Was ein Geheimdienstmann über Vertrauen lehren kann
Vom Sparkassenforum erwartet man eine gepflegte Talkshow, rhetorisches Florettfechten. Und plötzlich stecken 260 Zuhörer in einem Agententhriller, in dem eine Verhörspezialist den Spion enttarnt.
BERSENBRÜCK. Mit dem Thema „Vertrauen: Die Kunst, einen Menschen an sich zu binden“ habe die Kreissparkasse Bersenbrück einen Nerv getroffen, freut sich ihr Chef Bernd Heinemann über den Besucherrekord. Das sei aber nicht verwunderlich, wenn die deutsche Kanzlerin nur zu sagen brauche: „Die Zeit, in der wir uns auf andere unbedingt verlassen konnten, sind vorbei.“ Und jeder weiß, wer gemeint ist. Als Moderator mit reichlich Fernseherfahrung stellt Andreas Franik dann die beiden Gesprächspartner auf dem Podium vor. Bernhard Pörksen ist Professor für Medienwissenschaft, der auf die abgehobene Sprache seines Faches vollkommen verzichten kann, stattdessen lebendig schildert, wie er mit einem ordentlichen Vertrauensvorschuss junge Menschen zu Spitzenleistungen animiert. Der entspannte Professor soll theoretisch untermauern, was der Praktiker Leo Martin zu sagen hat. Der Name sei ein Pseudonym stellt der sich vor, er sei Kriminalwissenschaftler, der zehn Jahre für den Verfassungsschutz gearbeitet habe. Ein James Bond?
„Schöne Frauen und schnelle Autos waren dabei“, lacht Martin. Doch typische Geheimdienstarbeit bestehe im Sammeln von Nachrichten, um aus diesen Puzzlestücken ein Bild zusammenzusetzen. Martin drang ins abgeschottete Milieu organisierter Kriminalität ein, warb Informanten an, führte diese V-Leute. „Wenn du Vertrauen gewinnen willst, musst du dich selbst vertrauenswürdig zeigen“, sagt er. Und dann federt er aus dem Sessel und führt die Techniken vor, die Anwerbern, Agentenführern und Verhörspezialisten gleichermaßen von Nutzen sind: die präzise Beobachtung unbewusster Signale. „Wir Menschen sind wandelnde Signalsysteme“, kommentiert Professor Pörksen die Demonstration, in der ein willkürlich zusammengestelltes Quartett von Teilnehmern schwarze und weiße Kugeln aus einem Beutel zieht und vor Martin verbirgt. Der plaudert mit ihnen, beobachtet die Reaktionen, wechselt das Thema. Und errät immer wieder die Farbe der Kugel, die seine Gesprächspartner hinter ihrem Rücken verstecken. Johannes Koop, Rita und Christian Klütsch sind so amüsiert darüber, dass sie für Martin offene Bücher zu sein scheinen. Doch Sonja Hormes, fürs Personal verantwortlich im familieneigenen Unternehmen, versucht offensichtlich gegenzuhalten und ihrerseits zu manipulieren. Am Ende greift Leo Martin zu einem Hypnosetrick, um sich seiner Sache sicher zu sein. Zwischendurch legt er vor dem Publikum offen, wie er vorgeht, mit welchen Fragen er den Charakter seiner Gesprächspartner erkundet, wie er mit einem Themenwechsel seine Erkenntnisse gegencheckt. Wer immer dieser Mann sein mag, glaubwürdig in seinem Tun ist er. Und so führt seine meisterhafte Vorführung von Manipulation am Ende zu einem Appell, Vertrauen zu schenken, in persönlichen Beziehungen zumindest. Die Kreissparkasse profitiere davon, dass sie ihren Auszubildenden neuerdings sehr frühzeitig Verantwortung für Kunden überträgt, schließt Heinemann den Abend.