Das erfolgreiche Management von ‚Change‘ ist derzeit die größte Herausforderung für die Führungselite unserer Unternehmen. Dazu möchte ich mit Ihnen im Folgenden eine grundlegende Strategie teilen, die meist völlig ignoriert wird.
Die technologische Explosion
Es gibt nicht den geringsten Zweifel, dass wir in einer Epoche fundamentalen Wandels leben. Einem Wandel, der die Grundfesten unseres bisherigen Lebens erschüttern wird. Noch nie in der Geschichte nahm der technologische Fortschritt auch nur annähernd eine derart rasante Fahrt auf. Die ersten knapp 20 Jahre des neuen Jahrtausends haben der Menschheit bereits mehr Innovationen geliefert als das gesamte 20. Jahrhundert. Dadurch entstand die VUCA-Welt – gekennzeichnet von Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambiguität. In einer Zeit solch stürmischer Entwicklungen werden von Unternehmen einschneidende und teilweise dramatische Veränderungsprozesse gefordert, im operativen, organisatorischen und kulturellen Bereich. Mit Sicherheit sind nur ganz wenige Firmen nicht von solchen Umwälzungen betroffen.
Change und Führung
Change in einem Unternehmen bedeutet immer Veränderungen für Menschen. Führungskräfte müssen diese Changeprozesse nicht nur initiieren und durchführen, sie müssen vor allem ihre Mitarbeiter auf diese Reise mitnehmen, sie motivieren und dafür begeistern.
Den Zustand eines Systems zu verändern, es mag ein biologisches System oder ein Konzern sein – immer bedeutet es eine Investition von Energie. Im Falle eines Wirtschaftsunternehmens müssen Menschen diese energetische Investition leisten und zwar primär diejenigen, die das Unternehmen führen. Doch investieren lässt sich immer nur, was zur Verfügung steht. Mit Energie verhält es sich nicht anders als mit finanziellen Mitteln. Darum ist die unabdingbare und völlig unterschätzte Voraussetzung eines erfolgreichen Changemanagements ein effektives, alltagstaugliches Energiemanagement der Führungselite.
75% der Transformationsprozesse scheitern
Im letzten Jahrzehnt haben 87% der Unternehmen Transformationsprozesse eingeleitet. 75% davon scheiterten. Warum?
Erfolgreicher, nachhaltiger ‚Change‘ erfordert ein hohes energetisches Niveau der Menschen, die den Wandel vollziehen sollen. Es ist das ‚sine qua non‘ für Inspiration, Motivation und Innovationsfreude. Mit müden, erschöpften Menschen lassen sich keine notwendigen Veränderungen effektiv realisieren. Denn Müdigkeit wehrt sich immer instinktiv gegen Veränderung. Wer ausgelaugt ist, verharrt in seiner Komfortzone und ist nicht bereit, Innovationen mitzutragen. Der Grund ist einfach: die Initialzündung und Gestaltung jeder Erneuerung benötigt Kraft und Energie. Die energetische Befindlichkeit der Führungskräfte, ihre geistig-körperliche Verfassung motiviert oder demotiviert Mitarbeiter, reißt sie mit oder lässt sie energetisch verhungern.
Gelungener Change setzt Energie frei
Natürlich steht als Zweck hinter jeder Erneuerung immer die Intention zur Optimierung und Sicherung der Zukunftsfähigkeit. Eine sinnvolle Veränderung muss als Resultat unnötig gebundene Energie frei setzen.
Nach der Gallup Studie, die jährlich den Engagement Index in Unternehmen misst, sind 85% der Mitarbeiter unengagiert – 15% engagiert. Die deutsche Wirtschaft erleidet dadurch jährliche Einbußen von105 Milliarden Euro. Angesichts dieser ernüchternden Verschwendung von Resourcen verwundert es nicht, warum notwendiger Change oft scheitert. Doch überleben werden nur die Unternehmen, die agil und anpassungsfähig sind, ohne im Prozess der Veränderung ihre innere Stabilität zu verlieren. Diese Fähigkeit nennt man organisationale Ambidextrie. Wenn Change gelingt, setzt er in Menschen und Unternehmen Energie und Begeisterung frei, die sinnvoll für Wachstum eingesetzt werden können.
Energiemanagement ist die Basis für erfolgreiches Changemanagement
Die Gallup Studie hat gezeigt, dass der wichtigste Faktor für geringe Motivation, Produktivität und Leistungsbereitschaft von Mitarbeitern schlechte Führung ist. Führungskräfte sind jedoch enorm hohem Druck ausgesetzt. Lange Arbeitszeiten, dauernde Verfügbarkeit, zu wenig Schlaf, intensive Reisetätigkeit, schlechte unregelmäßige Ernährung, hoher Konsum von Genussmitteln, Bewegungsdefizit, Lichtmangel, privater Stress wegen stark beschränkter Zeit für die Familie – all diese scheinbar unvermeidlichen Begleitumstände eines Managerlebens leeren das Energiekonto eines Menschen und führen in die energetische Insolvenz. Antriebsarmut, Lustlosigkeit, Erschöpfung sind die Folgen. Solche Schwächen darf eine Führungskraft jedoch weder sich selbst noch anderen eingestehen, denn sie passen nicht ins Selbst- und Fremdbild eines Managers.
‚Survival of the fittest’ heisst ein fundamentales evolutionäres Prinzip. Die Starken und Anpassungsfähigen werden überleben. Agilität braucht frische, starke Führungskräfte und bei aller Flexibilität eine stabile Unternehmensstruktur. Darum sollte jedes Changemanagement von einem einfachen, alltagstauglichen und klugen Energiemanagement unterfüttert sein. Es gibt dafür einfache Regeln, die in der Geschäfts- und Arbeitswelt oft übersehen werden. Wie eine Unternehmensbilanz streng darauf ausgerichtet ist, dass Einnahmen und Ausgaben in einem gesunden Verhältnis stehen, muss jeder Mensch darum bemüht sein, nicht fortwährend sein Energiekonto zu überziehen.
Energiemanagement beginnt mit der Analyse der persönlichen Energiebilanz. Die bewusste Gegenüberstellung von Energiespendern und Energieräubern, von Einnahmen und Ausgaben, führt fast immer zu der Erkenntnis, dass die Ausgabenseite deutlich überwiegt. Diese Einsicht erzeugt die Bereitschaft für Change. Solch eine Veränderung ist am erfolgreichsten, wenn sie in kleinen Schritten passiert und individuell angepasst ist. Neben den eigenen Kraftstiftern, die einem Menschen wichtig sind, gibt es 10 elementare Energiespender, die für jeden essentiell sind. Wenn sie von einem Unternehmen für seine Mitarbeiter beachtet werden, gelingt das Ziel von Change: In der VUCA Welt die Werte zu beleben, die sich in demselben Akronym wiederfinden – nämlich Vision, Understanding, Clarity, Agility. Ohne Energie funktioniert das nicht.