Wenn der Laden nicht läuft oder Mitarbeiter unmotiviert sind, sind meistens die Chefs schuld. Und jeder scheint zu wissen, was er falsch gemacht hat. Dabei gibt es mehr unmotivierte Angestellte als inkompetente Führungskräfte.
Wie sehr Mitarbeiter unter ihren Chefs leiden, bezeugt regelmäßig die viel zitierte Gallup Engagement-Studie: Angeblich ist nur einer von sechs Mitarbeitern wirklich engagiert, jeder sechste hat bereits innerlich gekündigt. Es herrscht eine bemerkenswerte Einigkeit: Schuld an dieser Misere tragen die vielen Chefs ohne Führungstalent.
Selbstverständlich gibt es wünschenswerte Qualitäten, die erfolgreiche Führung begünstigen. Es macht durchaus Sinn, wenn Vorgesetzte ihre Rolle reflektieren und ihr kommunikatives Geschick verbessern. Diejenigen, die das versäumen, werden unweigerlich zum Problem für ihre Mitarbeiter.
Unrealistische Erwartungen an die Führungskräfte
Es steht jedoch außer Frage, dass nicht alle Mitarbeiter gleichermaßen unter einer inkompetenten Führungskraft leiden. Während der eine mit den Nerven am Ende ist, tut der andere das Problem schulterzuckend ab. Wahrnehmung ist eben subjektiv und wird von Bedürfnissen, Erfahrungen und Erwartungen bestimmt.
Daraus ergibt sich ganz logisch, dass Führungskräfte höchstens der Auslöser für das Problem ihrer Mitarbeiter sein können, jedoch nicht dessen Ursache. Aber worin liegt dann die Ursache?
Tatsächlich werden nur jene Mitarbeiter unter ihren Führungskräften leiden, die eine schmerzliche Diskrepanz feststellen: zwischen ihren Erwartungen und der Realität. Statt nun zu behaupten, die Realität sei nicht in Ordnung, könnte man ebenso prüfen, ob die Erwartungen in Ordnung sind. Und das sind sie in vielen Fällen definitiv nicht.
Die Chefs sind an allem schuld
Was wird dem Chef nicht alles angekreidet?! Dass er die Bedürfnisse der Mitarbeiter unzureichend berücksichtigt, indem er sie beispielsweis zu wenig lobt. Dass er nicht erreichbar ist. Der Befindlichkeit seiner Mitarbeiter zu wenig Beachtung schenkt und so weiter.
Es sind die Klagen von Menschen, die offenbar nicht gelernt haben, rundum Verantwortung für sich zu tragen. Die immer noch in kindlicher Erwartung verharren, jemand müsse sich um ihre Bedürfnisse kümmern. Wer sich wünscht, dass sein Chef sich seinen Erwartungen anpasst, verkennt die menschliche Natur seines Chefs, die Fehler erwarten lässt. Er verkennt den Druck, unter dem die meisten Chefs heute stehen. Und er erlaubt dem Chef nicht, in seine Verantwortung hinein zu wachsen. Er will Befriedigung. Jetzt! Das ist der Egozentrismus eines Kindes. Diese Haltung erzeugt unvermeidlich Frustration.
Schlechter Chef? So werden Führungsschwächen zu Entwicklungschance für die Mitarbeiter
- Selbstachtung stärken
- Grenzen setzen
- Eigene Werte behaupten
- Spielräume erweitern
- Soziale Kompetenzen verbessern
Alternativ könnte man einfach beschließen, die Wirklichkeit anzuerkennen und das Beste daraus zu machen. Denn sämtliche Schwächen der Vorgesetzten lassen sich zum Anlass nehmen, als Person zu reifen. Letzten Endes kann man sogar mit einem Psychopathen zusammenarbeiten, wenn man erst verstanden hat, wie er tickt.
Letztlich ist es absurd, den Chef für das eigene Unglück verantwortlich machen zu wollen. Man redet ja auch für gewöhnlich nicht darüber, wie schlechte Mitarbeiter den Chef krank und unglücklich machen. Man erwartet ganz selbstverständlich, dass Chefs mit schlechten Mitarbeitern umgehen können.
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