Bewusstseinskultur und Achtsamkeit
Die einzige Wirklichkeit ist das Jetzt. Alles andere ist Erinnerung an etwas, das einmal war, aber nicht mehr ist oder nur die Vorstellung von etwas, das in Zukunft vielleicht einmal sein könnte. Wenn das Jetzt die einzige Wirklichkeit ist, dann ist jetzt auch der einzige „Zeit-Punkt“, in dem ich überhaupt etwas tun und etwas bewirken kann. Denn wirken kann ich nur in der Wirklichkeit. Das was ich jetzt gerade tue, denke oder entscheide, oder was jetzt meine Aufmerksamkeit absorbiert, bestimmt wie mein Lebensfluss in den nächsten Moment hinein weiterfließt – und wieder in den nächsten usw.
Jeder Moment geht aus dem vorherigen Moment und den „Entscheidungen“, die ich in diesem treffe, hervor. Diese sind entweder bewusst und gewollt, zum großen Teil aber auch unwillkürlich und automatisch. Wir „surfen“ durch unseren Tag auf einem ununterbrochenen Strom von bewussten und unbewussten Moment-zu-Moment-Entscheidungen. Diese nenne ich Mikro-Entscheidungen, weil sie sich auf einen so kleinen Zeithorizont wie den gegenwärtigen Augenblick beziehen.
Jetzt auf den Ausschaltknopf der Fernbedienung drücken oder doch noch die nächste Sendung anschauen? Esse ich jetzt noch ein Stück von dem Kuchen? Diesen Link noch anklicken? Sag ich jetzt was oder lieber nicht? Was mache ich jetzt als nächstes? usw. Also alles, was ich in diesem Moment tue oder worauf ich in diesem Moment meine Aufmerksamkeit richte. Das sind die Mikro-Bausteine aus denen mein ganzer Tag sich zusammensetzt.
Jeder Tag besteht also aus einer endlichen „Perlenkette“ von aneinandergereihten gegenwärtigen Momenten. Kultiviere ich mit Absicht die Qualität meines Bewusstseins im gegenwärtigen Moment – z.B. in Richtung präsent, entspannt und entschlossen – so kultiviere ich damit gleichzeitig die Qualität dessen, wie mein ganzer Tag sich entfaltet – und mehr. Viele einzelne wache Momente („Bewusstseinsperlen“) verknüpfen sich untereinander zu einem guten Tag. Viele gute Tage werden die Bausteine für ein insgesamt gutes Leben. So fußt das gute Leben auf der Wachheit im jetzigen Moment.
Und dies ist der Kern der Achtsamkeitspraxis im täglichen Leben und der Meditationspraktiken als formelle tägliche Übung. Darum geht es: Möglichst häufig wach zu sein für den gegenwärtigen Moment und aus dieser Wachheit heraus gelassen zu handeln.
„Seine Handlungen waren von einer ruhigen Folgerichtigkeit, die mich zutiefst verblüffte“
Schüler über seinen Mentor
Der Alltag als Übung
Dabei ist die Praxis gar nicht so schwierig. Sie können mit kleinen Dingen anfangen und heute schon damit experimentieren und erkunden, wie sich das anfühlt und auswirkt, z.B.:
* Machen Sie ab und zu alltägliche kleine Handlungen und Bewegungen mit klarer Absicht, also mit bewusster Intention, wie z.B. zum Telefonhörer greifen; eine Tasse oder ein Glas ergreifen oder abstellen; eine Tür öffnen; einen Aktenordner aus dem Schrank holen und aufschlagen; den Laptop öffnen oder schließen; das Einschalten des smartphones usw.
* Treffen Sie öfter mal „kleine“ Entscheidungen bewusst statt automatisch, wie z.B. einige Minuten früher als gewohnt eine laufende Aktivität beenden, um zu einem vereinbarten Termin rechtzeitig und ohne Hetzte zu kommen; die Einkaufsentscheidungen im Supermarkt; die Entscheidungen beim Medienkonsum (z.B. Fernsehen) etc.
* Nehmen Sie sich täglich einige Minuten ganz aus den Alltagsabläufen heraus, entkoppeln Sie sich vollständig von dem Antrieb etwas tun, erreichen oder erledigen zu wollen und beobachten Sie einfach eine Weile von Moment zu Moment „was jetzt gerade ist“, was Sie grade wahrnehmen, jetzt, in Ihnen und/oder um Sie herum. Wessen sind Sie sich gerade gewahr? Dabei kann es hilfreich sein, dem Geist ein „Aufmerksamkeitsobjekt“ anzubieten, als Ankerplatz sozusagen. Das kann z.B. die Körperhaltung sein und die sensorischen Empfindungen, die mit der körperlichen Selbstwahrnehmung einhergehen. Ein weiteres beliebtes Objekt für die Sammlung des Geistes ist es z.B. die sensorischen Empfindungen des Hebens und Senkens des Brustkorbs und der Bauchdecke beim Atmen bewusst zu spüren. Wenn Sie sich nicht davon irritieren lassen, dass die Gedanken naturgemäß immer mal wieder abwandern, sondern Ihre Aufmerksamkeit geduldig und gelassen immer wieder zum gegenwärtigen Moment zurückführen, werden Sie evtl. feststellen können, dass das bewusste Verweilen in einer gegenwärtigen Erfahrung über einige Minuten hinweg den Geist beruhigen kann.
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