Bernhard von Mutius: Ja? Nein? Vielleicht? „Entscheidungen erfolgreich treffen“
Der Stadtsaal war am Morgen mit über 500 Unternehmern und Politikern bis auf den letzten Platz besetzt. Veranstalter dieser bedeutenden Veranstaltung (dem 22. Fuldaer Wirtschaftstages) der regionalen Wirtschaft ist die Industrie- und Handelskammer (IHK) Fulda. Deren Präsident Bernhard Juchheim sagte: „Pro Tag werden bewusst oder unbewusst rund 20.000 Entscheidungen getroffen. Ob klug oder unklug, ob richtig oder falsch zeigt sich oft erst im Nachhinein. Tatsächlich werden unsere Entscheidungen von verschiedensten Wahrnehmungen beeinflusst.“
Die Starrheit und Unflexibilität sei es, „die unserer Gesellschaft und unserer Wirtschaft heutzutage zu schaffen macht“, so Juchheim. „Ichbezogenheit und die Angst vor Veränderung lähmen Mitarbeiter und Führungskräfte. Sie können zu Verlustängsten führen“, ist sich der IHK-Präsident sicher. Und er rief dazu auf, sich nicht zurückzulehnen. „Rekordbeschäftigung, niedrige Arbeitslosigkeit, wachsende Reallöhne und steigende
Gewinne führen dazu, an Einsatz nachzulassen. Das darf nicht sein.“ Als Unternehmer müsse man in der Phase einer robusten Wirtschaft seine Firma fit für die Zukunft machen. „Es ist nicht festgeschrieben, dass es immer so gut bleibt, wie es ist.“ Themen gebe es genug: Fachkräftesicherung, Standortsicherung, Gesundheitsförderung in den Unternehmen und die digitale Revolution „Industrie 4.0“.
„Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der Entwicklung einer schlagkräftigen Arbeitsmarke. Das Unternehmen muss nicht nur Markenbewusstein im Vertrieb und Einkauf entwickeln, sondern auch in der Personalakquise.“ Bernhard Juchheim lobte die Region Fulda „als wirtschaftliche und leistungsfähige Region mit vielen guten Unternehmen und hoher Lebensqualität“.
Lernprozesse durch Fehler zulassen
Auch Referent Dr. Bernhard von Mutius sieht in Fehlern großes Lernpotential. Er wolle nicht direkt über Entscheidungsprozesse sprechen, vielmehr gehe es dem Philosophen und Zukunftsforscher darum, über Perspektiven nachzudenken. „Ich will keine Zukunftsprognose abgeben. Wer das verspricht oder versucht, ist ein Scharlatan“, sagte er während seines Vortrages.
Angesichts seiner Annahme, dass wir in einer Übergangszeit von alter in eine neue Welt leben, stünden wir vor einer riesigen Transformation, die entsprechendes Handeln verlange. Drei schwarze Boxen mit Hinweisen hatte Bernhard von Mutius statt einer Power-Point-Präsentation mitgebracht. Ihr Inhalt sollte die benötigten Maßnahmen verbildlichen. Ein Hamsterrad stand für die Routinen, denen Menschen im (Arbeits-)Alltag häufig unterworfen
sind. „Eigentlich mögen wir Neues nicht. Auch Organisationen mögen Neues nicht“, erklärte er. Dennoch sei es in der Zukunft nötig, Routinen zu brechen. Wer in einem Hamsterrad der Routine stecke, habe keine neuen Ideen.
Wichtig sei es zudem, sein Wissen zu teilen. „Eigentlich sind alle Menschen klug. Die einen sind es vorher, die anderen hinterher“, so Bernhard von Mutius. An einem Modell des menschlichen Gehirns erklärte er die Komplexität des Denkapparates. Er habe keine strikten Abteilungen, vielmehr arbeiteten die Bereiche vernetzt zusammen. So sieht von Mutius auch die Unternehmensstrukturen der Zukunft.
Menschen stärken, ihnen die Angst nehmen – das sieht Bernhard von Mutius als weitere wichtige Aufgabe der Führungsetagen. Menschen suchten und wollten demnach Führung. Das Bild des Bergführers nutzte der Referent geschickt. Wer andere stärke, sei letztlich selbst ebenfalls zufriedener und nur mit helfender Führung könne Zusammenarbeit gelingen.
Schließlich könne nach all diesen Schritten ein Hochleistungsteam aber nur dann entstehen, wenn wir dem Anderen das geben, was wir auch gerne hätten und jeden Menschen als Individuum behandeln. Da dieses Ideal jedoch nicht abzubilden sei, blieb Bernhard von Mutius letzte Box leer – ein bisschen Einfallsreichtum sollen die Entscheider ja auch selbst noch mitbringen.