“Die Digitalisierung verhindert gute Führung.”
“Die Digitalisierung verbessert und erleichtert Führung.”
Diese zwei Aussagen begegnen mir bei Besuchen in Unternehmen, bei Gesprächen mit Mitarbeitern oder bei Workshops mit Führungskräften immer wieder.
Die Digitalisierung ist wohl aktuell das kontrovers diskutierteste Thema überhaupt und hat natürlich auch Einfluss auf die Führung von Mitarbeitern.
Egal ob es um die Krankmeldung von Mitarbeitern geht oder die Aufzeichnung von Bewegungsdaten in Produktionsprozessen. In vielen Bereichen erzeugt es Unklarheit, Konflikte, Ängste und Unbehagen. Bei Mitarbeitern oder auch bei Führungskräften herrscht Ungewissheit und am Ende wird dieses Thema nicht angegangen und lieber erstmal ignoriert. Jemand wird schon eine Lösung finden.
Nein, niemand wird für Ihre Führung eine Lösung finden und nein, niemand wird in nächster Zeit das Internet abschalten. Also wird es höchste Zeit, sich damit zu beschäftigen.
Was hat sich bisher verändert und was können Sie tun ?
1. Die Kommunikation
Die stärkste Veränderung hat in der Kommunikation stattgefunden. Vieles wird heutzutage schriftlich absolviert, die Kommunikationsmenge ist ins schier unendliche gewachsen, es gibt unzählige Kommunikationsmittel und die Geschwindigkeit ist auch mit früher nicht mehr zu vergleichen.
Vor 30 Jahren hatten wir als Kommunikationsmedium nur das Telefon, den Brief oder das Persönliche. Klare Regeln für diese Kommunikationswege existierten nicht, da der Interpretationsspielraum durch den vielen persönlichen Kontakt zum Glück gering war. Für die Erstellung eines Briefes wurde auch mehr Zeit aufgewendet und somit auch der Inhalt wesentlich exakter formuliert. Bei Unklarheiten wurde dann zum Hörer gegriffen, da man nicht unbedingt 1 Woche auf eine Antwort warten wollte. Das ist heute natürlich komplett anders. Die Vielfalt stiftet Verwirrung, schürt Konflikte und Bedarf einer guten Führung. Dann kann uns das Digitale helfen. Doch wie sehen solch eine gute und klare Führung aus?
Auf jeden Fall muss sie konsequent gelebt und eingefordert werden.
Wo treten die meisten Probleme auf?
- Emails werden dazu genutzt um Diskussionen zu führen und durch Fehlinterpretationen entstehen Konflikte, um sich dann abzusichern oder es eskalieren zu lassen, werden weitere Personen mit in den Verteiler aufgenommen. Die Emailflut und der Zeitaufwand steigen und deeskaliert wird auch nicht.
- Über Whatsapp ist es einfacher und schneller sich Krank zu melden. Die Anzahl der Krankmeldungen ist deutlich gestiegen
- Informationen gehen verloren oder werden nicht vom Empfänger aufgenommen, da die Masse der Informationen und die Informationsmedien zugenommen haben. Unternehmen haben heute zum Teil das klassische Emailing, Aushänge, Mitarbeiterzeitschriften, einen Blog, eine interne Socialmedialösung und noch mehr. Man blickt nicht durch, welche Informationen von wo kommen und wichtig sind. Führungskräfte verlassen sich zum Teil auf diese Medien und informieren dann evtl. unzureichend.
Doch die Digitalisierung bringt im Bereich der Kommunikation auch Vorteile mit sich. Zum Beispiel:
- komplexe Informationen und Sachverhalte können frühzeitig zu einer betreffenden Person geschickt werden
- mit diesen Informationen kann sich vorab auf z.B. ein Meeting vorbereitet werden
- wir sind was Ort und Zeit angeht, wesentlich flexibler (z.B. Home-Office)
- Informationen können zentral gelagert werden (z.B. in einer Cloudlösung) und sind dann dezentral abrufbar, es verringern sich Fahrtwege und Zeitaufwand
- Durch Videoschaltungen kann die Kommunikation ortsunabhängig, aber denn persönlich stattfindenes werden nur Informationen per Email versendet. Abfragen, Diskussionen, Sachverhalte mit Klärungsbedarf werden telefonisch besprochen. Um sich abzusichern kann anschließend eine Zusammenfassende Email geschrieben werden
Diese Vorteile sind immens und deswegen sollten die Schwächen und Risiken durch eine klare und strukturierte Führung klein gehalten werden. Sprich stellen sie klare Kommunikationsregeln auf und im Zweifel reduzieren Sie diverse Kommunikationswege. Ein Beispiel dafür können klare Emailregeln sein:
- Bei CC-Emails muss der Verfasser davon ausgehen, dass diese nicht gelesen werden
- Eine Email wird nur an eine Person direkt geschickt, wenn der Inhalt auch an diese gerichtet ist
- Weitere Regeln können Sie natürlich unternehmenspezifisch aufstellen und implementieren.
Genauso würde ich auch für weitere Themen Regeln zusammen mit den Mitarbeitern aufstellen. Sprich z.B. keine Krankmeldungen mehr per Whatsapp sondern nur persönlich. Auf der einen Seite steigt dann wieder die Hemmschwelle, auf der anderen Seite möchte ich aber auch einfach mit meinen Mitarbeitern sprechen und wissen wie es Ihnen geht und wissen, ob ich etwas für sie tun kann. So etwas macht man nun mal nicht per Whatsapp oder per Email.
Auch sollten Emails und Co. keine Meetingstruktur ersetzen. Um eine Abteilung oder ein Unternehmen nachhaltig nach vorne zu bringen ist und bleibt der persönliche Kontakt unersetzlich.
2. Die Datenerfassung
Die Datenerfassung ist wohl die spektakulärste Änderung in der heutigen Welt. “No big business without big data”. Somit können wir natürlich auch über unsere Mitarbeiter immer mehr Daten erfassen. Durch Sensoren in Kleidung können wir z.B. Bewegungsdaten in der Produktion oder der Logistik erfassen. Durch diese Daten können Laufwege verbessert werden, es kann erkannt werden, wo die besten und effizientesten Ruhemöglichkeiten wären und wir erkennen, warum ein Mitarbeiter evtl. ökonomischer oder gesünder arbeitet als ein Anderer. Die Erfassungs- und Auswertungsmöglichkeiten sind unendlich. Kein Topteam in den Fusballligen oder andere Spitzensportler verzichten auf solche Instrumente um die eigene Leistung zu steigern.
Doch natürlich steckt die Gefahr in der Datensicherheit und auch in der Akzeptanz der Mitarbeiter. Betriebsräte werden auf die Barrikaden gehen und Mitarbeiter fühlen sich ausspioniert.
Deswegen müssen diese Änderungen einen Vorteil für den Mitarbeiter selbst und nicht nur für die Rendite bieten. Dann wird auch eine Akzeptanz gegeben sein. Denn die Möglichkeiten und Vorteile werden immens sein.
Dann können digitale Daten ein effizientes Führungsinstrument werden. Hier gilt es natürlich dieses zweischneidige Werte nutzen zu können. Wenn Sie Ihren Mitarbeitern nur darstellen, wie langsam sie sind, wird es Ihnen nicht unbedingt weiterhelfen. Wenn Sie aber Vergleichswerte aus anderen Abteilungen oder Schichten nutzen können und z.B einen positiven Wettkampf daraus gestalten können, dann kann es ein motivierendes Tool sein.
Folgende Faktoren sollten sie beachten:
1. Machen Sie sich ganz klar bewusst, welchen Nutzen und welches Ziel sie verfolgen.
2.Besprechen Sie die Thematik ausführlich mit Ihren Mitarbeitern. Nehmen Sie deren Ängste ernst und binden Sie sie in den Prozess mit ein.
3. Sorgen Sie für maximale Sicherheit. Landen die Daten bei dritten Personen steht der ganze Erfolg auf dem Spiel!
3. Transparenz im Netz
Durch Bewertungsportale wird auch unsere Arbeit immer transparenter. Kununu, Google oder auch branchenspezifische Bewertungsportale wie Jameda geben uns immer mehr Einblick in diverse Firmen und natürlich auch deren Führung und deren Führungsphilosophie. Unzufriedene Mitarbeiter können auch über Soziale Medien ihrem Unmut Luft machen. Ich persönlich, finde das sehr gut. Denn wir Führungskräfte müssen uns selbst hinterfragen und wir müssen besser werden. Wenn wir einen Mitarbeiter also unfairerweise und unmenschlich kündigen kann das schnell hohe Wellen schlagen. Ihr Ruf kann schnell leiden und Sie verlieren potentielle Bewerber oder Kunden. Andersrum kann Ihnen diese Transparenz aber auch genau diese Bewerber und Kunden bringen, wenn Sie ein herausragender Arbeitgeber sind und diese Medien auch noch zu nutzen wissen.
Fazit
Die Möglichkeiten sind vielfältig. Selbst im Bereich der Einarbeitung und Weiterbildung von neuen oder gestandenen Mitarbeitern können sie auf die Vorteile der Digitalisierung zurückgreifen.
Auch neue digitale Tools für Feedback können schnell etabliert werden. Doch ohne Transparenz, klare Regeln, die Einbeziehung Ihrer Mitarbeiter und einer konsequenten Führung werden sie scheitern. Angst sollten Sie keine haben und die Chancen sollten Sie für sich entdecken und nutzen. Dann werden Ihre Mitarbeiter und am Ende auch Sie davon profitieren. Durch die immer größere Transparenz im Netz kann es nicht schaden, sich schnellst möglich damit zu beschäftigen.