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Marion Lemper-Pychlau

16. Mai 2019

Stoizismus für ein glückliches Arbeitsleben

Die Arbeitswelt orientiert sich kaum an den Bedürfnissen der Menschen. Vielmehr steht der Profit im Vordergrund. Aus diesem Grund haben viele Beschäftigte durchaus berechtigte Gründe, sich zu beklagen. Aber was nutzt es?

Letzten Endes bleibt den meisten von uns gar nichts anderes übrig, als sich zu arrangieren und zuzusehen, wie sie mit den bestehenden Umständen zurechtkommen. Denn wer von uns hätte die Macht, die negativen Folgen der Globalisierung, der Digitalisierung oder der Liberalisierung der Märkte abzufedern oder gar zu beenden? 

Strategien finden

Wir müssen also etwas finden, mit dem wir in der modernen Arbeitswelt glücklich werden können, obwohl sich die Bedingungen oftmals keineswegs als glücksfördernd erweisen. Nun sind wir ja nicht die ersten Menschen auf der Welt, die sich schwierigen Umständen gegenübersehen. Warum also nicht mal schauen, wie frühere Generationen mit Widrigkeiten umgegangen sind?!

Und da bietet sich die Philosophie der Stoiker an: Denn sie haben Strategien entwickelt, mit denen sie auch in extremen Situationen ein stabiles Glück schaffen konnten. Stoisch zu sein bedeutet keineswegs, alles mit Gleichmut zu ertragen. Im Gegenteil: Den Stoikern war sehr daran gelegen, so fröhlich und glücklich wie möglich durchs Leben zu gehen. Sie suchten nach Möglichkeiten, ein stabiles Glück für sich herzustellen, das von äußeren Faktoren unabhängig sein sollte. Es ist ihnen gelungen, eine ganze Reihe von Methoden zu finden, mit denen sie sich gegen äußere Einflüsse immunisierten.

3 Wege zu einem stabilen Glück

Ich möchte hier beispielhaft drei Strategien nennen, mit denen die Stoiker zu einem Glück finden konnten, das sie von äußeren Umständen unabhängig machte:

Impulskontrolle

Die Stoiker weigerten sich, anderen Menschen oder irgendwelchen Dingen Macht über ihr Gefühlsleben einzuräumen. Sie waren entschlossen, sich von nichts und niemandem ihren Seelenfrieden rauben zu lassen. Daher achteten sie sehr darauf, nicht impulsiv und unbedacht zu reagieren. Sie zügelten ihre Impulse und kontrollierten ihre Gedanken und Handlungen.

Realistische Erwartungen

Der römische Kaiser Marc Aurel (einer der berühmtesten Stoiker) riet den Menschen: „Beginne jeden Tag, indem du dir sagst: Heute werde ich es mit Störungen, Undankbarkeit, Anmaßung, Treulosigkeit, Feindseligkeit und Egoismus zu tun bekommen.“ Mit dieser Sichtweise ist man auf beinahe alles gefasst und innerlich gewappnet. So wird es möglich, gelassener mit jeder Art von Widrigkeit umzugehen.

Dankbarkeit

Die Stoiker praktizierten eine Dankbarkeitsübung, die wir heute unter dem Begriff „negative Visualisierung“ kennen. Dabei stellt man sich vor, dass all die guten Dinge, die wir für selbstverständlich halten, plötzlich nicht mehr da wären. Denn wir neigen dazu, das Gute völlig aus dem Blick zu verlieren, wenn wir eine unbefriedigende Situation vor uns haben. Dann ist unsere Wahrnehmung verzerrt, denn es zählt nur noch das Problem. Diese einseitige Sichtweise beeinträchtigt das Wohlbefinden ganz erheblich.

Marion Lemper-Pychlau

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