Wenn wir uns die Probleme ansehen, die bei einem Rhetorikkurs oder einem Coaching für Auftritte auf der Bühne vorkommen, steht eine Frage ganz oben: Was mache ich mit den Händen? Eine Sache, die im Alltag keinerlei Problem darstellt, erscheint auf der Bühne richtig schwierig. Das ist die Frage, die mir Redner und Speaker am häufigsten während des Bühnencoachings stellen. Was tun die Hände? Wie halte ich sie richtig? Wie unterstreichen meine Gesten das, was ich sage. Und das sollte dann natürlich auch alles ganz natürlich aussehen.
Es sieht aber eben nicht natürlich aus, wenn ich bei dem Wort „mich“ auf mich zeige, bei dem Wort „Regen“ mit den Händen klimpere und bei dem Wort „Geld“ den Daumen am Zeigefinger reibe. Das wirkt komisch und ein kleines bisschen albern.
Der Grund dafür ist, dass wir bei unserer natürlichen Körpersprache keine Wörter illustrieren, sondern ausschließlich Gedanken. Der Gedanke „Das Schwierige beim Telefonieren ist, dass Sie sich nicht in die Augen sehen können“ hat keine drei Körpersignale (1. für „schwierig“ mit der ausgestreckten Hand wedeln, 2. bei „Telefonieren“ die gespreizte Hand ans Ohr halten und 3. bei „Augen“ mit Zeige- und Mittelfinger die beiden Augen zeigen) Nein, das ist ein Gedanke, es wäre also nur das wedeln mit der Hand erlaubt, als Zeichen, dass das schwierig werden kann. Ganz davon abgesehen, dass es albern ist, zu zeigen, wie man ein Telefon hält und wo die Augen liegen. Also ich (auf mich zeigen) lege Ihnen mein Herz (Herz festhalten) zu Füßen (auf den Boden zeigen), sondern den Satz „Ich lege Ihnen mein Herz zu Füßen“ mit einer Stimmung unterlegen. Wenn es ergeben gemeint ist, kann man in die Knie gehen, wenn es eindringlich gemeint ist, kann man die Hände ringen.
Komischerweise sieht das aber immer noch nicht echt aus. Das liegt daran, dass die Bewegung immer vor dem Satz kommt. Der Gedanke aus dem Gehirn kommt sozusagen viel schnell an den Händen an. Da ist das Sprachzentrum mit dem Bilden der Gedanken noch gar nicht fertig. Also kommt erst der Gedanke, dann die Bewegung, dann der Satz. Also erst der Gedanke, dann die Hand vor die Stirn schlagen und dann „Jetzt habe ich es!“ sagen. Und nicht so, wie das schlechte Schauspieler in Daily Soaps im Vorabendprogramm machen: Jetzt fällt es mir ein!“ Hand vor den Kopf schlagen.
Sie sehen, wie kompliziert es ist, eine natürliche Bewegung auf der Bühne hinzubekommen.
Mein Rat: Lassen Sie Ihre Hände machen, was Sie machen. Jede Bewegung, die Sie sich selbst bewusst machen, kommt Ihnen komisch vor. Nehmen Sie mit Ihren Händen mal bewusst eine lockere Haltung ein. Frieren Sie jetzt die Hände ein und konzentrieren Sie sich darauf. Fühlt sich blöd an, oder? Weil sich jede Handhaltung blöd anfühlt, wenn ich sie mir bewusst mache. Vergessen Sie also Ihre Handbewegungen. Wenn Sie Zeit haben, darüber nachzudenken, was Ihre Hände machen, wenn Sie die Zuschauer begrüßen, dann ist Ihre Begrüßung zu einfach. Und lassen Sie sich vor allem von niemandem erzählen, es gäbe einen neutralen Bereich um die Gürtellinie, in den die Hände gehören. Das ist Unsinn. Menschen, die versuchen, die Hände in Gürtelhöhe zu halten, geben Witzfiguren ab.
An den Stellen Ihres Vortrages aber, wo es auf genaue Bewegungen Ihrer Hände ankommt, weil Sie damit noch etwas anderes machen oder weil Sie etwas nachmachen oder demonstrieren wollen, müssen Sie die Bewegungen inszenieren wie bei einem Theaterstück. Dass die Bewegung vor dem Satz kommt, müssen Sie also einfach nur planen und üben.
Und wenn Sie dann doch komische Bewegungen mit den Händen machen? Dann sind Sie eben der mit den komischen Händen. Zumindest für die ersten zweihundert Vorträge.
Jemanden gut zu unterhalten, ist eine Frage der Vorbereitung.