„Ich wusste, dass ich nicht mehr der Alte war. Obwohl ich krampfhaft versuchte, an diesem Bild festzuhalten. Diesen starken, attraktiven und erfolgreichen jungen Mann gab es nicht mehr. Das konnte ich noch nicht akzeptieren.“ Wie konnte Boris Grundl aus einem Fall ins Bodenlose einen Sieg machen? Vom hoch gelähmten Hartz-IV-Empfänger zu einem der gefragtesten Führungsexperten Europas werden? Er musste lernen zu verstehen. Tief verstehen. Das Leben verstehen. Andere verstehen. Die Welt verstehen. Sich selbst verstehen. Der erste Schritt zum Verstehen ist Zuhören. Erst im Drehbett – mit gelähmten Gliedmaßen und Stimmbändern – begann Boris Grundl, der Welt richtig zuzuhören.
Wie führe ich ein erfülltes Leben? In Verstehen heißt nicht einverstanden sein nähert Boris Grundl sich der Antwort. Seziert die Frage Stück für Stück, bis sie freiliegt. Ohne Hülle. Ohne Dekor. Und ohne Scheu. Das Problem der modernen Welt: Sie ist so komplex geworden, dass sie für den menschlichen Geist kaum noch zu fassen ist. Die permanente Zunahme von Komplexität und Tempo zerrt an uns. Deshalb wollen die meisten jetzt und sofort zufrieden sein. Unreflektiert mit oder gegen den Strom zu schwimmen, erscheint der leichteste Weg zum Glück. Viele inszenieren lieber ein tolles Leben, als wirklich danach zu suchen. Sprechen lieber als sie zuhören, sind „beschäftigt“, wollen lieber jetzt „haben“ als noch lernen. Immer mit dem Ziel: Bestätigung von außen, schnelle emotionale Kicks und kurzfristige Ergebnisse. Mehr Oberfläche, weniger Tiefgang. Doch diese Höher-schneller-weiter-Mentalität führt in Abhängigkeit und nicht zu uns selbst. Das Trennende dominiert das Verbindende. Es entstehen Risse, Konflikte und Extreme.
Boris Grundl setzt auf das Konzept „flexibler, klarer, tiefer“: Wer frei sein will, muss die Welt verstehen lernen – ohne sie zu beurteilen. Das ist die große Kunst und Hürde. Mehr Substanz und Wirkung, weniger Aktionismus. Verführungen zum vorschnellen Urteilen gibt es jeden Tag: Kritik vom Chef, eine Beförderung oder die Wahl zwischen Team und Einzelspieler, zwischen springen und nicht springen. Oft folgen wir dem ersten Impuls. Und schimpfen oder jubeln. Doch Boris Grundl plädiert: Hören Sie lieber erst mal zu – den anderen und sich selbst. Parken Sie die Gefühle.
Durchleuchten Sie die Perspektiven und Folgen. „Von wo schaut der andere auf das Thema?“ „Wofür ist das hilfreich?“
Der Dreiklang lautet: Aufnehmen. Durchdringen. Verstehen. Erst wenn ich die Welt verstanden habe, kann ich meinen eigenen Weg darin erkennen und ihm folgen. Und wer nicht hören will, muss leider fühlen. Schmerz. Unzufriedenheit. Oder Stagnation. Nur wer die Welt stetig reflektiert, kann sie irgendwann tiefer begreifen. Und wird die lauten Frühstarter am Ende überholen. Denn Spitzenleistung braucht immer eine tiefe und stabile Basis. Zufrieden und wirksam sein kann nur, wer nicht bei jedem Konflikt zusammenbricht. Die Welt versteht und sich treu bleibt. Verstehen ist der Erfolgsfaktor der Zukunft. Wer tief versteht, sieht klarer, worum es im Kern geht, und trifft die besseren Entscheidungen.
Doch ohne die nötige Distanz zu sich selbst, verwechseln viele „verstehen“ mit „einverstanden sein“. Wer tiefer verstehen will, muss überhaupt nicht einverstanden sein. Egal, ob es dabei um Wirtschaft, Politik, Gesellschaft oder Familie geht. Die Aufforderung „Du Welt, verstehe mich doch!“ dominiert viel zu oft das Motiv „Ich will verstehen“. Doch der Unterschied ist riesig. Auch Boris Grundl musste durch diese Denkschule: „Verstehen ist eine Lebensaufgabe.“
Wer seinen Geist nicht schult, urteilsfrei zu differenzieren, landet immer wieder in der oberflächlichen „Schwarz-Weiß-Falle“. Doch es gibt kein Richtig oder Falsch. Jeder hat seine eigene Geschichte. Seine Sicht auf die Dinge und damit seine inneren Berge. Wer lernt, Sichtweisen zu erweitern, Perspektive zu wechseln und konsequent seiner Überzeugung zu folgen, überwindet seinen eigenen, inneren Himalaja: Dort kann jeder ganz er selbst sein! Ist innerlich frei – und gewinnt. Emotional und ehrlich nimmt Boris Grundl die Leser mit auf seine eigene Reise – vom tiefen Fall bis zum Gipfelstürmer. Eindrücklich beweist er: Verstehen, ohne einverstanden sein zu müssen, entzündet die Kraft für ein freies, selbstbestimmtes und friedvolles Leben. Doch der Führungsexperte spielt Königsklasse: Boris Grundl setzt noch einen drauf, wenn er von seinem Unfall sagt, der ihn einst zu einem zu 90 Prozent gelähmten Sozialhilfe-Empfänger machte: „Ich bin mit ihm einverstanden, voll und ganz.“