Die Schlacht um den gerechten Lohn von Richard Schütze
Sind als exorbitant empfundene Gehälter der Manager Martin Winterkorn (VW) und Bill McDermott, der 2016 als Chef von SAP 15,6 Millionen Euro erhielt, ethisch vertretbar und ökonomisch sinnvoll? Muss die Politik eingreifen und für einen gerechten Lohn sorgen? Diese Fragen prägen die Debatte über soziale Gerechtigkeit im beginnenden Wahlkampfjahr 2017. Martin Rhonheimer vom „Austrian Institute of Economics and Social Philosophy“ sieht gar die Gefahr, dass mit einer gesetzlichen Regelung Neidgefühle politisch bedient werden.
Die Schweiz erlebt, was die SPD gerade erst anstößt. Der zum internationalen Topmanager avancierte Schweizer Oberarzt Daniel Vasella gehörte zu den bestbezahlten Managern in Europa. Unter seiner Ägide war Novartis zum weltweit zweitgrößten Pharmahersteller aufgestiegen. Mit Vasella aber hielt auch die US-amerikanisch geprägte Managementkultur Einzug bei den Eidgenossen. Sein „Abdankungs“-Vertrag von 2013 sollte dem Manager 58 Millionen Euro einbringen. Von der Schweizer Bischofskonferenz bis zum Nationalrat war die eidgenössische Öffentlichkeit erst ungläubig entsetzt und dann nachhaltig empört; mehr als zwei Drittel der Schweizer votierten für eine Volksinitiative gegen Abzockerei, als deren Ergebnis 2014 eine „Verordnung gegen übermässige Vergütungen bei börsennotierten Aktiengesellschaften“ erlassen wurde und die noch andauernde Debatte eine weitere Verschärfung des Schweizer Aktienrechts nach sich ziehen kann.
Auch im Fall Vasella hinterfragte die Öffentlichkeit, welches Wissen denn so brisant, welches Können und welche Leistung so exorbitant waren, dass es mit zweistelligen Millionengagen abzugelten wäre. Was bei Microsoft-Gründer Bill Gates und SAP-Eigner Hasso Plattner aufkommenden Neid besänftigt, fruchtet bei angestellten Topmanagern selten. Der Verfassungsrechtler Paul Kirchhof mahnt, dass die sozialwirtschaftliche Marktordnung degenerieren und das Institut des Privateigentums an Produktionsmitteln und mit ihm das Unternehmertum erheblichen Schaden nehmen kann, wenn die Verbindung zwischen privatem Eigentum, unternehmerischer Verantwortung und persönlicher Haftung aufgehoben wird. Die Unternehmer und Firmeneigner Madeleine Schickedanz (Karstadt/Quelle/Arcandor), Adolf Merckle (Ratiopharm/HeidelbergCement u.a.) und Maria-Elisabeth Schaeffler (Schaeffler-Gruppe / Ina) könnten davon ein Lied singen. Schickedanz verlor 2009 aufgrund des Missmanagements ihrer Topmanager nahezu ihr gesamtes Vermögen, Merckle sah im Januar 2009 nur noch im Freitod einen Ausweg und Schaeffler kämpft noch bis heute mit den Folgen der Übernahme von Continental just zu Beginn der durch die Banken- und Finanzkrise ausgelösten Autokrise im Jahr 2008.
Wer zur Kaste der Topmanager gehört, dem obliegt die Verantwortung für das Wohl und Wehe von Unternehmen, für deren eventuellen Niedergang er bislang nur selten oder in geringem Umfang haftet. Nach Nomaden-Art oder wie ein Fußballtrainer als Legionär von einer zur anderen Firma zu wandern und dabei von dem Beziehungsgeflecht in den oberen Etagen der Konzerne wie durch ein Sicherheitsnetz getragen zu werden, nährt den Verdacht, anonyme Wirtschaftskonglomerate in Form juristischer Personen seien Kennzeichen für den Übergang in das Zeitalter des Managersozialismus.
Doch primär gefordert sind und bleiben die Eigentümer, im Falle von Publikumsgesellschaften die Aktionäre. Denn große Kapitalgesellschaften sind auch weiterhin von existenzieller Bedeutung. Sie ermöglichen den Zusammenfluss von mehr Lohn und eine breitere Risikoverteilung, als dies ein einzelner Unternehmer leisten kann. Die Alternative wäre, so Rhonheimer, eine Wirtschaft ohne Massenproduktion, ohne Skaleneffekte und mit nur kleinen Familienunternehmen – Deutschland wäre nicht mehr konkurrenzfähig. Gerade die kleineren Unternehmen leben als Zulieferer ebenso von den Großen, wie die Großen von der Agilität und Kreativität den Kleinen.
Das Problem scheinen unheilige Verflechtungen, Stillhalteabkommen und Gegengeschäfte in den Aufsichtsräten zu sein. Die deutsche Unternehmens- und Betriebsverfassung hat durch die Mitbestimmung zwar die Gewerkschaften eingebunden und so im Ergebnis viel Befriedung und weniger Streiks hervorgebracht. Doch können durch Mauscheleien im Aufsichtsrat und politische Einflussnahme wie bei VW auch die Verantwortlichkeiten verwischen. Deshalb sollten entsprechend den Forderung des CDU-Politikers Jens Spahn und auch des „Bundes Katholischer Unternehmer“ bei der Entlohnung des Topmanagements vor allem die Rechte der Eigentümer und damit der Hauptversammlung gestärkt werden.
Ob künftig Gehälter verstärkt an den Aktienkurs und einen Reputationsindex mit nachhaltigen Parametern als Indikatoren für den Unternehmenserfolg gekoppelt und bei Missmanagement Rückzahlungen vereinbart werden, kann dort entschieden werden. Im Übrigen kann es sinnvoll sein, dass erfolgreiche Manager ein hohes Vermögen ansparen, mit dem sie dann nach ihrem Ausscheiden aus einem Konzern eigene Firmen gründen wie dies in den USA öfter geschieht und für Innovation und Beschäftigung sorgt.
Mehr Informationen zum Thema Lohn und zu Richard Schütze finden Sie hier: http://www.trainers-excellence.de/redner/ra-richard-schuetze.html
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