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Susanne-Nickel

Susanne Nickel

1. August 2018

Tipps zum Ziele erreichen Blog von Susanne Nickel

Nr. 9 Ihr (inneres) Team zur Zielerreichung – Was will Ihr Faulpelz?

Dieser Geselle ist sicherlich jedem Menschen bekannt. Er meldet sich nur allzu gerne und oft zu Wort. Sind wir voller Energie und schmieden Pläne, schweigt er meist. Doch wenn es darum geht, etwas Neues anzufangen und zur Tat zu schreiten, oder wenn es auch mal schwierig wird auf dem Weg zum Ziel, kommt er gerne zum Vorschein. Er hat viele Namen. Man nennt ihn unter anderem auch Faulenzer, Nichtstuer oder innerer Schweinehund.

Am besten lassen sich der Faulpelz und seine Handlungsfacetten anhand von zwei Beispielen erläutern.

Beispiel Das Ziel eines meiner Klienten war es, eine Stelle als internationaler Projektleiter im Engineering Bereich anzutreten. Er hatte sich einen 12-Monatsplan gemacht, um sein Ziel zu erreichen. Doch es gab noch Einiges zu tun bis dahin. Eines seiner Teilziele war es, seine Englischkenntnisse auszubauen und einen Business-Englisch-Kurs zu besuchen. Er meldete sich dazu bei einem renommierten Sprachinstitut an. Der Kurs fand einmal die Woche immer dienstags von 19 bis 21.30 Uhr statt – eigentlich ideal für meinen Klienten, der in seinem damaligen Job regelmäßig um 18 Uhr Feierabend hatte.

Doch bereits am ersten Dienstagmittag bekam er Besuch, und zwar von seinem inneren Faulpelz: „Fang doch lieber nächste Woche an. Heute Abend kommt Fußball und du bist doch eh viel zu erschöpft und willst lieber einen gemütlichen Abend auf dem Sofa verbringen.“ Mein Klient verschob den Start des Kurses auf eine Woche später. Am nächsten Dienstag wurde er jedoch von seinen Freunden gefragt, ob er nach der Arbeit mit auf ein Bier komme. Sein innerer Faulpelz signalisierte wohlwollend: „Mach das – auf eine Woche kommt es doch nicht an!“ Und so ging es weiter, Woche für Woche. Mein Klient hat den Kurs zwar bezahlt, jedoch nie besucht.

In diesem Beispiel verhindert der Faulpelz bereits den Anfang von etwas Neuem. Es gibt aber noch eine weitere Strategie des Faulpelzes. Wandeln wir dazu das Beispiel ein wenig ab.

Beispiel Der Klient hat dasselbe Ziel, nur die Umstände sind andere: Er arbeitet in einem kleinen Unternehmen, wo er viel Verantwortung trägt und mindestens 60 Stunden pro Woche beschäftigt ist. Oft nimmt er sich abends auch noch Arbeit mit nach Hause. Der Druck auf ihn ist groß und dementsprechend der Stress, unter dem er steht. Einen Feierabend, ein freies Wochenende und Regenerationspausen gesteht er sich nur zu, wenn die Arbeit getan ist, was aber so gut wie nie der Fall ist. Jede Woche nimmt er sich den Englischkurs vor und ist total frustriert, weil er es nicht schafft, sich dafür zu motivieren. Jede Woche sagt der innere Faulpelz in ihm: „Geh lieber nächste Woche in den Kurs. Diese Woche hast du noch genug anderes zu tun.“ So schiebt er den Kurs von Woche zu Woche vor sich her.

Bei beiden Beispielen ist das Ziel das gleiche, jedoch der Kontext ist ein anderer. Im zweiten Fall mutet sich der Klient mit seinen mindestens 60 Wochenarbeitsstunden und obendrein dem Englischkurs sehr viel, wenn nicht gar zu viel, zu. Der innere Schweinehund will ihn von noch mehr Arbeit abhalten. Das Resultat ist in beiden Fällen dasselbe: Schlechtes Gewissen stellt sich ein.

Wenn der Faulpelz zuschlägt, verhindert er unsere Aktionen. Er geht in den Widerstand wie ein widerspenstiger Ziegenbock oder wie ein störrischer Esel und bewirkt, dass unser Wille bockt. Das Ergebnis: Wir fangen erst gar nicht an oder geben mittendrin auf und verfolgen unser Ziel nicht mehr weiter.

Was will Ihr innerer Faulpelz?

Wenn wir Ziele erreichen wollen, müssen wir unsere Komfortzone verlassen. Jegliche Abenteuer befinden sich außerhalb dieses Bereichs, in dem das Bequeme und Vertraute liegt. Neues und Veränderung bedeuten immer auch unbekanntes, unsicheres oder schwergängiges, holperiges Terrain. Diese Unwägbarkeiten führen dazu, dass wir Angst vor Neuem haben. Der Faulpelz wiegelt ab und will uns dazu bewegen, im sicheren Bereich und Terrain zu bleiben. Ein Argument des Faulpelzes ist es, den Status quo, so wie er ist, zu erhalten, also nichts zu verändern, um sicher und bequem zu leben. Wenn wir beeinflusst durch den Faulpelz innerlich gegen unser neues Ziel bocken und uns dennoch weiter antreiben, dann entsteht nur noch mehr Widerstand. Und oft passiert dann Folgendes: Wenn wir uns mühsam gegen den Widerstand des Faulpelzes aus der Komfortzone herausbewegt haben, nimmt uns draußen schon direkt der innere Kritiker in Empfang und sagt: „Na, das war ja nichts Tolles!“

Warum Ihr Faulpelz wichtig ist

Bei all dem könnte man meinen, der Faulpelz sei eher ein unangenehmer Zeitgenosse, der uns mehr schadet als nützt. Doch wie so Vieles hat auch der Faulpelz seine Berechtigung und verkörpert eine wichtige Seite unserer Persönlichkeit. Er hilft uns dabei, uns nach anstrengenden Phasen zu regenerieren, zu entspannen, wieder Luft zu holen und aufzutanken. Wenn das über längere Zeit nicht passiert, können wir Schaden nehmen, körperlich oder psychisch. Viele Menschen mit einem nur schwach ausgeprägten Faulpelzanteil laufen Gefahr auszubrennen und setzen wegen Dauerstresses ihre Gesundheit aufs Spiel. Rehabilitieren Sie also Ihren Faulpelz. Er hat auch seine guten Seiten. Für Menschen, die permanent unter Stress stehen, heißt das: Müßiggang zulassen, einfach mal langsam oder gar nichts machen, feste Auszeiten etablieren.

Praxistipp: Ihr Faupelz-Tages- oder Wochenplan

Fragen Sie sich: Zu welchen Zeiten regenerieren Sie sich ganz bewusst, um Kraft zu tanken und dann wieder weiter in Richtung Ziel zu marschieren? Fällt Ihnen auf diese Frage keine Antwort ein, sollten Sie so schnell wie möglich einen Plan für solche Regenerationsphasen aufstellen.

Legen Sie darin detailliert fest, an welchem Tag und in welchem Zeitraum Sie ganz bewusst Faulpelzzeiten einlegen. Was tun Sie in dieser Zeit am liebsten? Lesen, einen Spaziergang machen, ein heißes Bad nehmen, in die Sauna gehen, die Natur genießen?

Lassen Sie sich den Genuss, den diese Auszeiten mit sich bringen, nicht von Ihrem schlechten Gewissen trüben und auch nicht von Ihrem inneren Kritiker, der sich eventuell zu Wort melden wird.

Raus aus der Komfortzone: Nehmen Sie Ihren Faulpelz beim Schlafittchen

Es ist wichtig, den Faulpelz in uns anzuerkennen. Es ist aber auch wichtig zu wissen, wann er sich unnötige Faulpelzzeiten ergaunert und uns von unseren wichtigen Zielen abhält. Wenn Sie grundsätzlich ausreichend Regenerationsphasen in Ihrer Woche eingeplant haben, dann gibt es keine Ausrede. Dann heißt es: Raus aus der Komfortzone! Seien Sie wachsam, wenn der Faulpelz anklopft und Sie von Ihrem Ziel abhalten will. Packen Sie ihn beim Schlafittchen und überlisten Sie ihn.

Belohnen Sie sich, wenn Sie Ihren inneren Schweinehund überwunden haben und er Sie nicht weiter davon abhalten kann, Ihre Ziele zu erreichen. Lassen Sie auch hier kein schlechtes Gewissen und auch nicht den Kritiker zu, der sagt: „So toll ist das auch wieder nicht, dass es eine Anerkennung rechtfertigt!“

Den Faulpelz zum Freund machen und austricksen

Oftmals hilft es nicht, etwas zu ignorieren oder in den Widerstand zu gehen. Das trifft auch auf den Faulpelz zu. Es ist besser, ihn willkommen zu heißen und ihn dann in seine Schranken zu weisen. Wenn Sie ein Teilziel oder Ziel verfolgen und der Faulpelz sich zu Wort meldet, begegnen Sie ihm als Erstes mit einer respektvollen Haltung: „Hallo Faulpelz, du bist wichtig zur Regeneration und passt auf mich auf, dass ich nicht zu viel tue. Aber jetzt darfst du selbst mal Pause von deinem Ziel machen. Danke dir und bis später in der Sauna!“ Und los geht’s mit dem Englischkurs!

Weitere innere Teammitglieder finden Sie im Buch von Susanne Nickel „Ziele erreichen. Von der Vision zur Wirklichkeit“, erschienen im Haufe Verlag.

Susanne Nickel

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