Früher war er ein «Konzernaffe», heute ist er Hotelier, erreicht Ziele nicht und macht Fehler. Sagt er.
Sie seien der ‹Rockstar der Grand Hotellerie›, stand in der Sonntagszeitung – weshalb?» – «Ich bin das nicht; ‹Rocker› hat was Alterndes, und das mag ich nicht. Aber vielleicht ist die Analogie so gemeint: Der Rockstar wurde zum Star, weil er die etablierte Musik aufgemischt hat. Und ich hab den Anspruch, die Grand Hotellerie nach vorne zu transportieren.» – «Soll der Chef nicht mehr Verkäufer sein als Rockstar?
Der Modeunternehmer muss Hosen verkaufen, der Autokonzernlenker Autos und der Hotelier seine Betten. Wie verkauft man Hotelbetten in Zürich, wo es schon viele gibt?» – «Erstens ist im Unterschied zu den Produkten, die Sie aufgeführt haben, ein Hotel nur in einigen Bereichen anfassbar. Zweitens: Wenn ich das Auto heute nicht verkaufe, steht es immer noch auf dem Hof, und ich kann es auch morgen verkaufen. Das Hotelzimmer aber, das ich heute nicht verkaufe, kann ich erst morgen wieder verkaufen. Das ist ein grosser Unterschied. Aber wir sind gar nicht im Hotelgeschäft. Meine Firma heisst Lifestyle Hospitality & Entertainment [LH & E Group], wir sind im Showgeschäft. Es geht zunächst darum, die unterste Ebene in der Maslow-Pyramide zu befriedigen, damit die Gäste dann für die Befriedigung der Bedürfnisse zuoberst kaufen. Also Essen, Trinken, Schlafen müssen funktionieren, aber wer davon spricht, ist kein Grand Hotelier. Erst wenn man das inszeniert und den Gast in den Mittelpunkt stellt, wird aus dem schnöden Sättigen eine Kunst.»Carsten Rath, 49, ist ein deutscher Hotelier und Unternehmer.
Die Firma LH & E Group, die ihm und einem Geschäftspartner gehört, betreibt die «Kameha Suite» in Frankfurt, ein Veranstaltungslokal, und ist Namens- sowie Servicelizenzgeberin des «Kameha Grand» in Bonn sowie des vor einem Jahr eröffneten Hotels gleichen Namens in Opfikon bei Zürich. Besitzer des Hauses mit rund 250 Zimmern, das nach Raths Vorstellungen gebaut wurde, ist ein UBS-Immobilienfonds; das «Kameha Grand» hat keine Sterne, in meinen Augen kann es als Boutique-Hotel, besonders für Geschäftsreisende, beschrieben werden. Ob das erste Jahr ein erfolgreiches war und ob es sich bei dem Angebot um ein gutes handelt – darüber gehen die Meinungen auseinander. Rath hat mehrere Bücher veröffentlicht, darunter «Sex bitte nur in der Suite – Aus dem Leben eines Grand Hoteliers», ferner ist er Vortragsredner. Er ist verheiratet, hat einen Sohn im Teenageralter, lebt aber seit vielen Jahren alleine, zurzeit im Kanton Thurgau.«Sie geben Fehler zu, zum Beispiel, dass der Eventsaal im ersten Stock Ihres Hotels schwer zu füllen sei, weil er zu wenig sichtbar ist. Oder das Nichterreichen von Zielen – Sie wollten 59 Prozent Zimmerbelegung im ersten Jahr, erreicht haben Sie 50 Prozent.» – «51 Prozent.» – «Die meisten Chefs bestreiten Fehler, weshalb zeigen Sie Schwäche?» – «Wahrheit, nicht Schwäche. Ich fordere von Mitarbeitern, dass sie unterscheiden zwischen Fehlern und Fehlverhalten. Bei Fehlverhalten bin ich unangenehm, bei Fehlern grosszügig. Die gestatte ich mir selbst auch. Nun bin ich Tennisspieler, das heisst, ich mag keine Doppelfehler.» – «Sie sind seit 25 Jahren im Geschäft . . .» – «. . . leider schon länger.» – «Sind Sie gut gefahren damit, einer der wenigen Ehrlichen zu sein?» – «Es gibt viele Kollegen, die ehrlich sind, nur die schlechten lügen. Steh ich gut da vor meinen Investoren? Nein, wenn ich solche ehrlichen Aussagen mache, klingelt schon mal das Telefon, manche sind nicht so happy mit der Wahrheit. Aber die haben mit mir Geschäfte gemacht, so, wie ich bin, das ist ja keine Überraschung.»«Sie haben sich um die vierzig selbständig gemacht – und dann nie mehr so viel verdient wie als Angestellter. Ich wollte kein Konzernaffe mehr sein.» – «Ich hab nie mehr so wenig verdient.» – «Was lief schief?» – «Natürlich hab ich als Angestellter mehr verdient – wenn man selbständig ist, geht alles zurück ins Unternehmen. Natürlich war das nicht das Ziel, aber ich kann das gar nicht vergleichen, früher hat man in Nettoeinkommen gerechnet, heute rechne ich in ganz anderen Bereichen – Geld ist für mich kein Trigger, kein Motivator, Geld ist ein Mittel zum Zweck. Ich hab mich entschieden, nicht mehr ein ‹Como› zu sein – ich hab einen Affen kreiert, der heisst ‹Como›, corporate monkey [etwa Konzernaffe ], das sind die, die am schnellsten auf die Palme klettern, aber nicht zum Erfolg hoch, sondern um die Kokosnuss zu klauen. Und da hatte ich keine Lust drauf.» – «Was ist das Wichtigste, was Sie beim Tennis gelernt haben [er gründete eine Tennisschule mit 17]?» – «Sie müssen den Ball selber aufheben.
Und ich geb Ihnen noch eine zweite Neuigkeit vom Tennis: Es gewinnt immer der, der den Ball einmal mehr übers Netz bringt.»
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Mehr zu Carsten K. Rath? Hier finden Sie etwas:
https://www.speakers-excellence.de/se/blog/kameha-grand/
https://www.speakers-excellence.de/se/blog/service-excellence-asiatische-barbies/