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1. Dezember 2016

Eine Umfrage zeigt: Die Deutschen wünschen sich mehr Spaß in ihrem Leben

Im Februar 2005 erschien ein Buch mit dem Titel: „Schluss mit lustig! Das Ende der Spaßgesellschaft“. Der Autor, der damalige heute-Nachrichtensprecher Peter Hahne, fordert darin, die Menschen sollten verantwortungsvoller und weniger narzisstisch und hedonistisch leben.

Weniger Spaß, mehr Besinnung auf Werte. Den Deutschen, besonders den jungen, hat diese Idee allerdings offenbar nicht gut getan.

Denn: 82 Prozent sind der Meinung, dass es der Gesellschaft besser ginge, wenn die Menschen mehr Spaß im Leben hätten. Das geht aus einer aktuellen gfk-Umfrage im Auftrag von Media Markt hervor, die der Huffington Post exklusiv vorliegt.

An der Umfrage nahmen 1002 Deutsche zwischen dem 20.10. und dem 24.10. teil.

Besonders die Jungen sind der Meinung, dass es zu wenig Spaß im Leben gibt

Vor allem die junge Generation glaubt, dass es in unserer Gesellschaft zu wenig Spaß gibt. 73,8 Prozent der Befragten in der Altersgruppe von 20 bis 29 gaben an, dass sie Spaß vermissen. Bei den über 60-Jährigen sind es nur 61 Prozent.

Auch der Wunsch nach mehr Spaß im eigenen Leben ist bei den Jüngeren größer. 80,7 Prozent der 20- bis 29-Jährigen wünschen sich mehr davon, aber nur 62,8 Prozent in der Gruppe 60 plus.

„In den letzten Jahren gab es eine Abkehr vom Thema Spaß. Die Menschen vermissen gute Laune“, sagte Diplompsychologe Rolf Schmiel gegenüber der Huffington Post.

Gefühlt leben wir in unruhigen Zeiten. Medien und Populisten schüren Angst. Die Angst vor Flüchtlingen, dem Wegfall tausender Jobs durch die Digitalisierung, wirtschaftlicher Unsicherheit, Krieg und dem Erstarken rechter Kräfte.

Die Freude im Leben hat, seit das „Ende der Spaßgesellschaft“ ausgerufen wurde, abgenommen. „In den letzten Jahren haben wir verlernt, die guten Momente in den Mittelpunkt unseres Alltags zu stellen. Es gab eine Tendenz zur negativen Hysterie“, sagt Schmiel.

Die Deutschen hätten statt guter Laune immer mehr das Gefühl, sich korrekt verhalten zu müssen.

44 Prozent der Befragten fühlen einen gesellschaftlichen Druck, ein gesundes und erfolgreiches Leben zu führen

An die Stelle der Freude ist offenbar vermehrt Zwang gerückt. 44 Prozent der Befragten fühlen einen gesellschaftlichen Druck, sich gesund ernähren zu müssen, körperlich fit und beruflich erfolgreich zu sein. Besonders bemerkenswert: je jünger die Umfrageteilnehmer, desto höher das Stressempfinden.

Bei den 14- bis 19-Jährigen fühlen 71,1 Prozent diesen Druck, bei den 20- bis 29-Jährigen noch 58,4 Prozent. In der Gruppe der 30- bis 39-Jährigen ist es mit 55,7 Prozent immer noch mehr als die Hälfte. Im Alter nimmt dieses Gefühl ab: Nur noch 22,8 Prozent der über 60-Jährigen verspüren gesellschaftlichen Druck.

Über die Gründe lässt sich nur spekulieren. Natürlich: Im Alter nehmen berufliche Anforderungen ab. Die Menschen stehen nicht am Anfang, sondern am Ende ihrer Karriere, müssen Kinder und Beruf nicht mehr unter einen Hut bringen.

Die Hälfte der Befragten fühlt sich durch Erwartungen überfordert

Das Gefühl gesellschaftlichen Erwartungen gerecht werden zu müssen, führt oft zu Überforderung. Insgesamt fühlt sich die Hälfte der Befragten (50,3 Prozent) manchmal durch die Erwartungen anderer überfordert. Besonders gefährdet sind Frauen. 58,4 Prozent der weiblichen Befragten sind durch Erwartungen anderer überlastet.

Und auch hier gilt: Besonders die Jüngeren leiden unter Erwartungsdruck. In der Altersgruppe der 14- bis 19-Jährigen fühlen sich ganze 69,4 Prozent überfordert, bei den 30- bis 39-Jährigen sind es noch 59 Prozent. Dagegen leiden nur 29,9 Prozent der Befragten, die 60 und älter sind, unter den Erwartungen ihrer Mitmenschen.

„Die Facebook-Generation lebt in einem Zustand des ständigen Vergleichens“

Das erklärt auch das erhöhte Bedürfnis der jüngeren Umfrageteilnehmer nach Spaß im Leben: „Desto höher der Stress, umso größer das Bedürfnis nach Spaß“, bestätigt Schmiel.

Mitverantwortlich für das höhere Druckempfinden ist laut Schmiel auch die Veränderung in der Gesellschaft, die die Jungen eher mitmachen. „Die Facebook- und Instagram- Generation lebt in einem Zustand des permanenten Self-Monitorings und dauernden Vergleichens mit ihrer sozialen Umwelt.“

Die User würden nur Erfolgs- und Glücksmeldungen aus ihrem Umfeld erfahren. Streit mit dem Partner oder dem Chef veröffentliche aber niemand auf Facebook. „Beim Vergleichen des Bilderbuchlebens der anderen mit dem eigenen Alltag schneiden die meisten auf Dauer eher schlecht ab. Dies löst zusätzlichen Frust aus.“

Besonders den Jungen fehlt laut Schmiel noch eine wichtige Erkenntnis: “Irgendwann merken die Menschen, dass sie nicht zu hohe Erwartungen ans Leben stellen dürfen. In der Generation Facebook ist dieser Moment noch nicht eingetreten. Da sind die Erwartungen an die Realität sehr hoch.“

Zu wenig Spaß macht krank

Und dieser Frust macht krank. In den vergangenen zehn Jahren hätten die psychischen Erkrankungen massiv zugenommen, bestätigt Schmiel. Zahlreiche Forschungsergebnisse zeigten, wie wichtig Freude im Leben für die psychische Widerstandsfähigkeit ist.

„Der Mensch ist ein emotionales Wesen“, sagt Schmiel. Wenn er sich in Zeiten der Veränderung den Spaß als Gegengewicht verbiete, entstehe ein „emotionales Vakuum“. Das werde dann von negativen Gefühlen wie Angst und Wut besetzt. „Leider sind diese Emotionen auf Dauer destruktiv.“

Besonders die Jüngeren leiden darunter. „Die psychische Belastbarkeit der jungen Generation hat nachgelassen.“

Gute Laune hilft für psychische Belastbarkeit

Sein Gegenmittel: Lachen. Die Forschung, die sich mit der psychischen Widerstandsfähigkeit beschäftigt zeige, dass Spaß und gute Laune für die Belastbarkeit enorm wichtig sind.

Lachen habe nicht nur einen positiven Effekt auf das Immunsystem. Humorvolle Menschen können auch besser mit Stress umgehen, erklärt der Psychologe. In Gruppen, in denen eine positive Grundstimmung vorherrsche, sei der Umgang hilfsbereiter und fairer.

Deshalb hat Schmiel einen Appell: „Ich wünsche mir, dass ein Ruck der guten Laune durch Deutschland geht.“

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