkin* die anstehende „dritte industrielle Revolution“ gelingen lässt.
Für mich, als integralen Denker, sind Konzepte dieser Art Ausdruck wahrer Nachhaltigkeit. Mit solchen Ideen bleibt ein selbstbestimmtes Leben keine Vision, sondern ist Teil einer Transformation, die unsere Gesellschaft fundamental verändert und unser aller Überleben sichert.
*amerikanischer Ökonom, Sozialtheoretiker und Berater der Bundesregierung
Eine Antwort
Donald Trump scheint dabei wie ein Befreiungsschlag gewirkt zu haben: Allerorten sind Klimaziele, Umweltschutz und die „große Transformation“ (WBGU 2011) hin zu einer ökologisch und sozial nachhaltigen Welt inzwischen zur Nebensache geworden. Wirtschaftswachstum, Wettbewerbsfähigkeit und der Kampf um die weltpolitische Vormachtstellung der etablierten Industrieländer und ihrer Werte sind ausdrücklich prioritär. Doch die Erfolge dieser Politik bleiben bescheiden, und je entschiedener dieses Verteidigungsprojekt fortgesetzt wird, desto sicherer scheinen die nächste Krise und die Wiederkehr des Postwachstumsthemas.