Kennen Sie Gesprächssituationen, in denen es schier unmöglich erscheint, den anderen noch zu erreichen?
Kürzlich befand ich mich in so einer prekären Situation:
Als mein Geschäftspartner so richtig austickt und Schaden verursachen will
Mein Geschäftspartner war aus guten Gründen sehr enttäuscht, da sich der Projektverlauf mit unserem Kunden stark verzögert hatte und wir deshalb unseren Zeitplan völlig neu koordinieren mussten. Er vergriff sich dabei im Ton und begann unterschwellig den Kunden an den Pranger zu stellen. Ich versuchte ihn rasch
mit den üblichen, klassischen Kommunikationstools in seiner Verärgerung, die er offen aggressiv zeigte, abzuholen. Dabei benützte ich u.a.
- Empathisches Spiegeln
- Ich-Botschaften
- Aktives Zuhören
Alles Tools, die man halt so kennt.
Trotz hochprofessionellem Vorgehens - Nichts gelang!
Aufgrund unserer Zusammenarbeit kannte ich seine Charakterstruktur seit Jahren gut, und so wusste ich, er befindet sich in dieser momentanen Situation in seinem Ego-Masterplan. Das bedeutet, er hatte für seine Umwelt zu diesem Zeitpunkt weder ein Gespür, noch eine Motivation sich auf diese einzulassen. Sein Fokus war ausschließlich bei sich mit Ich will dem anderen „weh tun - rächen“ damit er sowas nicht mehr mit mir macht.
Er fühlte sich auf die Seite gestellt, nicht so wichtig genommen.
TIPP: Wenn Summen nichts hilft, dann schnell den Hammer holen.
Um den Schaden für uns zu begrenzen, griff ich zu meiner „Summ-Hammer-Methode“:
- Immer mit Summen starten: Wie oben beschrieben, hatte ich bereits versucht, ihn mit den klassischen empathischen Kommunikationstools zu beruhigen. Konkret fallen dabei Sätze wie „Ich bemerke, du bist sehr verärgert und ich verstehe das auch sehr gut. Es ist wirklich unangenehm, dass wir den Zeitplan völlig neu aufsetzen müssen. Wann hast Du wieder Termine frei?“
- Wenn diese feine empathische „Summ“ Methode nicht greift, wie oben, folgt rasch Klarheit und Grenzen:
- Das Brummen: Dies bedeutet, ich werde in meiner Sprache klarer und setze meinem Gegenüber Grenzen. In oben beschriebener Situation war das der Satz: „Ich verstehe deinen Ärger. Können wir bitte jetzt an der Lösung arbeiten und das Gespräch in diese Richtung führen? Denn Ärger bringt uns nicht weiter.“
Nachdem mein Geschäftspartner auch auf diese Klarheit nicht reagierte, kam mein „Hammer“
4. Wenn gar nicht geht, kommt der Hammer: Das bedeutet, ich beame mich schnellstmöglich in meinem Kopf auf einen Logenplatz. Konkret: ich stelle mir vor, ich sitze im Theater auf einem Logenplatz und nehme das Schauspiel aus Sicht des Beobachters wahr. Wissend, dass ich diese Persönlichkeit und Charakterstruktur vor mir auf der Bühne nicht verändern kann, da ich weder Regie führe noch die Schauspieler auswechseln kann. Ich beobachte dann von meinem Logenplatz aus, ohne zu werten und antworte nur kurz und knapp: „ich beobachte deine Verärgerung. Wenn wir über die Termine reden können, gib mir bzw uns Bescheid“.
Diese Hammer-‐Methode bedeutet eine Ignoranz der momentanen Bedürfnisse, Ziele und Wünsche meines Gegenübers. Ich versuche nicht auf ihn einzugehen. Umgangssprachlich würde man sagen, ich lasse ihn „anrennen“.
Der Hammer als Selbstschutz
Vielleicht fragen Sie sich jetzt, weshalb eine Psychologin und Kommunikationsexpertin den anderen so „anrennen“ lässt? Das dient doch gar nicht dem vielversprechenden Beziehungsmanagement, das überall propagiert wird. Meine Erfahrung: Beziehung ist keine Einbahnstraße. Sie können nicht alleine ein Problem lösen, wenn es zwei Personen betrifft. Und wenn Sie spüren, dass Ihr Gegenüber auf Summen und Brummen so gar nicht anspringt, dann bleibt Ihnen in letzter Konsequenz nur der „Selbstschutz“, der sogenannte Hammer. Wenn Sie diesen nicht aktivieren, laufen Sie Gefahr die Beziehungsebene zu dieser Person relativ rasch zur Gänze zu verlieren. Weil die Person sie enttäuscht und richtiggehend nervt. Weitere Gespräche mit ihr werden immer in Schieflage dieser Erinnerung stattfinden. Niemals gut für Ihren gemeinsamen Erfolg!
Summary:
Überprüfen Sie die Charakterstruktur oder die Kooperationsmöglichkeit ihres Gegenübers in der jeweiligen Situation mit den ersten beiden Schritten der Summ-Hammer- Methode. Summen und Brummen Sie. Im Falle weiteren destruktiven Verhaltens ihres Gegenübers schützen Sie sich und deeskalieren Sie mit dem
Hammer.
Als Psychologin sage ich in solchen Fällen: „Shit happens – take care!“