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24. Juni 2016

Elektromobilität: Eine Gefahr für Deutschland?

Elektromobilität: Eine Gefahr für Deutschland?

In den letzten Wochen wurde das Thema Elektromobilität wieder sehr intensiv und mitunter auch kontrovers diskutiert. Die deutsche Bundesregierung hat eine Kaufförderung für Elektroautos und Plug-In Hybride beschlossen, wodurch das bestehende Defizit in Deutschland kompensiert werden soll.

Warum Elektromobilität?
Im Allgemeinen besteht Klarheit darüber, dass die Mobilität der Zukunft ohne die Verbrennung fossiler Ressourcen auskommen muss. Die Verfügbarkeit wird mit der Zeit geringer und die ökologischen Konsequenzen sind verheerend. Wir brauchen Alternativen.

Es erscheint mittlerweile eindeutig, dass der Antrieb der Zukunft elektrisch sein wird. Viele Gründe sprechen dafür: So wird beim Elektromotor die eingesetzte Energie zu über 90% in das umgesetzt, worum es bei Mobilität geht, nämlich in Bewegung. Das Drehmoment wirkt sofort, es gibt keinen ineffizienten Drehzahlbereich, wie bei einem Verbrennungsmotor. Außerdem ist ein Elektroantrieb deutlich weniger komplex, das Gesamtsystem ist weniger anfällig für Ausfälle und die Lebensdauer der Fahrzeuge ist um ein Vielfaches höher.

Offen ist bisher die Frage, ob der Strom für den Elektroantrieb aus einer Batterie, einer Brennstoffzelle oder einer ganz anderen Quelle kommen wird. Derzeit sind die Batterie und die Brennstoffzelle die vielversprechendsten Konzepte. Während der amerikanische Elektroauto-Pionier Tesla sowie der japanische Hersteller Nissan auf die Batterie setzen, favorisieren Unternehmen, wie Toyota und Hyundai, die Brennstoffzelle.

Ist die Elektromobilität ein Allheilmittel?
Sicher hat auch die Elektromobilität Schwächen. Ein großer Kritikpunkt ist immer wieder die Quelle, aus der der Strom kommt. Hier ist es in der Tat korrekt, dass der Strom aus einem Kohlekraftwerk dreckig ist. Ob bei der Verwendung von Kohlestrom ein E-Auto wirklich dreckiger als ein Fahrzeug mit Verbrennungsmotor ist, muss dennoch bezweifelt werden. Man muss auch berücksichtigen, dass ein großer Energieeinsatz nötig ist, um Benzin und Diesel zu erzeugen, also zu fördern und zu raffinieren. Außerdem muss der hergestellte Kraftstoff dann noch zur Tankstelle befördert werden. Diese Aspekte werden bei derartigen Betrachtungen meist außer Acht gelassen.

Der entscheidende Punkt ist, dass es bei der Elektromobilität grundsätzlich möglich ist, voll regenerativ zu sein, was bei der Verwendung eines Benzin- und Dieselmotors grundsätzlich ausgeschlossen ist.

Ein weiterer Kritikpunkt bei der neuen Form des Fahrens ist die ökologische Belastung bei der Herstellung der Batterien. Laut einer Untersuchung der Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (EMPA) in der Schweiz fällt der ökologische Fußabdruck einer Lithium-Ionen-Batterie weit besser aus als erwartet. Demnach dürfe ein Auto mit konventionellem Antrieb nicht mehr als 4 Liter Benzin pro 100km verbrauchen, um mit der Energiebilanz eines Elektroautos gleichzuziehen. Darüber hinaus kann eine Batterie in weiten Teilen recycelt werden und die Anwendung des Batterieblocks als heimischer Stromspeicher, nach seiner Zeit im Elektroauto, ist ebenfalls denkbar. Der amerikanische Hersteller Tesla arbeitet daran, bei schwächer werdenden Batterien die fehlerhaften Zellen zu lokalisieren und diese gezielt zu ersetzen. Dadurch muss nicht mehr der gesamte Batterieblock getauscht werden, sollten nach einigen Jahren Batterieverluste auftreten.

Paradigmenwandel erforderlich.
Die Elektromobilität steht nicht nur für einen technischen Wandel, sondern auch für einen Paradigmenwandel bei den Nutzern. Zumindest bei einem batteriebetriebenen Elektrofahrzeug kann man nicht mehr in wenigen Minuten voll aufladen. Daher muss man sich überlegen, wie die Zeit sinnvoll genutzt werden kann, wenn das Fahrzeug sonst nur herumsteht. So kann ein Elektrofahrzeug geladen werden, während man abends zum Essen geht oder zuhause in seinem Bett schläft. Es gibt bereits heute viele Möglichkeiten nachzuladen, auch wenn diese nicht allgemein bekannt und verbreitet sind. Elektromobilität ist keineswegs nur etwas für den urbanen Raum, es funktioniert auch auf Langstrecken und auch bei Vielfahrern.

Die Hersteller von Elektrofahrzeugen müssen lernen, dass das klassische Werkstattgeschäft kleiner wird. Sicher werden auch bei einem Elektrofahrzeug ein neuer Satz Reifen oder neue Stoßdämpfer nötig sein, aber die klassischen Umfänge, wie Abgassysteme, Kraftstofffilter oder der einfache Ölwechsel, entfallen. Da ein Elektrofahrzeug aber weit weniger wartungsintensiv ist, müssen sich die Hersteller auf diesen Wandel frühzeitig einstellen.

Die Gefahr für Deutschland?
Die deutsche Autoindustrie ist gerade dabei, die wohl größte Veränderung in der Branche zu verschlafen. Es ist kaum zu erkennen, dass es Bestrebungen gibt, die überholte Technik durch moderne Ideen abzulösen. Zwar werden vereinzelt Elektro- und Hybridfahrzeuge hergestellt, aber dies dient eher der Schönung der CO2-Flottenbilanz.

Die großen Innovationstreiber sitzen in den USA, Japan, Korea, Frankreich und in China. Die Elektromobilität ist in vielen Ländern, gemessen an Deutschland, schon deutlich weiter verbreitet. Hersteller wie Tesla haben nicht auf Förderungen gewartet, sie haben, neben einem zwar noch hochpreisigen aber dennoch attraktiven Elektrofahrzeug, auch die Infrastruktur in Form ihres eigenen Ladenetzes geschaffen. Dadurch ist die Reichweite kein Thema mehr.

Auch andere Hersteller sind schon viele Jahre aktiv und verfügen über entsprechende Erfahrungswerte. Diese fehlen den deutschen Herstellern. Die deutsche Autolobby täte gut daran, sich eigenverantwortlich für die Zukunft aufzustellen anstatt nach staatlichen Subventionen zu schreien. Die kürzlich beschlossene Kaufprämie, wird die Nachfrage kaum ankurbeln. Es gibt weit intelligentere Anreize, wie beispielsweise die Gestaltung von geldwerten Vorteilen bei E-Fahrzeugen, so dass große Spritfresser als Geschäftsfahrzeuge unattraktiver werden.

Es kommt noch dicker.
Der Wandel in der Antriebstechnik ist aber nur eine Facette der tiefgreifenden Veränderungen. Hinzu kommt die Digitalisierung und Vernetzung der Mobilität. Hersteller wie Apple oder Google drängen bereits mit ersten Testfahrzeugen zum autonomen Fahren in den Automobilmarkt.

Das autonome Fahren wurde vom derzeitigen VW-Vorstand und Ex-Porsche-Chef Mathias Müller letztes Jahr noch als “Hype” bezeichnet, welcher “durch nichts zu rechtfertigen ist”. Mercedes-Benz führt mit der aktuellen E-Klasse in der Luxusausführung eine Art Autopiloten ein, der ein teilweises Selbstfahren des Fahrzeugs ermöglichen soll, und feiert dies als Weltneuheit. Dies ist jedoch nicht korrekt, denn Tesla bietet solche Fähigkeiten schon seit fast einem Jahr in seinem Model S an.

Die Automobilhersteller müssen lernen, dass sie keine Blechbieger und Motorenhersteller mehr sein werden, sondern IT-Unternehmen, die nebenbei auch Autos herstellen. Tesla, Apple, Google und andere haben dies verstanden. Bei den deutschen Herstellern scheint diese Erkenntnis bisher noch nicht angekommen zu sein. Es wird zu klären sein, ob die deutschen Automanager gerade dabei sind, die gleichen Fehler zu machen, wie die Manager der großen Elektrizitätserzeuger RWE, EON & Co., die ganz offensichtlich die erneuerbaren Energien verschlafen haben. Elon Musk, der Gründer von Tesla, sagte einmal: “When it becomes obvious, you’re too late”.

Weitere Informationen zum Thema Elektromobilität und zu Dr. Mario Buchinger erhalten Sie hier: http://www.trainers-excellence.de/redner/mario-buchinger.html

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Eine Antwort

  1. Die Elektromobilität wird kommen, auch wenn es derzeit noch langsam voran geht. Viele Autohersteller wollen natürlich ganz vorne mitmachen. Aber solange der Preis und die Reichweite noch nicht annähernd so gut ist wie bei Benzinern oder Diesel Fahrzeuge, wird sich so ein E-Auto nur ein reicher leisten können. Ich bin gespannt was die Forschung und Entwicklung noch in den kommenden Jahren bringt. Ich denke, dass dann auch die Fahrzeuge erschwinglicher werden.

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