Ich habe als Rhetorik-Coach ein Prinzip: Dieses Prinzip lautet: Ich will nicht Recht haben, ich will immer nur das beste Ergebnis.
Ich wende daher in meinen Rhetorik Coachings und Seminaren immer die Zwei-Versionen Methode an. Ich mache zu jeder Regel, die angeblich Wirkung erzeugen soll, zu jedem neuen Vorschlag meiner Teilnehmer, die Gegenprobe. Ich probiere die Regel aus, aber auch immer die Alternative zu dieser Regel und ich nehme dann das, was die höchste Wirkung hat. Einfache Methode. Recht haben wollen, sollen andere, ich bevorzuge lieber das beste Ergebnis und schmeisse meine Variante sofort über Bord, wenn die andere Variante bezüglich Wirkung gewinnt.
So habe ich es auch mit PowerPoint gemacht. Ich sage nicht, dass PowerPoint schlecht ist, ich mache nur immer die Gegenprobe mit den Alternativen, und in den 15 Jahren, wo ich das nun schon mache, lautet das Ergebnis folgendermassen: In 95 von 100 Fällen verliert PowerPoint.
Hier die zwei Alternativen, mit denen sie POWERPOINT mit dem Ziel der höheren Wirkung, ersetzen können.
Das erste ist: Sprechen Sie frei – Ohne jegliche Folien.
Ein Redner steht auf der Bühne. Er schweigt. Plötzlich sagt er: „Steve Jobs hat einmal folgendes gesagt: (Pause) Wer etwas zu sagen hat, (Pause) braucht kein PowerPoint.“ Versuchen Sie sich die Wirkung auf das Publikum vorzustellen.
Stellen Sie sich einen zweiten Redner vor. Er steht auf der Bühne, er knipst mit der Fernbedienung folgende Folie an:
Steve Jobs:
„Wer etwas zu sagen hat, braucht kein PowerPoint“
Und jetzt, nachdem alle im Saal schon die Folie gelesen haben. Sagt er:
„Steve Jobs hat einmal folgendes gesagt: Wer etwas zu sagen hat, braucht kein PowerPoint.“ Sie spüren es direkt: Die Variante OHNE PowerPoint hat einfach die drastisch höhere Wirkung.
Ich habe durch Gegenüberstellung von tausenden von Folien festgestellt: Sie ENTWERTEN ihre Aussage, wenn Sie noch einmal auf Folie steht. Das ist die Wahrheit! Und alle anderen Begründungen wie „Es muss ein zusätzlicher Sinneskanal angesprochen werden“, sind gut klingende Theorie, die den Praxistest der Gegenüberstellung nicht bestehen.
Wenn für Sie die beste Wirkung auf das Publikum das Ziel ist, dann gilt:
Ersetzen Sie alle Textfolien, durch freies Sprechen!
Die zweite Variante: Zeichnen Sie auf das Flipchart
Sie können Balkendiagramme, Schemazeichnungen, Kurztexte, Schlüsselworte, Zahlen… alles auf das Flipchart zeichnen.
Zwei wichtige Gründe machen es in der Wirkung wesentlich besser, als das Einblenden einer fertigen Folie.
Erstens: Nur wenn Sie sich selbst bewegen, bewegen Sie auch ihr Publikum. PowerPoint lässt Sie als starre Puppe neben dem Bildschirm erscheinen. Die einzige Bewegung ist das Drücken Ihrer Fernbedienung. Wenn Sie hingegen am Flipchart zeichnend eine Bewegung ausführen, dann bewegen Sie auch ihr Publikum.
Zweitens: Wie bei einem Fussballspiel, ist es nicht das Ergebnis, in dem die Wirkung liegt, sondern im ENTSTEHEN des Ergebnisses. Bei PowerPoint blenden Sie nur ein fertiges Bild ein, es entsteht nichts. Das fertige Bild, löst keine emotionale Beteiligung aus. Es ist der Akt des Erschaffens, in dem die Wirkung liegt, nicht im fertigen Bild.
Nehmen wir als Beispiel ein Balkendiagramm.
Ein Balkendiagramm per Hand gezeichnet, hat eine viel höhere Aufmerksamkeit als das fertige PowerPoint Bild. Stellen Sie sich vor, Sie zeichnen schweigend ein XY-Diagramm auf das Flipchart. Dann drehen Sie sich zum Publikum und sagen: „Das Umsatzziel, dass wir uns dieses Jahr gesetzt haben war:…“ Und jetzt zeichnen Sie an der Y-Achse eine Referenzziffer und kommentieren: „9 Millionen Euro.“ Wieder Blick ins Publikum. „Tatsächlich erreicht haben wir…“ Jetzt zeichnen Sie langsam einen Balken von unten nach oben und kommentieren. „VIERZEHN-KOMMA-DREI-MILLIONEN EURO!“
Sie erreichen niemals dieselbe Wucht, wenn Sie versuchen dasselbe mit PowerPoint zu zeigen.
Bitte glauben Sie mir nicht, probieren Sie es tatsächlich aus.
In meinem Buch „Präsentieren Sie noch oder faszinieren Sie schon“ erzähle ich die Geschichte, wie ich eine Berliner Werbeagentur für eine Wettbewerbspräsentation vorbereitet habe. Es ging um einen Millionenauftrag zur Gestaltung der Kundenzeitung für den Autokonzern Mazda.
Bei der einen Präsentation vor dem Autokonzern Mazda zeichnete der Agenturinhaber am Schluss schweigend, mit zwei V-förmigen Strichen die Schwingen eines stilisierten fliegenden Vogels auf das Flipchart. Er drehte sich zur Mazda Geschäftsleitung: „Wir wollen mit Ihnen zu neuen Ufern fliegen“.
Dann drehte er sich wieder zurück und ergänzte den Vogel mit einem an den Ecken abgerundetem Viereck – und heraus kam… das Logo des Autokonzerns. „Ich danke Ihnen!“
Stellen Sie sich bitte vor, er hätte das Ganze „perfekt“ mit PowerPoint realisiert. Sie spüren es: Das hätte nur ein Abklatsch der Wirkung erzeugen können, die es tatsächlich gehabt hat. Den Auftrag haben meine Leute bekommen. Die vier Mitbewerber, die alle mit PowerPoint ankamen, gingen leer aus.
Mehr Informationen zu unserem Top100 Speaker Matthias Pöhm, finden Sie HIER
Weitere Artikel zum Thema:
http://www.capital.de/themen/id-3-tipps-fuer-praesentationen-ohne-powerpoint-4057.html
http://www.huffingtonpost.de/matthias-poehm/besser-praesentieren-ohne-powerpoint_b_6712148.html