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Volker-Busch

Dr. Volker Busch

27. August 2019

Wie lang ist der richtige Augenblick für gelingende Kommunikation?

So klappt es mit dem Blickkontakt als Türöffner für gelingende Kommunikation in Zeiten der Digitalisierung

Einfach mal den Blick schweifen lassen

In einem Café am Hauptbahnhof fiel mir vor wenigen Tagen ein junger Mann auf. Er saß in einem Sessel, mit einer Tasse irgendwas in seiner Hand, und blickte aus dem Fenster. Er war weder kopfüber in sein Smartphone versunken, noch stand ein aufgeklapptes Notebook vor ihm. Er hörte nicht einmal Musik. Ich überlegte kurz, ob dieses unzeitgemäße Verhalten schon soziopathische Züge trägt. Tatsächlich sind direkte Blickkontakte zwischen einander fremden Menschen in der Öffentlichkeit in Zeiten der Digitalisierung ja eher selten. In einer Welt voller Bildschirme ist kaum noch Platz für einen echten Augenblick.
Ruhig betrachtete der junge Mann Menschen, die am Fenster vorbeigingen oder ebenfalls im Café saßen. Wenn ihn jemand ansah, hielt der junge Mann den Blick für wenige Sekunden ohne dabei aufdringlich zu glotzen. Er lächelte etwas und wechselte dann seinen visuellen Fokus. Das wirkt nicht nur kommunikativ beeindruckend sicher, sondern auch sehr sympathisch.

Die Wissenschaft schaut tiefer: Die magischen drei Sekunden im Blick

Meine Arbeitsgruppe und ich haben mehrere Studien zur emotionalen Wahrnehmung von Gesichtsausdrücken durch Blickkontakt publiziert. Dabei habe ich mich immer gefragt, wie lange man Personen seines Interesses eigentlich heute noch direkt anschauen darf, ohne ihnen dabei zu nahe zu treten?

Der Evolutionsbiologe Irven DeVore soll einmal gesagt haben, dass Menschen, die sich länger als sechs Sekunden ansehen, wahrscheinlich miteinander kämpfen oder kopulieren werden. Ich bin mir zwar nicht sicher, ob ein Straßencafé der richtige Ort wäre, um diese Hypothese in einer Art Feldversuch zu überprüfen. Fakt ist jedoch, ein zu langer Blick erzeugt eine besondere Form der „Intimität“, die manche kaum stört, andere wiederum als aufdringlich empfinden. Kein guter Einstieg in gelingende Kommunikation, Digitalisierung hin oder her.

Eine Arbeitsgruppe der UCL in London ist dieser Frage nun einmal nachgegangen: 500 Probanden sollten verschiedenen Personen, die sie unterschiedlich lange anschauten, Sympathiepunkte geben. In dem Versuch waren die Personen Schauspieler, die vorher auf unterschiedlich lange Blickkontakte trainiert worden waren. Das Ergebnis: Im Schnitt lag der optimale Blickkontakt bei 3.3 Sekunden (±0,7 Sekunden).

Interessant war noch ein spannender Nebenbefund: Je schneller sich die Pupillen der Probanden weiteten, desto sympathischer fanden sie längere Blickkontakte. Eine offene Pupille signalisierte also: Du darfst mich länger ansehen. Um das erkennen zu können, müssten Sie allerdings schon sehr nah an die Person im Café herantreten. Ich habe es einmal ausprobiert. Kein Sympathiepunkt. Lassen Sie es besser.

Mit offenen Augen für gelingende Kommunikation 

Aber wagen Sie doch einmal in der Straßenbahn oder in einem Supermarkt einen offenen und sympathischen Blick. Halten Sie Ihren freundlichen Augenkontakt für etwa drei Sekunden. Zu lange wirkt mitunter wie gestarrt. Zu kurz dagegen manchmal unfreundlich oder gar verklemmt. Nicht schlimm, falls Sie diesen empfindlich zeitlichen Korridor anfangs nicht gleich hinkriegen, lassen Sie Ihr Handy mit Stoppuhr also stecken. Mit etwas Übung bekommen Sie ein gutes Gefühl dafür. Sie werden sehen, mit der richtigen Dauer treffen Sie meist ins Schwarze. Denn Augenkontakt kommt an. Nichts öffnet die kommunikativen Kanäle zu unserem Gegenüber so sehr wie ein freundlicher Blick.
Schenken Sie Ihrem Mitmenschen auch in digitalen Zeiten das Wertvollste, was Sie geben können – Ihren Augenblick!

Dr. Volker Busch

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