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3. Juli 2017

Interview mit Michael Rossié

Ein Interview mit Michael Rossié über das Geheimnis eines Speakers

1.Sie arbeiten seit 25 Jahren als Sprechtrainer und Coach für namhafte Radio- und Fernsehsender und sind einer der führenden Rhetorikexperten des deutschsprachigen Raums. Dennoch darf man bei Ihnen kein klassisches Rhetoriktraining erwarten. Was unterscheidet Ihre Herangehensweise von der klassischen?

Listen von Tipps und guten Ratschlägen machen aus einem Menschen keinen besseren Redner. Im Gegenteil. Wenn der Redner auf zu viele Dinge gleichzeitig achtet, leidet seine Performance und er wirkt unsicher, überkonzentriert und wird leicht nervös. Wie wäre es mit der Vorstellung, dass man oben auf der Bühne gar nicht so viel falsch machen kann. Man sollte etwas zu sagen haben, etwas, dass die Zuschauer interessiert, möglicherweise sogar brennend interessiert. Der Rest ist dann nicht mehr schwierig. Ab 50 Vorträge im Jahr kann man dann anfangen an seinen schlechten Angewohnheiten zu arbeiten und seine Performance zu verbessern. Ich bemühe mich, Menschen nicht zu verbiegen, sondern  Ihnen ein paar Dinge zu zeigen, die Sie hoffentlich so interessieren, dass sie Lust bekommen, das einmal auszuprobieren. Ein guter Vortrag ist wie ein Flirtgespräch. Und das können die meisten von uns ohne große Übung. Wenn der Traumpartner vor uns steht, machen wir sehr, sehr viel richtig. Flirten Sie mit Ihrem Publikum als sei es ein sehr interessanter Gesprächspartner.

2. Müssen bestimmte Charaktereigenschaften gegeben sein oder steckt in jedem von uns ein glänzender Redner? 

Was ist ein glänzender Redner? Ich habe schon fahrigen, herumtigernde Rednern zugehört, die ich ganz großartig fand, weil sie mir eine völlig neue Sicht auf die Welt eröffnet haben. Einer der Stars im Internet ist Hans Rosling, ein Schwede, der nicht besonders gut English sprach und der eher eingeschränkte rhetorische Fähigkeiten hat, aber seine Begeisterung und seine Ideen sind absolut ansteckend. In jedem von uns steckt ein toller Redner, aber die meisten unterschätzen, wieviel Übung und wieviel Disziplin das erfordert. Einfach nur die Lust darauf, vor Leuten aufzutreten, reicht nicht. Aber es ist die Voraussetzung. Wollen Sie auf die Bühne? Haben Sie Lust dazu? Müssen Sie aus irgendeinem Grund? Dann entscheiden Sie sich. Und wenn Sie „ja“ sagen, dann verspreche ich Ihnen, dass Sie das können. Von Menschen mit bestimmten psychischen Krankheiten einmal abgesehen. Aber auch da gibt es ganz überraschende Erfolgsgeschichten.

3.  Was macht mehr Eindruck? Ein perfekt gelerntes Skript oder einfach eine authentische Darbietung? 

Das Script muss nur so perfekt gelernt sein, dass es wieder authentisch wird. Und die Geduld haben die meisten nicht. Außerdem braucht man für das gelernte Skript so etwas wie einen Regisseur. Das gibt es also beides. Auch bei der authentischen Darbietung stellt sich bei vielbeschäftigten Rednern natürlich auch irgendwann die Routine ein und es wirkt wie perfekt gelernt. Da wollen Sie annähernd die gleiche Rede abliefern, die der Kunde erwartet und nicht jeden Abend eine Wundertüte sein. Der Artist mit der perfekten Show kann also genauso beeindruckend sein wie der  Impro-Schauspieler oder Stand-up-Comedien. Beide müssen nur ihr Metier beherrschen. Ein besser oder schlechter gibt es da nicht. Es gibt große Redner in beiden Kategorien.

4. Schlottern auch Ihnen vor Ihren Auftritten noch die Knie? Wie kommt man Lampenfieber am besten vorbei? 

Nein, die Knie schlottern nicht. Die haben noch nie geschlottert. Wenn die schlottern, dann ist die Aufgabe zu groß. Man fängt nicht vor einer Halle mit 1000 Menschen an. Zumindest, wenn es irgendwie geht. Aber Lampenfieber habe ich auch. Vor englischen Vorträgen bin ich zum Beispiel deutlich nervöser oder in ungünstigen Räumen oder wenn der Redner vor mir das Publikum nicht gekriegt hat. Man kann vorher nie sagen, was passieren wird. Aber ich rechne mit Lampenfieber. Immer. Und ich nehme es an. Es gehört zum Beruf dazu. Und ein Teil meiner Gage ist dafür, mit dem  Lampenfieber umzugehen. Vor großen Vorträgen hat meine Familie nicht so sehr viel von mir, weil ich oft mit meinen Gedanken woanders bin. Dem Lampenfieber kommt man am besten bei, in dem man „ja“ dazu sagt und dann den Schwierigkeitsgrad langsam steigert. Lampenfieber ist das Natürlichste auf der Welt. Und das Publikum mag es, wenn jemand nicht so glatt und routiniert ist. Der scheint schließlich Respekt vor seinem Publikum zu haben. Am Lampenfieber kommt man also nicht vorbei, sondern man wirft sich mitten hinein.

5. Haben Sie ein paar schnelle Tipps, mit denen freies Sprechen auf Anhieb besser klappt? 

Überlegen Sie sich keine Sätze, sondern Themen. Und diese Themen sprechen Sie vorher ein paar Mal durch. Achten Sie aber darauf, beim Üben immer anders anzufangen. Sonst rutschen Sie jedes Mal in dieselben Formulierungen. Und wenn Sie diese Formulierungen dann auf der Bühne nicht genau so kommen, dann ist ein Black-out sehr wahrscheinlich. Auch im Alltag erzählen Sie oft dieselbe Geschichte, aber immer ein kleines bisschen anders. Fangen Sie nicht vorne an, sondern da, wo es spannend wird. Fallen Sie mit der Tür ins Haus. Lassen Sie die Bombe platzen. Danach können Sie sich immer noch freuen, dass so viele gekommen sind. Wenn das Wichtigste mal gesagt ist, lässt die Spannung etwas nach. Und legen Sie sich Hilfsmittel zurecht. Eine Folie mit den wichtigsten Zahlen, ein Stichwortzettel mit dem Ehrentitel, den Sie immer vergessen und ein paar Begriffe zart mit Bleistift auf dem Flipchart vorgeschrieben erleichtern die Arbeit auf der Bühne enorm. Lernen Sie nichts auswendig, sondern arbeiten Sie mit Hilfsmitteln. Tolle Reden halten ist schließlich keine Zauberei.

Zum Profil von Top100 Speakers Michael Rossié: https://www.speakers-excellence.de/redner/michael-rossie-medientraining.html  

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