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2. November 2016

Weit gefehlt heißt weiterkommen ‒ warum Rückschläge Fortschritt bedeuten

Reinhold Messner erreichte den höchsten Gipfel der Welt als erster Mensch ohne Flaschensauerstoff und im Alleingang.

Doch zuvor war er drei Mal beim Besteigen des Nanga Parbat gescheitert. Der Extrembergsteiger sagt: „Wir lernen fast nur durch das Scheitern. Wir Menschen sind so veranlagt, dass wir nur dann lernen, wenn wir einen Dämpfer kriegen.“ Das Scheitern ist demnach ein notwendiger Teil unseres Lern- und Erfahrungsprozesses, sozusagen die Basis persönlicher Weiterentwicklung. Jeder Spitzensportler lernt früh, dass Niederlagen dazugehören und es wichtig ist, sie ebenso schnell wie nutzbringend zu verarbeiten. Im Business fehlt uns jedoch mitunter diese Souveränität, Scheitern als Lernchance zu betrachten. Dabei sind Fehler und Rückschläge der eigentliche Motor des Fortschritts: Sie zeigen, wo wir stehen und was es zu verbessern oder zu verändern gilt. Es gibt unzählige Beispiele in der Geschichte, wo Fehler große Entdeckungen erst möglich machten.

„Der größte Fehler ist die Angst vor dem Fehler.“

Fehler passieren überall und jedem. Wie reagieren Sie auf Fehler von Mitarbeitern? Erlauben Sie sich selbst, Fehler zu machen? Stecken Sie nach Niederlagen zurück oder geben gar auf? Oder wollen Sie es dann erst recht wissen? Der souveräne Umgang mit Fehlern und Rückschlägen wurde uns nicht in die Wiege gelegt, aber zu einem guten Selbstmanagement gehört es, ihn zu beherrschen. Der Aufsichtsratsvorsitzende der Axel Springer SE, Guiseppe Vita, sagt: „Der größte Fehler ist die Angst vor einem Fehler.“ Denn wozu führt diese Angst? Zu kontraproduktivem Vermeidungsverhalten, zu mangelnder Chancenverwertung, zu Stillstand.

Keine Macht der Selbstsabotage!

Machen wir uns und andere nach einer Niederlage fertig, werten uns (und andere) ab, sabotieren wir uns. Resignation, Demotivation, Angst und Stress übernehmen das Ruder. Das blockiert uns, unser Team und führt voraussichtlich zu weiteren schlechten Leistungen – eine Abwärtsspirale der Selbstsabotage. Was hilft statt der destruktiven Suche nach Schuld und Schuldigen? Die konstruktive Analyse der Fehlerursachen:

Das Triple A-Prinzip

A wie Akzeptieren: Akzeptieren Sie, dass Ihre Performance und/oder die Ihres Teams nicht optimal war. Es hilft nicht, aus einer erfolglosen Strategie eine „unglückliche Wende“ herbeizureden oder anderen die Schuld am Scheitern zuzuweisen. Der ehemalige Nationaltorhüter Oliver Kahn sagt: „Mentale Stärke ist, hinterher zu sagen: Fatale Niederlage erlitten – aber ich habe daraus gelernt und mache es beim nächsten Mal besser.“ Sobald Sie einen Fehler akzeptieren, nehmen Sie ihm seine negative Wirkungskraft.

A wie Analyse: Nehmen Sie sich vor der Analyse genug Zeit, um negative Stressgefühle abzubauen, z.B. durch Bewegung, Musik hören, Gespräche mit Vertrauten usw. Sonst ist Ihr Kopf nicht frei für eine klare Analyse. Diese sollte danach am besten schriftlich erfolgen und den Fokus nicht allein auf Schwächen und Defizite richten:

  • Was waren Faktoren für den Misserfolg?
  • Was lief gut und was fehlte?
  • Was kann ich/können wir daraus lernen?
  • Was lässt sich besser machen oder verändern?

A wie Abhaken: Ziehen Sie einen Schlussstrich unter den Fehlschlag. Er lässt sich nicht rückgängig machen. Kein Blick in den Rückspiegel, konzentrieren Sie sich stattdessen auf Ihr jetziges Handeln. Weiteres Grübeln und Hadern blockiert Sie nur unnötig dabei. Gerade wenn weitere Herausforderungen auf Sie oder Ihr Team warten, ist es enorm wichtig, erlittene Niederlagen schnell zu verarbeiten – das weiß jeder Sportler im Wettkampf. Eine gesunde Distanzierungsfähigkeit ist für Athleten die Voraussetzung für die nötige Regeneration und Vorbereitung auf ihren nächsten Einsatz. Das gilt auch im Berufsleben!

Wertschätzung statt Geringschätzung

Nicht alles und jeder wird schlecht gewesen sein beim Einfahren des Misserfolgs. Etablieren Sie für Ihr Team ein positives Abschlussritual – trotz Niederlage. Lassen Sie das Team einen Kollegen bestimmen, dessen Leistung extrem positiv herausstach. In der Regel haben Ihre Mitarbeiter ein feines Gespür dafür, wer an dem Tag wirklich eine gute Leistung erbracht hat. Dieser Mitarbeiter kann dann einen symbolischen Lorbeerkranz o.ä. erhalten sowie die Möglichkeit eines kurzen Schlussworts. Mit diesem Ritual leben Sie Wertschätzung. Das hilft gerade nach erlittenen Rückschlägen mehr, als überbordende pauschale Kritik zu üben, die das Gefühl der Fehlbarkeit bei Ihren Mitarbeitern weiter verstärkt.

Nach vorne schauen statt hängenbleiben

Wer gedanklich an seinen Fehlern hängen bleibt, macht sie zum Störfeuer. Das verhindert den Fokus auf aktuell anstehende Aufgaben. Sprechen Sie sich und Ihren Mitarbeitern vor neuen herausfordernden Situationen Mut zu und entwickeln Sie Lösungsstrategien für mögliche aufkommende Probleme: Stellen Sie sich Fragen wie

  • Was könnte ich/könnten wir tun, um diese Situation dieses Mal besser zu bewältigen?

In der Theorie lassen sich verschiedene Lösungsansätze und ihre Folgen durchspielen, um sich schließlich für eine angemessene Handlungsstrategie zu entscheiden. Haben Sie sich auf diese Weise vorbereitet, machen Ihnen auch Selbstzweifel ob des vorherigen Fehlers nicht mehr zu schaffen.

Aufstehen, Krone richten, weitergehen!

Haben Sie keine Angst vorm Scheitern! Oliver Kahn, der das Vorwort für mein neues Buch „Sportmentaltraining“ schrieb und dort tiefe Einblicke in sein Selbstmanagement gewährt, bringt es auf den Punkt: „Manche Niederlage muss man erleben, um dann zu sagen: Daraus versuche ich jetzt maximalen Nutzen zu ziehen.“

Verwendete Literatur:
Heimsoeth, A. (2015) Sportmentaltraining. pietsch, Stuttgart, S. 170-183
Heimsoeth, A. (2015) Chefsache Kopf. Mit mentaler und emotionaler Stärke zu mehr Führungskompetenz. Springer Gabler

© Antje Heimsoeth

heimsoeth

ISBN: 978-3-613-50803-3
EUR 24,90 
208 Seiten

Antje Heimsoeth, Expertin für Selbstführung, Mentale Stärke und Motivation, Dipl. Ing. (FH), ist international tätig als Mental Coach, Top Speaker und Bestsellerautorin. Seit 2003 führt sie in Rosenheim ihr Institut, die Heimsoeth Academy, wo sie Seminare, Ausbildungen und Coachings in den Bereichen Business, Gesundheit und Sport anbiete. Sie wurde als „Vortragsrednerin des Jahres 2014“ ausgezeichnet und gilt laut FOCUS als „Deutschlands renommierteste Motivationstrainerin“. Weltweit tätig. Auftritte bei Sport1, hamburg1, nrw.tv, BR (Blickpunkt Sport) und Sky sowie auf Kreuzfahrtschiffen (MS Europa 2, AIDA).
Infos unter  www.heimsoeth-academy.com, www.antje-heimsoeth.com

 

Antje Heimsoeth ist Top100 Speakerin! Hier zu ihrem Profil

 

 

 

 

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