Beratung für die Bundesregierung
Die Bundesregierung will sich von einem neuen Digitalrat “unbequeme Fragen” stellen lassen. Die zehn Expertinnen und Experten kommen nun erstmals zusammen.
Der neue Digitalrat der Bundesregierung wird sich am Mittwoch zum ersten Mal offiziell treffen. Aufgabe des Rates ist es nach den Worten von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), die Bundesregierung anzutreiben und “unbequeme Fragen” zu stellen.
Das Gremium versammelt zehn Expertinnen und Experten aus Deutschland, der Schweiz, Österreich sowie den USA. Es wird von der früheren Staatssekretärin im Verteidigungsministerium, Katrin Suder, geleitet.
Die frühere Unternehmensberaterin Suder befasste sich bereits auf ihrem Posten im Verteidigungsministerium mit dem Thema Digitalisierung und war bis Mai dafür zuständig, das Chaos bei Rüstungsprojekten zu beseitigen. Auf eigenen Wunsch verließ sie das Ministerium, in dem sie hohes Ansehen genoss, im März. Ursula von der Leyen (CDU) verlor damit auch eine enge Vertraute.
In ihrer neuen Aufgabe will Suder nun mit den unabhängigen Experten im Digitalrat die größten Herausforderungen für Deutschland auf dem Gebiet benennen, Lösungen erarbeiten und die Bundesregierung beraten.
Weitere Mitglieder des Gremiums bestehend aus vier Frauen und sechs Männern sind:
- Stephanie Kaiser, Geschäftsführerin Heartbeat Labs
- Urs Gasser (Schweiz), Berkman Klein Center for Internet & Society in Harvard
- Ada Pellert (Österreich), Rektorin Fernuni Hagen
- Andreas Weigend, ehemaliger Chefwissenschaftler von Amazon
- Peter Parycek, Leiter Kompetenzzentrum Öffentliche IT Fraunhofer FOKUS
- Viktor Mayer-Schönberger (Österreich), Oxford Internet Institute
- Beth Simone Noveck (USA), Rechtsprofessorin, Direktorin der Open Government Initiative des Weißen Hauses 2009 – 2011
- Hans-Christian Boos, Gründer und CEO von arago (Erforschung und Kommerzialisierung von KI)
- Ijad Madisch, Chef des Wissenschafts-Start-ups ResearchGate
Wie kann Deutschland die Digitalisierung gestalten?
“Die Auswirkungen der Digitalisierung auf Wirtschaft, auf Arbeitswelt, auf Gesellschaft, die sind schon jetzt erheblich”, sagte Suder am Dienstag. Diese Entwicklung werde sich fortsetzen. Für die 46-Jährige gibt es einerseits “zwangsläufige Veränderungen”, die im Sinne der Menschen gesteuert werden müssten. Zum anderen gebe es Bereiche, “in denen wir noch sehr aktiv gestalten können und auch die Chance dazu haben”.
Für beide Bereiche müssten Lösungen gefunden werden, die “unsere ganz spezifische Gesellschaftsordnung inmitten all dieser technologischen Entwicklungen auch in Zukunft sichern”, sagte Suder. Es müsse die Frage beantwortet werden: “Wie sieht unser Weg in Deutschland, in Europa aus” – im Gegensatz zu den Entwicklungen in den USA oder China.
Merkel hatte die Einberufung des Expertenrats am Wochenende angekündigt und die Hoffnung geäußert, dass aus seiner Arbeit viele neue Ideen entstehen, “die wir als Regierung in die Tat umsetzen können”. In ihrem Podcast sagte sie weiter: “Ich bin überzeugt, dass wir insgesamt in unserem Regierungshandeln nur mithalten können, wenn wir uns auch immer wieder Rat von außen suchen.” Den soll künftig unter anderem der Digitalrat liefern.
Die Kanzlerin nannte vier Felder, in denen die Regierung Fortschritte erzielen wolle. Dies seien der Ausbau der Infrastruktur bei Breitbandversorgung und Mobilfunk, mehr digitale Lerninhalte im Rahmen des Digitalpakts Schule sowie dass die Bürger “schrittweise weniger Behördengänge selbst ausführen müssen, sondern digitalen Zugang zum Staat haben”. Schließlich wolle die Regierung “eine Strategie für die künstliche Intelligenz” entwickeln.
Quelle: http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/katrin-suder-wird-digitalrats-vorsitzende-a-1224265.html