Marketingguru und Entertainer Dietmar Dahmen rockte das Gartenbaukino und informierte über eine Reihe von „next big things“
Auf der großen Leinwand des Gartenbaukinos durchschlägt Superman (oder ist es Batman?) die Wände. Genauso wie dies, „Bamm, bamm, bamm“, ruft Marketing-Gurru Dietmar Dahmen auf der Bühne, „Gutenberg im 14. Jahrhundert, Edison mit der Glühbirne im 19. Jahrhundert und die Digitalwirtschaft heute durch die Wand rocken“. Es geht darum, die „Ungewissheit zu lieben“ und „für die Suche nach dem Neuem, noch nie Dagewesenen zu brennen“, findet der Bühnenmensch Dahmen.
Rund vier Stunden Entertainment bot Dietmar Dahmen am 9. Oktober in der Dietmar Dahmen (DD) Marketing und Sales Class, der von ihm als DD University bezeichneten Show, vor rund 500 Zusehern im ehrwürdigen Gartenbaukino mit 60er-Jahre-Flair. In seiner ihm eigenen rasanten Art präsentierte der gebürtige Deutsche im ebenso auffallenden Styling wie mitreißender Gestik die aktuellsten Erkenntnisse insbesondere rund um die Themen Daten, Digitalisierung und Internet of Things.
Eine Erkenntnis: „You must understand the core of your business“. Das bedeutet, dass sich Automobilunternehmen heute mit dem Thema Mobilität befassen müssen und ein Uber nicht mehr nur Taxi-App ist, sondern ein Logistikunternehmen der neuen Art. So ist Dahmen überzeugt, dass „Connected Services“ die Zukunft sind.
Außerdem geht es um Simplicity und das Ziel sei es den Konsumenten und User „im Kontext seiner Interessen in real time, also jetzt“ zu erreichen und womöglich „before time“ – also aufgrund der vorhandenen Daten bereits Voraussagen zu treffen, die dem User das Leben vereinfachen und das möglichst „schnell“.
„Daten sind unsere Atmosphäre“
„Daten sind die neue Atmosphäre“, sagt Dahmen, der vor der überdimensionalen Leinwand und ihren übergroßen Projektionen energetisch die Seiten wechselt, mal geht, mal steht und dann wieder die Bühne entlangläuft, während hinter ihm Bilder den Inhalt seiner Rede manifestieren.
Daten als Atmosphäre, weil Daten heute neues Leben gebären, sie hauchen Ideen Energie ein – „alles Business und alle Kraft kommt heute aus Daten“. Parallel dazu, so Dahmen, explodiere das Wissen des Menschen – seit 2010 verdoppelt sich das Wissen des Menschen alle 13 Monate. Davor fand die Wissensverdopplung nur alle 25 Jahre statt und im 19. Jahrhunderte konnte der Mensch sein Wissen gar erst nach 100 Jahren um das Doppelte erhöhen.
Allerdings, hält Dahmen fest, erst die Emotion, bringt den Menschen in Bewegung. Allerdings muss diese auf Vertrauen basieren – und das Vertrauen legt der Mensch heute nicht mehr nur in Menschen und Marken, sondern in Maschinen: „Ich weiß heute, dass mir Checkfelix den billigsten Flug sucht und nicht der Mensch, der im Reisebüro sitzt.“ Das heißt: der Algorithmus trifft die Entscheidung, er weiß mehr.
Auf diesem Wege landet Dahmen in seinem Vortrag schließlich nach einer gut organisierten Mittagspause beim Internet of Things und berichtet von neuesten Entwicklungen, angefangen bei der Smart Watch bis zu Smart Living und Robotik. „Wenn ein anderer (Roboter) Aufgaben übernimmt, kann der Mensch etwas Schöneres machen“, findet Dahmen und wird zum Prediger des Fortschritts und seiner Vorteile für uns alle.
Denn schließlich hätte sich der Bauer auch daran gewöhnt, dass Maschinen seine Arbeit übernehmen, die er vor einem Jahrhundert noch mühsam selbst mit dem Pflug erledigt hat. Fortschritt drives Entwicklung also. So hat etwa der Smart Harbour Hamburg heute seinen Umsatz ohne geografisches Wachstum dank effizenter datengetriebener Kommunikation innerhalb kürzester Zeit verdreifacht. Allerdings gehe es um Kommunikation der Systeme untereinander, Silos seien Verhinderer.
Und so, ein Fazit von Dahmen, treibt die Technologie auch das Marketing, das sich im konstanten Wandel befindet. So sei die Unique Selling Proposition heute die Individual Selling Propositon, da der Algorithmus individuell zugeschnitten wird.
Weitere Trends, die Dahmen aufzählt: Video ist das große Ding. Amazon und andere E-Commerce-Plattformen gehen offline, da sie der Gratisversand Milliarden kostet und damit jeden Gewinn auffrisst. Die Brand muss eine Sache geiler machen – Stichwort Starbucks schlägt Tchibo. Na, dann auf in die nächste (datengetriebene) Dimension.
Über Dietmar Dahmen
Dahmen begann seine Karriere bei den großen Werbeagenturen dieser Welt: Stratege bei Lintas Hamburg vor nunmehr über 20 Jahren, Springer & Jacoby Hamburg, Heye & Partner München und schließlich ab dem Jahr 2000 bei Ogilvy Wien, 2008 machte Dahmen auch kurz Station als CD in der BBDO (heute PKP BBDO). Da war Dahmen bereits „freier CD“ mit seinem 2002 gegründeten „Büro für Werbung“; seit 2011 ist die Digitalagentur ecx.io Dahmens Plattform, wo er als hief Innovation Officer tätig ist. Allein für die Jahre 2014 und 2013 weist seine Homepage über 55 Vorträge, Key-Notes und Seminarauftritte aus – in Deutschland, aber auch USA (Los Angeles) und Indien (Neu Delhi).
[Birgitt Schaller, HORIZONT online]