Körpersprache ist unser Potential und dominiert unsere Kommunikation. Und reden wir in diesem Zusammenhang von körpersprachlich er Dominanz, zählen hierzu die nonverbalen Ausdrücke von Macht und Unterwerfung. Sind wir begeistert oder fühlen wir uns stolz, strecken wir die Arme über den Kopf im V-Format und unser Kinn in die Höhe. Wenn wir uns machtvoll fühlen, breiten wir uns aus und machen uns groß. Wenn wir uns machtlos fühlen, tun wir genau das Gegenteil: wir falten uns zusammen. Und wenn wir körpersprachlich viel Macht und wenig Macht zusammenführen, tendieren wir dazu die nonverbalen Aktionen des Gegenübers zu vervollständigen. Wir spiegeln also nicht das Verhalten, sondern wir tun genau das Gegenteil. Wir machen uns also kleiner, wenn wir jemanden mit sehr viel Macht begegnen – und umgekehrt, es fällt uns leichter uns groß zu machen, wenn wir jemanden mit weniger Macht gegenüberstehen.
Dieses Verhalten lässt sich besonders gut im Unterricht an Schulen oder Universitäten beobachten. Es gibt nicht gerade wenige Schüler und Studenten, die das gesamte Spektrum der Machtaktionen zum Ausdruck bringen. Einige sind Paradebeispiele für Alphatypen; sie wollen Raum einnehmen und setzen sich sogar schon vor Unterrichtsbeginn in Szene. Wenn sie ihren Platz einnehmen, strecken sie sich aus, manche heben sogar noch ihre Arme nach oben.
Andere, in ihrer Gegenwart, fallen bildlich gesprochen regelrecht in sich zusammen. Man sieht es bereits, wenn sie den Raum betreten. Man sieht es an ihren Gesichtern, ihrer Mimik und Gestik sowie an ihrer Körperhaltung. Wenn sie sich setzen machen sie sich also nicht nur in ihrer Gestik klein. Und ein Aspekt wird an dieser Stelle nicht überraschen: Es scheint geschlechterabhängig zu sein, denn Frauen agieren viel häufiger mit kleinen Gesten als Männer, was die Interpretation aufkommen lässt, dass Frauen sich weniger mächtig als Männer zeigen und wohl auch fühlen.
Kann man körpersprachlich vortäuschen mächtig zu sein?
Und wenn ja, ist es dann auch möglich diese körperliche Ausdrucksstärke zum eigenen Nutzen, quasi zum „Machtgewinn“, also zur Überzeugungskraft auch zu erlernen oder zu imitieren?
Ein Versuch ist es allemal wert, denn wir wissen, Lernen durch Imitation hat die Natur für uns vorgesehen und ist nur ganz wenigen Lebewesen offen! Mit dem bewussten Einsatz der Imitation haben wir die Möglichkeit Zeit unseres Lebens zu lernen. Imitation ist nicht nur für Kinder und Affen. Imitation findet ständig statt: das, womit wir uns umgeben, das imitieren wir. Haben wir uns also unsere „kleinmachenden“ körpersprachlichen Verhaltensweisen erst einmal ins Bewusstsein geholt, können wir sie durch Imitation von ausdrucksstarken körpersprachlichen Verhaltensweisen ersetzten.
Es gibt zahlreiche Studien, die darlegen, dass unsere nonverbalen Aktionen beeinflussen, wie andere Menschen über uns denken. Aber es gibt auch Beweise dafür, dass unsere nonverbalen Aktionen auch ausdrücken können, wie wir selber über uns denken. So lachen wir, wenn wir glücklich sind oder nutzen unsere Selbst-Adaptoren, um uns zu beruhigen. Aber all dies gilt auch andersherum: Werden wir zu einem Lächeln animiert, fühlen wir uns direkt besser oder glücklicher. Oder auch der einfache Trick mit einem Stift zwischen den Zähnen lässt uns schnell nachvollziehen, wie wir uns selbst zum glücklich sein animieren können.
Es verläuft also in beide Richtungen. Und auch in Hinblick auf Macht verläuft es vice versa. Hat man das Gefühl von Macht, tut man etwas Machtvolles. Unser Bewusstsein beeinflusst unseren Körper, und wir können auch darlegen, dass unser Körper unser Bewusstsein ändert. Denn in diesem Zusammenhang wurde nachgewiesen, dass sich auch unsere Hormone den körpersprachlich en Machtszenerien anpassen. Amy Cuddy legte dar, dass je nach körperlichem Machtgefühl der Testosteronspiegel ansteigt und das Stresshormon Cortisol abfällt. Und mit dieser Erkenntnis zeigte diese Studie im Umkehrschluss dann weiter den Zusammenhang auf, dass man diese Hormonwerte auch durch Machtgesten erzeugen kann. Also höhere Testosteronwerte und niedrigere Cortisolwerte durch eine bewusst gesteuerte kleine Einmischung, eine winzige Manipulation durch eine zweiminutige nonverbale Imitation, also eine Rollenveränderung zugunsten Alpha.
Es sind somit nicht nur die anderen Menschen, die unser Verhalten beeinflussen.
Es sind auch wir selbst, wir können mit unserem Körper unser Bewusstsein verändern.
Wie könnte diese Einmischung in der Praxis nun aussehen?
Kleine Modifikationen können zu großer Veränderung führen. Wenn Sie also das nächste Mal vor einer Herausforderung stehen, kurbeln Sie Ihren Testosteronspiegel an und drosseln Sie Ihren Cortisolspiegel! Wie? Auch wenn Sie sich vielleicht fremd vorkommen, Sie sich nicht gerne in Szene setzen oder es Ihnen ungewohnt anmutet machtvolle Posen einzunehmen, trotzdem: täuschen Sie Viel-Macht-Posen vor, imitieren Sie Viel-Macht-Posen zwei Minuten. Im Fahrstuhl, im Toilettenraum oder im abgeschlossenen Büro, nehmen Sie sich öfters mal Zeit und planen am besten regelmäßig zweiminütige Macht-Posen ein. Sie werden sehen: dies wirkt nachhaltig machtvoll!.
Mit allen Guten Wünschen und eine erfolgreiche Körpersprache wünscht Ihnen
Ihre Sabrina Olsson
Weitere Informationen zum Thema körpersprachlich beeinflussen finden Sie hier: http://www.deutsches-rednerlexikon.de/redner/sabrina-olsson.html
Weitere Artikel zum Thema:
http://www.matschnig.com/medien-presse/glossar-koerpersprache/
Eine Antwort
Hallo, toller informativer Artikel. Die Macht der Körpersprache ist unglaublich. Es ist erstaunlich, wie wir uns selber in andere Gemütszustände bringen können, alleine durch die Körperhaltung. Total interessant ist auch, dass die Imitation bei sehr dominanten Menschen eher in die andere Richtung schlägt. Statt diese zu spiegeln und ebenso eine machtvolle, präsente Haltung einzunehmen, macht man sich eher klein. Dieser Artikel regt zum Nachdenken und Reflektieren an. Vielen Dank.