„Was ist passiert, Rolf? Warum wirkst auf der Bühne plötzlich so sympathisch und gewinnend. Ich kenne Dich ganz anders!“ Mit diesen irritierenden Worten sprach mich ein langjähriger Geschäftsfreund nach meinem Vortrag beim „ 15. Stuttgarter Wissensforum“ an. Selbstverständlich wollte ich sofort von ihm wissen, was er damit meinte. „Naja, wenn ich ehrlich sein darf, fand ich Dich früher als Speaker ziemlich aalglatt und arrogant. Du konntest zwar schon immer gut reden, aber mit Deinen Worten hast Du mich damals nicht berührt!“ „Und jetzt?“, hakte ich nach. Er meinte daraufhin: „Obwohl Du vor 3.000 Menschen gesprochen hast, wirktest Du unglaublich entspannt und herzlich. Irgendwas hat sich verändert!“
Tatsächlich hatte mein Geschäftsfreund Recht. Als ich vor einigen Jahre meine Redner-Laufbahn startete, gab es dafür drei Gründe: Applaus, Geld und ein mondäner Life-Style! In schillerndsten Farben malte ich mir damals das Speaker-Business aus: Mehrere tausend Euro für nur 45 Minuten Arbeit, Standing Ovations und ein Leben in Luxus-Hotels. Ich wollte auf die Bühne, um kräftig abzukassieren!
Die Realität sah aber anders aus. Nach überschaubaren Anfangserfolgen stockte meine Redner-Karriere. Mein Traum vom Top-Speaker drohte zu zerplatzen. Es erwies sich als eine Illusion, dass der Erfolg in diesem Geschäft dadurch entsteht, dass „man die Treppe von oben kehrt“. Erst als ich bereit war, hart zu arbeiten – an mir als Mensch und an meinem Business-Konzept, startete ich durch. Der wichtigste Schritt dabei war es, meine anfängliche Haltung zu ändern. Ich trat nun auf, nicht mehr um zu nehmen, sondern um zu geben! Plötzlich ging es nicht mehr um die perfekte Inszenierung, sondern um eine liebevolle und aufrichtige Begegnung mit dem Publikum.
Um dies zu erzielen, arbeitete ich besonders an zwei Aspekten: Gelassenheit und Selbstakzeptanz. Früher machte ich mich vor jedem meiner Vorträge mit der Frage verrückt: „Wie wirke ich am besten?“ Heute frage ich mich: „Was kann ich meinem Publikum geben?“ Dabei leide ich nicht unter der romantischen Verblendung, dass meine Vorträge, die Welt verändern könnten, doch ich habe den Selbstanspruch eines ehrlichen Dienstleisters oder eines großzügigen Gastgebers. Ein gelungener Vortrag muss die Menschen berühren und ihnen Chancen aufzeigen, denn nur so können sie zuversichtlich und gut gelaunt ihren Weg gehen.
Um dies zu erreichen, habe ich unter anderem auf einen Rat eines alten Bühnenprofis gehört. Er gab mir den Tipp, dass ich kurz vor dem Auftritt immer wieder das folgende Mantra aufsagen sollte: „Ich liebe mein Publikum. Mein Publikum liebt mich.“ Anfänglich fühlte es sich komisch an, doch mit der Zeit hat es mir tatsächlich mehr innere Ruhe verliehen. Dies führte nun zu einem respektvolleren Umgang mit dem Publikum und auch mit mir selbst. Nun fühle ich mich auf der Bühne viel freier und bin in einem direkteren Kontakt zum Publikum. So ist ein Auftritt nicht mehr eine künstliche Inszenierung, sondern eine authentische Begegnung von Mensch zu Mensch!
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