Über Täuschung und Wahrheit im Rhetorikseminar und worauf es wirklich ankommt
„Man sollte sich seine Reden besser schreiben lassen“, könnte jemand vermuten. „Ich müsste mir ein paar rhetorische Techniken aneignen“, könnte ein anderer denken. Aber die rhetorische Realität sieht bei manchen Menschen anders aus. Einige Teilnehmer eines Rhetorikseminars erleben keine Fortschritte, weil es ihnen schwerfällt, sich gegen ihre persönliche Art durchzusetzen. Der dritte Versuch scheitert wie der erste. Und eigentlich gut konzipierte Rhetorikseminare sind dann schon mit allen gesteigerten Techniken an ihr Ende gekommen, eher der Betreffende seinen ersten Fortschritt gemacht hat.
Woran liegt es und was wäre zu tun?
Ein Teilnehmer, erwies sich dem erfahrenen Coach als „kontaktgestört“. Seine Eltern hatten ihn beide im ersten halben Lebensjahr verlassen. Seine Ersatzmutter gab ihn mit fünf Jahren weiter. Er hatte auch mit 48 Jahren noch nie eine Beziehung gehabt und als er zu einem Rhetorikseminar kam, stotterte er nur verlegen vor sich hin und vermied jeden Blickkontakt. Die „Heilung“ gelang durch die Wiederverbindung zu seinen verlorenen Bezugspersonen, zu seinem Heimatort und bewirkte als Nebenwirkung die erste Liebesbeziehung seines Lebens.
Eine andere Führungskraft wurde mit dem Hinweis zu einem Rhetorikseminar entsandt, der Mitarbeiter habe eine große Sachkompetenz, aber keine Kommunikationsfähigkeit. Dies sei nun seine letzte Chance. Auch er stand arg verlegen vor seiner Zuhörergruppe und jede neu gelehrte Technik verstärkte sein Gefühl des Versagens. Die Lösung fand sich, als er berichtete, er sei mit 26 Jahren deutscher Karatemeister gewesen. Er stellte sich vor die Gruppe und fand seine neue Rolle: Wie ein Karatemeister dastehen und seine Schüler seine Weisheit lehren. Dadurch gelang es, seine Energie aus dem Bauch, die bisher nur in die Hände geflossen war, mit seinem Mund zu verbinden. Nun konnte er sprechen und sein Chef bedankte sich später: Da ist ja ein Wunder geschehen.
Eine 45-jährige Dame mit Hoffnung auf eine Führungsperson stellte sich bei ihren Probeauftritten immer in der Rolle einer Schülerin vor einem Prüfungskomitee auf und versuchte durch Nettigkeit Sympathie zu gewinnen. Das wirkte in ihrem Alter schon peinlich. Als sie erkannte, dass sie aufgrund ihrer Fachkompetenz jetzt selber die Lehrerin, die Dozentin, war und ihr Publikum die Schüler, straffte sie sich und konnte energisch und überzeugend dozieren.
In allen Fällen ging es nur nebenbei um rhetorische Techniken, sondern immer um persönliche innere Einstellungen. Dazu bedarf es nicht nur eines Seminars mit rhetorischen Techniken, sondern eines erfahrenen Coaches, der in der Lage ist, eine treffende Diagnose zu stellen und eine individuelle Lösung zu erarbeiten, die das vorhandene Potential freilegt und aktiviert.
„Es nutzt nichts, eine abgefallene Blüte zu schminken, sondern man muss den Busch wässern, dem sie entstammt.“
Weitere Informationen zum Rhetorikseminar von Winfried Prost erhalten Sie hier: http://www.trainers-excellence.de/redner/winfried-prost.html