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Gabriel Schandl

18. September 2017

Selbstmanagement für Führungskräfte: Die wichtigste Führungsaufgabe

Alles geben? 

Was waren nochmals die wichtigsten Führungsaufgaben bisher? Eine klare Vision haben und diese effektiv vermitteln, sodass alle wissen, wohin es gehen soll. Eine weitere wurde in eine der letzten Ausgaben ebenfalls schon besprochen: Die besten Mitarbeiter finden und halten sowie den Rahmen schaffen, dass sie optimal leisten können. Eigentlich ist es egal, welche Aufgabe an erster, zweiter oder dritter Stelle steht. Denn alle 3 sind entscheidend für die Wirksamkeit einer Führungskraft oder eines Unternehmers. Die, um die es heute geht, wird gerne und oft vernachlässigt: Viele von uns arbeiten am Limit. Und wundern sich, wenn auf einmal der Körper durch das Ignorieren der kleineren Zeichen zu verschärften Mitteln greift und sich die Ruhe, die er braucht, holt. Manchmal ist dazu „nur“ eine Krankheit notwendig, manchmal sind es allerdings Magengeschwüre, Herzinfarkte, Depressionen oder gar das Ausgebrannt-sein und Nicht-mehr-Können. Soweit sollte es in keinem Fall kommen. Was also tun?

Was sich nicht mehr bewegt, ist tot.

Brennen ist ja etwas Gutes, Stress auch, solange es uns Spaß macht, das heißt in richtigem Maß fordert. Professor Mihaly Csikszentmihaly hat es in einer Grafik sehr schön ausgedrückt: Auf der einen Skala ist der Grad der Anforderung der Aufgabe. Auf der anderen Seite unsere Fähigkeiten und Talente. Wenn das zusammenpasst, sind wir im von ihm definierten Phänomen namens „Flow“. Es fließt. Und zwar schnell. Dieses Tempo wird manchmal unterbrochen durch Phasen der Überforderung aber auch Unterforderung. Solange wir das Wort manchmal nicht aus den Augen verlieren, ist auch das okay. Nur der Dauerzustand des Gehetzt sein, des permanenten Multitaskings, der Fremdbestimmung, das sind die Zustände, die wir nicht mögen. Auch wenn wir uns durch sie oft wichtig fühlen. Gibt es einen Ausweg? 

Die Rückeroberung des persönlichen Territoriums

Definitiv gibt es Wege, anders vorzugehen. Wir müssen den Grad der Selbstbestimmung wieder erhöhen und manchmal sogar zurückkämpfen. Wie geht das? Ein paar konkrete Beispiele: Schauen Sie in der Früh nicht gleich als erstes in Ihre eMails. Weshalb nicht? Meistens geht es um Dinge, die anderen wichtig sind (=Fremdbestimmung). Sie sind also am Reagieren. Wie wäre es, den Tag mit Agieren zu beginnen? Eine halbe Stunde wichtige Informationen lesen, zum Beispiel. Oder sich ausführliche Zeit für die Tagesplanung zu nehmen. Oder an Ihrem wichtigsten Projekt arbeiten, zB eine Stunde. Oder Ihren wichtigsten (Neu)Kunden anrufen. Und so weiter. Möglichkeiten, zu agieren, gibt es genug. Danach können Sie immer noch Mails checken. 99 % sind eine Stunde später genauso gut beantwortbar. Aber wir fühlen uns dann ganz anders. Nicht mehr hinterher hechelnd sondern selbst aktiv gestaltend. Eine Marketing-Managerin hatte vor einiger Zeit enorme Stresszeichen körperlicher Natur. Sie hat verstanden, dass sie zurückschalten muss. Daraufhin hat sie gleich ein Buch über das (Problem)Thema „eMails und Internet“ geschrieben. Einer ihrer Tipps, der mir sehr gut gefallen hat, ist der: die Mails nur 2 x täglich zu checken, zB um 10.00 und um 16.00 Uhr. In vielen Fällen völlig ausreichend. Natürlich gibt es Ausnahmen. Unterm Strich zählt: Erobern Sie sich die Herrschaft über Ihre Zeit zurück, auch wenn oder gerade wenn es viele Unterbrechung gibt, die genauso zu unserem Führungsalltag gehören.

Fit wie ein Turnschuh

Zu guter letzt noch der entscheidende Hinweis, was wir mit unserem Körper tun und wie wir damit umgehen? Tanken Sie in einen Jet normalen Diesel oder hochwertiges Kerosin? Das zählt sowohl für die Psyche als auch für die Physis des Menschen. Einfach auf den Punkt gebracht: Trash in – trash out.  Und ich bin ganz sicher kein Befürworter des ständigen Verzichten-Müssens. Alles, was wir uns ständig selbst vorenthalten wird erst recht interessant. Deshalb funktionieren auch Diäten nicht. Genießen steht wieder im Vordergrund. Die frisch duftende Pizza mit dem kühlen Bier am Abend darf genauso sein, wie der lecker gegrillte Fisch mit einem Glas Weißwein. Wie immer kommt es dabei auf die Dosis an. Dabei brauchen wir keine überteuerten Sportgeräte, um uns gesund zu erhalten, wie wäre es, immer wieder die Treppe zu nehmen, statt dem Lift? Andauernd werde ich in Hotels darauf hingewiesen, wo der Lift ist, sogar wenn mein Zimmer mal im ersten Stock liegt. Kennen Sie das? Die meisten nehmen dann auch den Lift. Für ein Stockwerk. Klar, der Koffer ist so schwer… Für eine Nacht. Ich ernte häufig verwunderte Blicke, wenn ich mich an der Rezeption erkundige, wo die Treppe zu finden ist. Eine wunderbare Möglichkeit, sich im Alltag zu bewegen. Und dann noch mit Laufschuhen die neue Stadt erkunden? Wunderbar. Eintauchen in eine fremde, neue Umgebung, entdecken, riechen, sehen.  Das geht gemütlich trabend am Besten, ist gesund, kostet fast nichts und gesteht dem Körper das zu, wozu er gebaut worden ist: Zur Bewegung. Dabei werden ganz nebenbei stress-bedingte Spannungen abgebaut und neue Ideen entwickelt. Und wenn Sie dann „Fit wie ein Turnschuh“ sind, ist das ein angenehmer Nebeneffekt, aber kein Muss.

 

 

Gabriel Schandl

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