Wenn man „Motivation“ bei Google eingibt, erhält man 397.000.000 Ergebnisse.
Wir scheinen uns sehr viel mit diesem Thema zu beschäftigen, und das allein ist schon verdächtig. Denn das Selbstverständliche muss nicht zum Thema gemacht werden. Wo also viel über Motivation gesprochen wird, darf man davon ausgehen, dass sie fehlt.
Wo es an Motivation mangelt, muss man sich dann eben motivieren. Und genau das ist kritisch. Es gibt fünf Gründe, warum wir Selbstmotivierung so oft wie möglich vermeiden sollten:
- Es kostet uns sehr viel Energie, wenn wir uns motivieren müssen, um etwas zu tun, wofür wir keine Neigung verspüren. Willenskraft verbraucht genau wie Muskelkraft jede Menge Glukose. Am Ende sind wir kraftlos. Ego-Erschöpfung heißt das in der Fachsprache.
- Wer sich ständig zur Arbeit motiviert, verbraucht seine Energie dafür, sodass weniger für die Arbeit übrigbleibt. Selbstmotivierung wirkt leistungsmindernd.
- Bei jedem Akt der Selbstmotivierung arbeiten wir gegen uns selbst. Wir unterdrücken die innere Unlust, brechen den inneren Widerstand. So betrachtet ist jeder Akt der Selbstmotivierung zugleich ein Akt der Selbstvergewaltigung.
- Wer sich motiviert, überwindet sich jetzt, um später eine Belohnung zu erhalten. Wer z.B. eine unangenehme Aufgabe übernimmt, hofft vielleicht, dass er angenehm auffällt und später mal befördert wird. Das ist jedoch nicht garantiert. Selbstmotivierung ist also eine unsichere Investition in die Zukunft.
- Gleichzeitig ist dabei der Blick stets in die Zukunft gerichtet. Selbstmotivierung bringt es mit sich, dass wir das Hier und Jetzt nicht auskosten, sondern uns das Gute für später erwarten. Unzählige Beschäftigte reißen sich während der Arbeitszeit zusammen und freuen sich auf den Feierabend, wen sie die Arbeit hinter sich gebracht haben. Das ist genau das Gegenteil von einem erfüllten Leben.
Aus diesen Gründen bin ich der Überzeugung, dass wir uns nur sehr bewusst und sparsam motivieren sollten. Die Selbstmotivierung taugt keinesfalls als Basis für den Arbeitsalltag. Dafür brauchen wir etwas Anderes. Für mich besteht die Alternative darin, dass wir lernen, sehr geschickt die Arbeit für unser Glück zu nutzen. Ich setze auf Arbeitsfreude – davon ein andermal mehr…
[Artikel,Marion Lemper-Pychlau]