Mit einer SMS stimmt Mentalcoach Thomas Baschab den Biathleten Simon Schempp auf den Massenstart ein – und er löst damit eine Blockade im Kopf des Uhingers. Es war ein weiter Weg bis zum WM-Titel.
Mit Flüchen ist es im Sport eine knifflige Sache. Fragen Sie mal die Fans von Benfica Lissabon – da verhindert der sogenannte Guttmann-Fluch, den der geschasste Coach 1962 ausgesprochen hat, dass der Fußballclub 100 Jahre lang einen europäischen Pokal gewinnt. Einen Fluch hatte niemand über Simon Schempp verhängt, dennoch war es irgendwie erstaunlich, dass es dem besten deutschen Biathleten einfach nicht gelingen wollte, eine Einzel-Medaille seinen sieben Team-Plaketten hinzuzufügen. Bis zum vergangenen Sonntag. Da wurde der Uhinger Weltmeister im Massenstart und fühlte sich befreit von einer schweren Last. „Natürlich habe ich lange auf den Tag gewartet, jetzt ist er endlich gekommen“, jubelte der 28-Jährige in Hochfilzen.
Lange, persönliche Nachricht vom Mentalcoach Thomas Baschab
Ein Anteil an diesem Erfolg gebührt Thomas Baschab. Der Mann ist seit eineinhalb Jahren Mentaltrainer des Biathleten, er hatte ihm am Tag vor dem Massenstart eine SMS zukommen lassen, um Schempp auf den Wettbewerb einzustimmen. „Es lag an mir, ob ich sie anschaue oder nicht. Ich habe sie mehrfach durchgelesen. Jedes Mal hatte ich ein Lächeln bekommen, und da bin ich vom Kopf her frischer in das Rennen gegangen“, erzählte der Doppelweltmeister. Was exakt in der Botschaft stand, das wollten weder der Biathlet noch der Mentalcoach verraten. „Es war eine sehr lange, sehr persönliche SMS“, betont Thomas Baschab.
Der 56-Jährige und Schempp kennen sich seit Sommer 2016. Zwei- bis dreimal pro Jahr unterhalten sie sich im Augenschein, üblicherweise wird telefoniert. Es geht dabei um Techniken und Methoden, mit denen der Sportler unmittelbar, einfach und schnell Einfluss auf die Leistungsfähigkeit nehmen kann. Am WM-Ruhetag, am Montag vor einer Woche, hatte der Biathlet bei Baschab vorbeigeschaut, um noch den einen oder anderen Tipp zu bekommen. „Es geht nicht nur darum, besser zu schießen, was der Laie oft annimmt“, sagt der Mann aus Weilheim in Bayern, „sondern auch ums Laufen.“
Auch das Laufgefühl ist beeinflussbar
Wer zu viel will, wer übermotiviert ist, erläutert Baschab, der habe zu viel Körperspannung und werde daher schneller müde. „Man kann das Laufgefühl mental beeinflussen“, sagt er, „also die Tagesform.“ Im Fall von Schempp war die Aufgabe eine ziemlich verzwickte, weil der Einzelmedaillen-Fluch aus dem Kopf verbannt werden musste. „Schießen im Biathlon, das ist mit das Anspruchsvollste, das es im Sport gibt“, betont Baschab. Körperbeherrschung und mentale Freiheit müssen zusammenspielen – dann sind da noch äußere Einflüsse wie Sonne, Wind, Wetter und nicht zuletzt die Fans. „Was glauben Sie“, fragt der Mentaltrainer, „was in einem Biathleten vorgeht, wenn der Schuss danebengeht und 20 000 Menschen machen: Oooooh?“ Das sind Situationen, die psychisch in den Griff zu bekommen sind.
Dabei stand sich Simon Schempp häufig selbst im Weg, weil er alles ganz besonders gut, besonders exakt machen wollte; weil er alles und noch ein bisschen mehr von sich forderte. Weil er deshalb mitunter völlig verkrampfte. „Simon war ja erfolgreich“, sagt Baschab, „das belegt seine Perfektion: dass er einen Mentalcoach suchte, um sich noch ein Stück zu verbessern.“ Im Fall von Simon Schempp war die Arbeit mit dem Mentalcoach ein Mosaikstein in der Arbeit aller im Team des Biathleten, um den Fluch zu besiegen. Diese SMS sollte Schempp nie löschen.
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