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Profilbild Marc Girardelli 2013 Original

Marc Girardelli

20. Juni 2018

Ex-Ski-Profi will den Reichweitenrekord für das E-Auto

Marc Girardelli dürfte den meisten Menschen als Skirennläufer ein Begriff sein. Der gebürtige Österreicher gilt als einer der erfolgreichsten Wintersportler aller Zeiten, so ist er etwa fünfmaliger Gesamtweltcupsieger. Nun wird der 54-Jährige bei einem Weltrekordversuch mit einem elektrobetriebenen Fiat Cinquecento als einer von mehreren Fahrern hinter dem Lenkrad sitzen. Daniel Drescher hat mit ihm über das ehrgeizige Vorhaben gesprochen.

Wie sind Sie zu dem Projekt Scuderia-E gekommen, was reizt Sie an Elektromobilität?

Ich bin über meinen Freund Gianfranco Pizzuto zur E-Mobilität gekommen. Wir kennen uns schon länger, er war immer begeisterungsfähig für E-Mobilität. Gianfranco hat mir das Projekt erklärt und wie der Fiat Cinquecento zum E-Auto umgebaut werden sollte. Das Model Cinquecento gefällt mir sowieso sehr sehr gut. Ich dachte, vielleicht ist das mal etwas Neues. Ich war in meiner früheren Rennläuferkarriere auch schon öfter in Oslo und dachte, das wird ja vielleicht eine ganz tolle Fahrt, das probiere ich aus. Dieser Rekordversuch reizt mich jetzt schon.

Wo liegt die besondere Herausforderung bei der geplanten Fahrt?

Ich glaub schon, dass es eine Challenge ist, in 24 Stunden von Salzburg nach Oslo zu fahren. Es sind ja doch 2000 Kilometer oder etwas mehr. Man muss sehr gut kombinieren mit den Ladestationen, und man weiß auch nicht, wie der Verkehr auf dieser Route ist. Das muss logistisch gut geplant sein. Da hab ich volles Vertrauen in Gianfranco. Mir gefällt die Fahrt durch Deutschland auch sehr gut. Ich habe früher im Ruhrgebiet gelebt, mit der Skihalle Bottrop war ich vor 20 Jahren aktiv, vielleicht mach ich dorthin noch einen Abstecher.

Wenn es genug Ladestationen auf dem Weg geben soll, darf man nichts dem Zufall überlassen, oder?

Im Auto ist ein Computer eingebaut, wie beim Tesla. Dem Rechner wird übermittelt, wo die nächste Ladestation ist und wie lange die Ladezeit beträgt, damit man die Reise auch unterwegs zu 100 Prozent planen kann. Das ist alles Stand der Technik im Cinquecento. Es gibt in Deutschland genug Ladestationen. Ein Knackpunkt ist eher, ob die Ladestationen frei sind. Dazu gibt es ein Fahrzeug, das vorneweg fährt. Es wird die Stationen besetzen, damit wir sofort anschließen können und die Ladezeit zügig vonstattengeht. Wir müssen die 24 Stunden möglichst gut ausnutzen.

Ist einem Marc Girardelli die Fortbewegung via E-Mobilität nicht zu langsam, fehlt da nicht der Speedfaktor?

Den Speedfaktor brauch ich nicht mehr. Für mich ist Autofahren weniger ein Genuss als eine Verpflichtung von A nach B zu kommen. Ich bin nicht so ein Autonarr wie viele andere meiner Berufsgenossen. Ich sitze so viel im Auto, ich arbeite für die Firma Bemer in Liechtenstein, die Therapiesysteme herstellt und muss viele Vorträge halten. Geschäftlich bedingt bin ich sehr viel unterwegs. Deshalb möchte ich meine Freizeit eigentlich nicht im Auto verbringen. Ich geh dann lieber aufs Rad oder laufen oder wandern – aber bitte nicht Autofahren in der Freizeit. Vielleicht kommt der Spaß am Autofahren ja wieder, wenn das Fahrzeug batteriebetrieben ist.

Zu Ihrer aktiven Zeit waren Sie als Querdenker, als Rebell bekannt. Wie viel „Rebell“ steckt heute noch in Marc Girardelli?

Rebellisch bin ich noch, vielleicht nicht mehr mit dem Risikofaktor, den ich früher hatte. Ich bin von Natur aus sehr neugierig und je älter ich werde, desto neugieriger werde ich. Das ist vielleicht auch der Grund, warum ich bei diesem Rekordversuch mitmache. Ich probiere immer wieder etwas Neues aus. Momentan bin ich in Russland und lerne dort die Landessprache, weil ich russische Kunden habe. Dabei habe ich leider auch festgestellt, dass Russisch nicht so einfach ist wie Italienisch oder Französisch in früheren Jahren. Ich muss mich schon ordentlich dahinterklemmen, damit ich das innerhalb eines Jahres auf die Reihe bekomme. Mal schauen, ob das funktioniert. Oder ich schreibe Ski-Kriminalgeschichten, wobei der zweite Krimi schon seit Dezember im Handel ist und super läuft. Ich bin einfach ein Querdenker, und mich interessiert alles. Deshalb setze ich mich vielleicht von anderen ab, die eher ausgetretene Pfade verfolgen. Ich bin immer derjenige, der auch mal über einen Zaun klettert und eine jungfräuliche Wiese oder einen Wald betritt. Ich lasse mich gerne von neuen Dingen überraschen und versuche das Beste daraus zu machen. Wenn mal etwas schiefgeht, ist es weniger schlimm. Aber von vielen tollen Sachen, die man ausprobiert, gehen auch ein paar gut. Das ist dann umso schöner.

Eine musikalische Frage: Haben Sie einen Soundtrack für die Fahrt?

Nein, eigentlich nicht. Ich war gerade in St. Petersburg auf einem wunderschönen Klassikkonzert, mit 10 000 Menschen auf dem Schlossplatz der Eremitage. Das war ein fantastisches Erlebnis mit den besten Opernsängern aus der ganzen Welt, Roberto Alagna aus Frankreich etwa. Neben Klassik interessiert mich auch Rock, ich war im letzten Herbst bei den Rolling Stones in Spielberg und kürzlich bei „The Wall“ in Zürich. Meine Lieblingsbands sind Pink Floyd und die Dire Straits, so in diese Richtung. Ich brauch jetzt nicht unbedingt eine Beyoncé, aber eine Madonna oder Abba, die wären auch auf dem Soundtrack vertreten. Das sind Dinge, die ich gern höre. Beyoncé ist für mich eher eine Fleischbeschau als Gesang und ich glaub viele sehen das ähnlich.

Marc Girardelli

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