Interview | Ramona Kühne
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Speakers Excellence: Auch wenn Frauen im Boxsport zunehmend populär werden, sind es doch vor allem Männer, die in den Ring treten. Wann haben Sie gemerkt, dass Sie ein Talent zum Boxen haben? Wie sind Sie zum Boxsport gekommen?
Ramona Kühne: Mein Talent zum Boxen habe ich relativ spät erkannt. Ich habe bereits im Alter von 12 Jahren mit Kampfsport, also mit Ju Jutsu angefangen. In der Zeit habe ich festgestellt, dass ich eher ein Wettkampf-Typ bin. Dann bin ich über das Ju Jutsu und das Kickboxen zum Amateurboxen und schließlich zum Profiboxen gewechselt, da mein Trainer und heutiger Ehemann festgestellt hatte, dass ich besser mit den Fäusten arbeite als mit den Füßen. Er sagte immer „Füße seien nur zum Stehen da.“ Somit stellte eigentlich mein Mann fest, dass meine Qualitäten eher im Boxen liegen als beispielsweise im Ju Jutsu.
Speakers Excellence: Wie gehen Sie mit Niederlagen um?
Ramona Kühne: Also das Gute ist, dass ich im Boxen bisher nur eine Niederlage hatte. Natürlich habe ich im Ju Jutsu und Kickboxen weitere Niederlagen erlebt. Und da ist es für mich eigentlich so, dass ich persönlich so ehrgeizig bin, dass ich bei Niederlagen eben versuche den Fehler bzw. den Grund zu suchen, um ihn dann zu verbessern und ihn hinterher eben nicht mehr zu machen. Generell bin ich ein guter Verlierer, beispielsweise in Spielen. Im Kampf allerdings bin ich in dem Fall ein schlechter Verlierer. Mein Wille ist dann so stark, dass ich mir sage „Nein, du darfst jetzt nicht verlieren!“. Und wenn ich mal verloren habe, dann habe ich mir meine Kämpfe angeschaut und die einzelnen Fehler festgestellt. Daraufhin habe ich versucht sie zu verbessern und das nächste Mal nicht mehr zu machen.
Speakers Excellence: Vermutlich funktioniert das in Ihrem Sport auch gar nicht anders.
Ramona Kühne: Ja, also es gibt natürlich auch Menschen, die an so etwas auch zerbrechen und das nicht erkennen, dass man auch mal Fehler macht und dass das dazu gehört. Manche sind dann eben zu ehrgeizig. Die zerbrechen komplett. Das darf man auch nicht zulassen. Man muss schauen, wo waren meine Fehler und dann kommt man meistens auch besser wieder als vorher – hofft man zumindest. Bei mir ist es ja zum Glück im Kampf seltener passiert, sondern ich hatte ja immer wenn dann die körperlichen Niederschläge. Jedoch konnte ich da nichts dafür, da ich diese durch einen Verkehrsunfall erlitten hatte. Aber ich habe danach versucht, dass ich meinen Körper so aufbaue, dass dies nicht mehr passiert.
Speakers Excellence: Wer ist Ihr größtes Vorbild?
Ramona Kühne: So ein richtiges Vorbild, muss ich zugeben, habe ich gar nicht. Also ich bin natürlich Fan von zwei Boxern und zwar sind das Manny Pacquiao und Oscar de la Hoya. Aber so richtige Vorbilder an sich sind es nicht. Ich habe einfach kein richtiges Vorbild, sondern ich bin einfach nur Fan von Boxern. Ich finde das einfach toll, was die machen. Ich bin da natürlich auch so realistisch, dass ich weiß, dass ich an Manny Pacquiao niemals rankomme. Also kann ich mir ihn als Vorbild nicht nehmen.
Speakers Excellence: Diese Menschen inspirieren Sie somit auf beruflicher Ebene. Gibt es denn in Ihrem privaten Umfeld einen Menschen, den Sie für sich als Inspiration oder als Vorbild sehen?
Ramona Kühne: Also mein Mann ist nicht direkt mein Vorbild aber er inspiriert mich, weil er mich einfach super unterstützt und alles möglich gemacht hat. Er ist mit mir den kompletten Weg gegangen. In dem Fall ist er eine Inspiration für mich. Er ist für mich die wichtigste Person in meinem Leben.
Speakers Excellence: Frau Kühne, wie bekommen Sie Berufliches und Privates unter einen Hut in Anbetracht dessen, dass Ihr Ehepartner auch gleichzeitig Ihr Trainer ist? Können Sie Trainer und Partner trennen?
Ramona Kühne: Ich muss zugeben, dass das erste Jahr sehr sehr chaotisch war. Als wir zu Amateurzeiten gemeinsam trainierten, konnte ich es zu Beginn von meiner Seite aus schwer trennen. Es gab Momente, in denen wir in der Trainingsgruppe trainierten und ich ganz schön gezickt habe. In diesen Momenten konnte ich noch nicht unterscheiden, dass er im Training der Trainer ist und zuhause eben mein Ehemann. Aber mit der Zeit habe ich gelernt, dass im Training er der Chef ist. Als Trainer ist er ja auch gegenüber den anderen eine Respektsperson und da musste natürlich auch ich lernen, ihm im Training den Respekt gegenüber zu bringen. Aber das hab ich mit der Zeit eben sehr gut gelernt. Im Training weiß ich, ist er der Boss und zuhause, wie er immer so schön sagt, geht’s jedem Mann gleich, ist die Frau der Boss. Klar unterhalten wir uns auch gerne über das Boxen und generell über den Sport, aber wir tragen keine Vorfälle oder Konflikte, die im Training passiert sind mit nach Hause. Es gibt natürlich Menschen, die können das nicht. Aber wir haben das super gelernt und können das super trennen. Und wenn ich ganz ehrlich bin, kann ich es mir auch nicht mehr anders vorstellen. Ich bin froh, ihn bei all meinen Termine dabei zu haben und dass ich sagen kann, ich nehme den Trainer und meinen Mann mit. So habe ich auch immer ein Stück Familie bei mir.
Speakers Excellence: Das gibt einem sicherlich viel Kraft.
Ramona Kühne: Ja, es gibt einem einfach eine andere Sicherheit, wenn man denjenigen kennt und der einen auch mal lesen kann, ohne dass man direkt mit ihm spricht, als wenn man einfach nur seinen Trainer dabei hat.
Speakers Excellence: Haben Sie schon Pläne oder Ziele für die Zeit nach der Profilaufbahn?
Ramona Kühne: Erstmal möchte ich noch fünf Kämpfe machen und dann ungeschlagen als Weltmeisterin abtreten. Das ist ein Traum, den ich habe. Außerdem hoffe ich, dass es mit der Speaker-Tätigkeit ganz gut klappt und dass ich gut Fuß fassen kann. Das ist so ein Wunsch, den ich habe.
Vielen Dank für das Interview!
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