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Sven-Voelpel RGB

Prof. Dr. Sven Voelpel

8. Februar 2018

Rente. Und dann geht’s weiter! – Sven C. Voelpel

Wir stellen Ihnen Menschen vor, die ihren Ruhestand mit Sinn, Engagement und Vitalität gestalten.

Auf ihrem Namensschild prangen drei Sterne. Für jedes Jahrzehnt bei Budni einer. Dreimal ist Hannelore Labitzke, 82, mit dem Laden innerhalb des Poppenbüttler Einkaufszentrums umgezogen. Als sie ins Rentenalter kam, beschloss sie: „Einen Tag in der Woche mache ich weiter.“ Die fünf Kilometer von Bergstedt, wo sie wohnt, bis ins AEZ radelt sie bis heute. Jeden Donnerstag. Nur bei Sturm, Schnee und Wolkenbruch nimmt sie ausnahmsweise den Bus. „Ich freue mich, dass ich das alles noch so gut kann“, sagt sie. Und ihre Kunden erst recht. „Wenn sie mal nicht da ist, etwa weil sie ihren alljährlichen Urlaub auf den kanarischen Inseln verbringt, vermissen die Kunden sie und fragen nach ihr“, sagt Filialleiterin Meike Sussmann. Würde ein Altersforscher den Alltag und die Lebenseinstellung von Hannelore Labitzke wissenschaftlich untersuchen, würde er vermutlich zu dem Resultat kommen: genau richtig! Neugier, soziale Kontakte und in Bewegung bleiben, das alles hilft uns dabei, gesund und glücklich zu altern.

Als Ingrid Willnat, 69, Familie und Freunden erzählte, dass sie als Au Pair ins Ausland gehen will, waren alle begeistert. Viele sagten jedoch gleichzeitig, dass sie sich das „in ihrem Alter nicht mehr trauen“ würden. „Mein Lebensmotto war immer, nie von vornherein zu sagen: ‚Das geht nicht’“, sagt die Reiseverkehrskauffrau, die auch schon drei Monate alleine durch Kanada gereist ist. Die Zeit bei Familie Barry im irischen Headford ist sie mit Erfahrung und Gelassenheit angegangen. „Der Vorteil im Alter: Man ist toleranter und sieht die Dinge weniger schwarz-weiß“, meint sie. Die Barrys und Ingrid Willnat mochten sich auf Anhieb. Es passte einfach. So sehr, dass die Kielerin in einigen Wochen noch einmal für sechs Monate zu der netten Familie mit den drei Kindern aufbricht. Fragt man Claus Günther, 86, nach seinem Rezept fürs „gesunde” Altern, lautet die Antwort: Humor, Frohsinn, Kreativität und Neugier. „Ich fürchte, wenn ich aufhöre neugierig zu sein, verlässt mich mein Lebensmut“, sagt er. Zum 70. schenkte ihm seine Frau Ingrid, mit der inzwischen über 60 Jahre ver- heiratet ist, ein Plattdeutsch-Wörterbuch. Daraufhin begann er, Plattdeutsch zu lernen. Und vor allem: zu schreiben! 2005 erschien sein erstes Buch „Limericks Plattdüütsch”. Zwei Jahre später hatte er seinen ersten Auftritt bei einem Poetry Slam, längst gehört er zu den lokalen Größen der Szene. Seit 1997 engagiert er sich zudem ehrenamtlich als Zeitzeuge. Er besucht Schulen, stellt sich den Fragen und erzählt den Jüngeren von seinen Erfahrungen in der NSZeit. „Meine Frau sagt manchmal: „Eins ist sicher: Sterben müssen wir alle!” Ich antworte dann: ‚Mag ja sein, aber ich glaube nicht daran.’ Klingt überheblich, ist aber humorvoll gemeint – wohl wissend, dass jeder Tag, jede Stunde, jede Minute ein Geschenk ist“, sagt Claus Günther.

EXPERTENWISSEN

„Das“ Alter gibt es nicht
Der Betriebswirt Sven C. Voelpel forscht über den demografischen Wandel

Sie schreiben „Älterwerden ist Kopfsache.“ Aber dass wir, etwa beim Hören, Sehen oder Merken, im Alter nachlassen, ist doch unvermeidbar.
Ja, aber wir unterschätzen, wie gut wir Defizite kompensieren können und z. B. die schwindende Merkfähigkeit und Verarbeitungsgeschwindigkeit durch einen Zuwachs an Wissen, Erfahrung und Routine ausgleichen. Bildlich gesprochen: Während der Prozessor an Geschwindigkeit verliert, verfügen wir über eine immer größere, gut geordnete Datenbank, in der wir zielsicher finden, was wir zum Lösen von Problemen brauchen. Dafür kann jeder etwas tun.

Was zum Beispiel?
Sich Gedanken machen, wie der Alltag nach der Berufstätigkeit aussehen soll, sich im Rentenalter noch Ziele setzen. Das kann ein Ehrenamt sein. Oder jemand möchte noch mal eine Geschäftsidee verwirklichen oder eine neue Sportart lernen. Mit Freude und Begeisterung dabei sein, das ist wichtig.

Wie wird sich das Alter zukünftig verändern?
„Das“ Alter gibt es schon heute nicht mehr, eine uniforme dritte Lebensphase wird es in Zukunft noch viel weniger geben. Warum? Wir wissen immer genauer, wovon es abhängt, wie wir altern. Regelmäßige Bewegung, vollwertige Ernährung und ein tätiges, neugieriges Leben mit und für andere Menschen. Unser Lebensstil und die Lebenseinstellung beeinflussen stärker als unsere Biologie, wie gesund und lebenshungrig wir sind – ob mit 30 oder mit 70 Jahren.

Weiterlesen?

Sven C. Voelpel lehrt an der Jacobs University Bremen und ist Gründungspräsident des WISE Demografie Netzwerks. Er hat ein kluges Buch über das Alter geschrieben: „Entscheide selbst, wie alt du bist“.

Link: https://www.amazon.de/Entscheide-selbst-wie-alt-bist-ebook/dp/B01F6CGEHO

Prof. Dr. Sven Voelpel

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